Experten für Weltliebe
Fachleute sind besonders gut darin, eine düstere Zukunft zu beschwören: eine Welt ohne Frieden, Wahlen und Golfstrom. Wer das verhindern will, sollte vielleicht nicht immer auf die Schwarzmaler hören.
Die Funktion von Experten, sie scheint derzeit vor allem darin zu bestehen, Angst einzujagen. In der sommerlichen Hängematte, jüngste Gespräche auf und vor allem hinter den Bühnen noch lebhaft im Kopf, fiel es nicht leicht, die Balance zu wahren. Da war, zum Beispiel, der bekannte Professor für Geopolitik. Noch backstage erinnerte er mich an die Bemalung der ersten russischen Panzer gen Ukraine. „Na Берлин“, also „nach Berlin“ habe auf diesen gestanden. Wobei es, fügte er hinzu, ein schlichtes Gebot praktischer Vernunft sei, Menschen erst einmal zu glauben, was sie so von sich gäben.
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Die sichtbare Hand des Marktes
Es war keine utopische Spukgeschichte: Als Karl Marx und Friedrich Engels in ihrem 1848 erschienenen Manifest jenes „Gespenst des Kommunismus“ beschworen, das Kapitalisten in Enteignungsangst versetzen sollte, war das für sie vielmehr eine realistische Zukunftsprognose. Denn Marx und Engels legten großen Wert darauf, dass es sich im Kontrast zu ihren frühsozialistischen Vorläufern hier nicht um politische Fantasterei, sondern eine geschichtsphilosophisch gut abgesicherte Diagnose handle: Der Weltgeist sieht rot.

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Die Liste der Dinge, die Künstliche Intelligenzen besser können als Menschen, wächst stetig. Nach Erfolgen in den Denksportarten wie Go und Schach hat ein Roboter nun erstmals Profispieler im Curling geschlagen. Manche Experten sehen darin einen Durchbruch für autonome KIs. Der Philosoph Jan Slaby ist hingegen skeptisch. Die Potentiale der Zukunft lägen vielmehr in hybriden Systemen.

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Die Strömung und wir
Jüngst fanden Forscher heraus, dass sich die Geschwindigkeit des Golfstroms in den letzten 40 Jahre um 4 % reduziert hat. Bereits 1800 machte der Historiker Jules Michelet auf die Wichtigkeit von Meeresströmungen für das globale Klima aufmerksam.

Wer sind "Wir"?
Als Angela Merkel den Satz „Wir schaffen das!“ aussprach, tat sie dies, um die Deutschen zu einer anpackenden Willkommenskultur zu motivieren. Aber mit der Ankunft von einer Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis stellt sich auch eine für Deutschland besonders heikle Frage: Wer sind wir eigentlich? Und vor allem: Wer wollen wir sein? Hört man genau hin, zeigt sich das kleine Wörtchen „wir“ als eine Art Monade, in der sich zentrale Motive zukünftigen Handelns spiegeln. Wir, die geistigen Kinder Kants, Goethes und Humboldts. Wir, die historisch tragisch verspätete Nation. Wir, das Tätervolk des Nationalsozialismus. Wir, die Wiedervereinigten einer friedlichen Revolution. Wir, die europäische Nation? Wo liegt der Kern künftiger Selbstbeschreibung und damit auch der Kern eines Integrationsideals? Taugt der Fundus deutscher Geschichte für eine robuste, reibungsfähige Leitkultur? Oder legt er nicht viel eher einen multikulturellen Ansatz nahe? Offene Fragen, die wir alle gemeinsam zu beantworten haben. Nur das eigentliche Ziel der Anstrengung lässt sich bereits klar benennen. Worin anders könnte es liegen, als dass mit diesem „wir“ dereinst auch ganz selbstverständlich „die anderen“ mitgemeint wären, und dieses kleine Wort also selbst im Munde führen wollten. Mit Impulsen von Gunter Gebauer, Tilman Borsche, Heinz Wismann, Barbara Vinken, Hans Ulrich Gumbrecht, Heinz Bude, Michael Hampe, Julian Nida-Rümelin, Paolo Flores d’Arcais.
Das neue Feuer
Künstliche Intelligenz ruft oft zwei grundsätzlich unterschiedliche Reaktionen hervor: Euphorie ob all der utopischen Möglichkeiten. Oder Schwarzmalerei und das prophezeite Ende der Menschheit. Philosophisch besehen lässt sich allerdings ein differenzierteres Bild zeichnen.
