Kant und der Geschmack
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Auch Kant war der Überzeugung, dass unsere ästhetischen Urteile subjektiv und nicht rational sind. Dennoch erwarten wir die Zustimmung unserer Mitmenschen, wenn wir etwas schön finden. Wieso?
Als nach über einem Jahr des Lockdowns die Museen und Kunstgalerien wieder öffneten, konnte man die Erfahrung einer viel intensiveren Bildwahrnehmung als zuvor machen: Vor einem Bild, das nach der langen Zeit endlich wieder zu sehen war (bei mir war es Mühle im Sonnenlicht von Piet Mondrian von 1908), konnte man spüren, wie einen das Gemälde ergreift. Seine Präsenz vor uns löst in unserem Inneren ein Geschehen aus, das wir nicht mit Worten beschreiben können. Doch worin liegt diese verwandelnde Kraft des Schönen? Und wie kommt es, dass wir – obwohl wir dieses Gefühl mit Worten nicht beschreiben können – trotzdem von anderen erwarten, dass sie das Bild schön finden? Von diesen Fragen handelt Kants Kritik der Urteilskraft.
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