Philosophische Freundschaften
Anders als das Klischee vom einsamen Denker vermuten lässt, führten viele Philosophinnen und Philosophen intensive freundschaftliche Beziehungen. Von wahrer Seelenverwandtschaft bis hin zu schmerzhaften Zerwürfnissen war alles dabei. Ein Überblick legendärer Gefährten.
Brüder im Geiste
Michel de Montaigne und Étienne de La Boétie
Ein „inniger Bund“ habe sie vereint, eine Freundschaft, wie sie nur alle drei Jahrhunderte einmal gelinge. So erinnert sich der Philosoph Michel de Montaigne (1533-1592) an seinen Freund Étienne de La Boétie (1530 – 1563), den er im Alter von nur 32 Jahren an eine Seuche verlor. Die beiden Juristen lernen sich mit Anfang 20 am Obersten Gericht von Bordeaux kennen. Montaigne verehrt La Boétie als Autor der Abhandlung über die freiwillige Knechtschaft. Schnell fühlen sie sich geeint in ihrem Plädoyer für Toleranz und kritisches Denken. Als La Boétie in Anwesenheit seines Freundes stirbt, erbt Montaigne dessen Bibliothek – ein Schatz humanistischen Wissens, ohne den seine Essais wohl nie entstanden wären. Nur die geistige Freundschaft sei vollkommen, schreibt Montaigne, während die „geschlechtliche Liebe“ ende, sobald sie vollzogen sei. Ein Rezept für eine solche Freundschaft gebe es nicht. Gefragt nach dem Grund, der ihren Bund so innig gemacht habe, sagt Montaigne nur eines: „Weil er er war, weil ich ich war.“
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