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Bild: IMAGO / NurPhoto

„Alles steht Kopf 2“: Sind alle unsere Gefühle gut?

Ariane Nicolas veröffentlicht am 16 Juli 2024 4 min

Im Pixar-Film Alles steht Kopf 2 lernt die Teenagerin Riley neue Emotionen wie Neid und Scham kennen. Die Darstellung des jugendlichen Gefühlshaushalts bleibt jedoch erstaunlich lückenhaft. Ausgespart wird etwa die Bedeutung gesellschaftlicher Erwartungen und moralischer Vorstellungen.

 

Zweifel, Neid, Ennui (Langeweile), Peinlich, Nostalgie. Das sind die fünf neuen Protagonistinnen und Protagonisten des Pixar-Films Alles steht Kopf 2. Wir begegnen ihnen in Form von Emotionen, die im Kopf der Teenagerin Riley für Action sorgen. Nachdem wir im ersten Teil 2015 bereits die Emotionen ihrer frühen Kindheit kennengelernt haben, sind es nun diese vier Kräfte, die im Kontrollzentrum der Hauptfigur sitzen. Eine große Veränderung für sie und für uns eine Gelegenheit, die Verbindung zwischen inneren Emotionen und Moral zu hinterfragen.


Bisher kannte Riley fünf Emotionen: Freude, Wut, Traurigkeit, Angst und Ekel. Als ein neues Quartett an Emotionen auftaucht, gerät das Seelenleben des Teenagers ins Wanken. Es herrscht allgemeiner Alarm! Eine Emotion gewinnt schnell die Oberhand: der Zweifel. Zweifel ist eine kleine orangefarbene Kreatur mit struppigem Haar und einem wulstigen Mund. Sie verdrängt Freude als vormalige Chefin der Emotionen. Riley ist hin- und hergerissen zwischen ihren Jugendfreundinnen, die nächstes Jahr die Schule verlassen werden, und einer Gruppe ultracooler Hockeyspielerinnen, die sie unbeholfen zu beeindrucken versucht. Das klassische Teenager-Unwohlsein: „Ich bin nicht gut genug“, sagt die innere Stimme des Mädchens immer wieder. Nicht gut genug im Hockey, nicht lässig oder lustig genug... Rileys größte Herausforderung über die Dauer der Handlung besteht darin, diese Zweifel zu zerstreuen und die Freude wieder in den Mittelpunkt zu rücken.


Was ist eine Emotion – das Hauptthema des Films? Eine Emotion ist die körperliche Manifestation eines mentalen Zustandes, auf den auch die Wortherkunft hinweist: „movere“ ist Latein für „bewegen“. Im Gegensatz zu Gefühlen setzen Emotionen voraus, dass etwas im Körper passiert: das Erröten der Wangen, eine plötzliche Bewegung, ein Lächeln, geweitete Augen usw. Emotionen zu unterdrücken ist vor allem deshalb schwierig, weil sie eine Reaktion auf Situationen darstellen, die wir oft nicht verstehen. Trotzdem sollten wir lernen, mit ihnen umzugehen, so eine Lektion in Alles steht Kopf 2. Und zwar ganz egal, um welche Emotion es sich handelt. Die zentrale These des Films scheint also zu lauten: „Alle Emotionen sind gut.“ Die Figur Freude gibt diesen Satz zu Beginn zum Besten, um sich angesichts ihrer neuen Kameraden, die sie kaum unter Kontrolle hat, zu beruhigen.


Sind wirklich alle Emotionen gut? Auf den ersten Blick könnte man geneigt sein, dem zuzustimmen. Wie könnte man es Riley verübeln, dass sie so empfindet, wie sie empfindet? Ist es nicht legitim, wütend zu sein, sich zu langweilen oder vor Freude zu springen, wie sie es tut? Die Prämisse von Alles steht Kopf 2 ist, dass Emotionen die Basis sind, die Grundlage unseres psychischen Lebens, dass sie von unserer Vitalität und unserer authentischen Persönlichkeit zeugen und daher als solche kaum disqualifizierbar sind. Riley hat das Recht, Riley zu sein und daher auch das Recht, sich wie Riley zu verhalten und zu bewegen. Selbst wenn einige Emotionen hin und wieder verrücktspielen, können sie durch andere Emotionen wieder eingefangen werden. Ein Beispiel dafür ist der Höhepunkt der Geschichte, in der die Freude (und nicht die Vernunft, wie man vielleicht erwarten würde) den Zweifel besänftigt, als Riley während eines Hockeyspiels eine Panikattacke hat.


In Alles steht Kopf 2 wird das moralische Vokabular („good“) bis zum Überdruss wiederholt, aber von Moral ist nie wirklich die Rede. Warum ist das so? Naheliegend ist die These, dass Riley kein Über-Ich besitzt. Die Teenagerin ist allein in ihrem Gehirn, als ob niemand außer ihr ihr beibringen würde, was im Leben als gut oder schlecht gilt. Die Verbote der Gesellschaft? Die Warnungen der Eltern? Ein eventuell angeborener Sinn für Gut und Böse? Nichts von all dem existiert. Im Kopf der Schülerin gibt es keinen Vorfilter für Emotionen. Anders als der Gründungsvater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, postulierte, ist Riley Herrin im eigenen Hirn, Herrin im eigenen Haus. Wenn sie vor einer Sache Angst hat, dann davor, ungeliebt zu sein, und nicht davor, eine Regel zu missachten. Genau aus diesem Grund ist sie während des gesamten Films nur auf sich selbst wütend. Ein „guter Mensch“ zu sein bedeutet lediglich, eine Person zu sein, die ihre Gefühle beherrschen kann, und nicht, nach einem höheren moralischen Gesetz zu handeln, welches sich beispielsweise aus der Vernunft ergeben würde. 


Dabei ist es  kaum verwunderlich, dass ein animierter Hollywood-Film sich nicht auf das Terrain der Psychoanalyse begibt, eine Disziplin, die wenig konsensfähig und in fast unversöhnliche Lager gespalten ist. Bedauerlich ist hingegen das Fehlen einer Wechselwirkung zwischen den Emotionen einerseits und den psychischen Instanzen andererseits, die für die Modulation – um nicht zu sagen Konditionierung – der Emotionen verantwortlich sind. Diese Modulation findet nicht unterhalb, sondern oberhalb unserer Persönlichkeit statt, nämlich bei ihrer Entstehung selbst. Denn die inneren Erfahrungen sind ebenso sehr, wenn nicht sogar mehr, ein soziales Konstrukt wie eine reine Äußerung unseres Selbst. Insofern können sich manche Emotionen auch als durchaus schlecht erweisen. Diese Verleugnung  der zusammengesetzten Dimension von Emotionen erklärt schließlich auch, warum eine entscheidende Emotion in diesem Werk über einen jugendlichen Gefühlshaushalt komplett fehlt: das Verlangen, oder genauer gesagt, die Erregung. Eine Teenagerin, die rund um die Uhr von Eishockey spricht, aber nie von der Person, die ihr Herz schneller schlagen lässt – das ist eine Geschichte, wie es sie wirklich nur in Hollywood gibt.•
 

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