Moral und Remmidemmi
Mit ihrem neuen Album setzt die Band Grossstadtgeflüster neue Standards für die Tanzbarkeit philosophischer Einsichten.
Da muss man erst mal durch. Zur perfiden Ästhetik der Berliner Band Grossstadtgeflüster gehört es, dass sie ihre lyrisch-philosophischen Preziosen hinter schweißtriefenden Schallwänden aus Trash versteckt. Denn klar, solche Tracks bringen jede Großraumdisko von Emmerich bis Eisenhüttenstadt zum Beben: Die Beats zielen direkt aufs zentrale Nervensystem, die Sounds fiepen und hämmern, als wären sie mit Papas altem Atari programmiert, und die Strophen streben so verlässlich in Richtung Mitgröl-Refrain wie eine besoffene Partymeute zum Bierstand. Aber: Die Texte, die Jen Bender vor dieser Kulisse aus Kirmes-Rave deklamiert, schreit und gelegentlich auch singt, gehören zum Komischsten und Klügsten, was man sich bei 120 Dezibel anhören kann.
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