Der Mensch, ein veraltetes Säugetier?
Bereits vor 60 Jahren prophezeite der französische Paläontologe André Leroi-Gourhan das Internet, KI und virtuelle Welten als Endpunkte menschlicher „Exteriorisierung“. Doch was bleibt, wenn wir an unsere Evolutionsgrenzen stoßen?
Im Jahre 1964 war das Internet nicht einmal ein ferner Traum. In diesem Jahr begann die U.S. Air Force, unter strenger Geheimhaltung ein dezentrales Netzwerk der digitalen Informationsübertragung zu entwickeln. Dass es einmal für zivile Zwecke genutzt werden könnte, lag außerhalb jeder Vorstellung. Nur ein französischer Wissenschaftler, der sich schwerpunktmäßig mit Knochen- und Werkzeugfunden der Altsteinzeit beschäftigte, behauptete im gleichen Jahr und ohne jede Kenntnis der militärischen Forschung: „Schon in naher Zukunft wird eine gewaltige ‚Magnetothek’ mit elektronischer Selektion eine vorsortierte und augenblicklich zur Hand stehende Information bieten.“
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Weitere Artikel
Locke-Welten, Hobbes-Welten
Westeuropa und Russland lebten bislang in verschiedenen Politikwelten. Doch nun zwingt der Ukrainekrieg Europa zurück in eine Hobbes-Welt, von der es seit 1945 nichts mehr wissen wollte.

Die TikTokisierung der Welt
Der physische Raum folgt zunehmend der Ästhetik und Funktionslogik virtueller Welten: Einerseits werden Objekte aus dem virtuellen Raum „importiert“. Andererseits wird der öffentliche Raum wie ein Reel konsumiert.

Wie wir tätig sind
Seit der Antike begriff die Philosophie die am Denken ausgerichtete „Vita contemplativa“ als höchste Form menschlicher Existenz. Hannah Arendt allerdings legte den Akzent auf das tätige Leben, die „Vita activa“. Und unterscheidet drei Grundformen, in denen sich die Bedingungen menschlicher Existenz ausdrücken: Arbeiten, Herstellen und Handeln.

Daft Punk: Letztendlich doch menschlich?
Am Montag löste sich das ikonische Elektro-Duo Daft Punk auf. Kein Wunder, leben wir doch nun in genau der Welt, die die beiden Robotermusiker die letzten 28 Jahren in Ihren Tracks und Videos prophezeiten.

Schwindel der Freiheit
Der Titel der Kurzdokumentation Zehn-Meter-Turm (Regie: Axel Danielson und Maximilien Van Aertryck) ist Programm: Gezeigt werden Menschen auf der Plattform des Sprungturms, die sich noch nie zuvor aus so großer Höhe herunter gewagt haben. Der Film offenbart sich als eindrückliches Sinnbild menschlicher Angst und Freiheit, wie sie bereits der Vordenker der Existenzphilosophie, Søren Kierkegaard, beschrieben hat.

Jan Assmann: „Es gibt keine wahre Religion“
Ägypten ist die eigentliche Wiege der europäischen Kultur, monotheistische Religionen neigen zur Gewalt, der Holocaust wird die Religion der Zukunft. Der Ägyptologe Jan Assmann gehörte zu den thesenstärksten Kulturtheoretikern unserer Zeit. Nun ist er im Alter von 85 Jahren gestorben. 2013 führten wir ein Gespräch mit dem Mann, dessen Gedächtnis mehr als 6000 Jahre in die Vergangenheit reicht.

Kann uns die Liebe retten?
Der Markt der Gefühle hat Konjunktur. Allen voran das Geschäft des Onlinedatings, welches hierzulande mit 8,4 Millionen aktiven Nutzern jährlich über 200 Millionen Euro umsetzt. Doch nicht nur dort. Schaltet man etwa das Radio ein, ist es kein Zufall, direkt auf einen Lovesong zu stoßen. Von den 2016 in Deutschland zehn meistverkauften Hits handeln sechs von der Liebe. Ähnlich verhält es sich in den sozialen Netzwerken. Obwohl diese mittlerweile als Echokammern des Hasses gelten, strotzt beispielsweise Facebook nur so von „Visual-Statement“-Seiten, deren meist liebeskitschige Spruchbildchen Hunderttausende Male geteilt werden. Allein die Seite „Liebes Sprüche“, von der es zig Ableger gibt, hat dort über 200 000 Follower. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich eine Liebesbotschaft auch ins Zimmer stellen. „All you need is love“, den Titel des berühmten Beatles-Songs, gibt es beispielsweise auch als Poster, Wandtattoo, Küchenschild oder Kaffeetasse zu kaufen.
Freundliche Übernahme
Dank künstlicher Intelligenz lassen sich Gesichter mittlerweile so einfach und billig generieren, dass wir im Netz schon bald auf Unmengen von Fake-Menschen stoßen könnten. Doch liegt darin auch die Chance, alle sozialen und ökologischen Probleme auf einen Schlag zu lösen. Eine Glosse von Nils Markwardt.
