Okkulter Materialismus
In Das Kapital spukt es, der Kommunismus ist ein „Gespenst“, und Dialektik wirkt wie Zauberei. War Marx ein Geisterseher?
Unter christlichen Rechten kursiert das Gerücht, Karl Marx sei Satanist gewesen. Schon im Kalten Krieg behauptete der rumänische Geistliche Richard Wurmbrand eine intime Beziehung Marxens zum Teufel, wofür ihm ketzerische Jugendgedichte ebenso als Beweise dienten wie Beschreibungen von Zeitgenossen, die Marx mit „Mein lieber Teufel“ anredeten oder ihn gar bei okkulten Ritualen beobachtet haben wollten. Heute ist die Marx-Satan-Verbindung vor allem bei amerikanischen Konservativen ein Thema, die der Logik folgen: An irgendetwas muss man glauben, und wer wie Marx nicht an Gott glaubt, glaubt an den Teufel. Hier könnte die Rechte jedoch einem nicht gerade christlichen Dualismus auf den Leim gegangen sein. Denn es kann durchaus sein, dass Marx nicht an Gott und trotzdem an etwas glaubte, das nicht der Teufel ist – das Mysterium der Wirklichkeit.
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Die sichtbare Hand des Marktes
Es war keine utopische Spukgeschichte: Als Karl Marx und Friedrich Engels in ihrem 1848 erschienenen Manifest jenes „Gespenst des Kommunismus“ beschworen, das Kapitalisten in Enteignungsangst versetzen sollte, war das für sie vielmehr eine realistische Zukunftsprognose. Denn Marx und Engels legten großen Wert darauf, dass es sich im Kontrast zu ihren frühsozialistischen Vorläufern hier nicht um politische Fantasterei, sondern eine geschichtsphilosophisch gut abgesicherte Diagnose handle: Der Weltgeist sieht rot.

Karl Marx und der Klassenkampf
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Die neue Ausgabe: Karl Marx
Für die einen ist Karl Marx Visionär der Freiheit, für die anderen Wegbereiter repressiver Systeme. Wie viel Marx brauchen wir heute? Die neue Sonderausgabe blickt kritisch auf Licht- und Schattenseiten eines Denkers, der keine Utopien bieten wollte, sondern das Werkzeug zur radikalen Kritik der Gegenwart.
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Thomas Müntzer und die Geburt des Kommunismus aus dem Geist der Mystik
Heute vor 500 Jahren wurde Thomas Müntzer in Mühlhausen hingerichtet. Als Rivale Martin Luthers trat er an der Seite der Bauern im Kampf gegen die Knechtschaft an. Sein mystischer Kommunismus könnte auch heute noch in die Zukunft weisen.

Georg Lukács und die Verdinglichung
Im Kapitalismus begegnen uns in „gespenstiger Gegenständlichkeit“ nicht nur Dinge, sondern auch Menschen: Ruft der heute vor 53 Jahren verstorbene ungarische Philosoph Georg Lukács etwa zur Geisterstunde? Wir bringen Licht ins Dunkel.
