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Bild: © Privatsammlung Bettina Blumenberg/Suhrkamp

Klassiker

Blumenberg und die Wirklichkeit

Hannes Bajohr veröffentlicht am 19 Mai 2022 8 min

Für Hans Blumenberg hat jede Epoche ihre eigene Wirklichkeit, die durch das Studium ihrer Metaphern entschlüsselt werden kann. Um nämlich mit den übermächtigen Realitäten fertigzuwerden, erzählen sich die Menschen seit jeher Geschichten, aus denen die Geschichte hervorgeht.

 

„Human kind / Cannot bear very much reality“, heißt es in einem Gedicht von T. S. Eliot. „Der Mensch / Verträgt nicht sehr viel Wirklichkeit“, das könnte auch als Motto über den Schriften des Philosophen Hans Blumenberg (1920 – 1996) stehen. In einem geradezu unüberschaubar vielfältigen und vielthematischen Werk näherte er sich über die knapp 50 Jahre seiner philosophischen Karriere hinweg der Wirklichkeit von verschiedenen Seiten. Ganz abstrakt tat er das mit der Frage, was das Wort „Wirklichkeit“ denn eigentlich bezeichnet und wie sich ihre Erfahrung historisch wandelt. Konkret wandte er sich den Metaphern und Begriffen, Fabeln und Geschichten zu, mit denen Menschen versuchen, diese Wirklichkeit zu benennen und zu verarbeiten. Und geradezu existenziell wurde er, als er in seinem Buch Arbeit am Mythos (1979) zum Schluss kam, der Mensch versuche stets, dem übermächtigen, gnadenlos auf ihn einströmenden „Absolutismus der Wirklichkeit“ zu entkommen.

Blumenberg, geboren 1920 in der Hansestadt Lübeck, machte schon früh Erfahrungen mit einem solchen Absolutismus, mit der übermächtigen auf den Einzelnen einbrechenden Realität. Aufgewachsen als einziges Kind in einem gutbürgerlichen Haushalt, verlebte er zunächst eine behütete Kindheit, immer unterstützt durch seine Eltern, die die Begabung ihres Sohnes erkannten und förderten. Seit den Nürnberger Gesetzen galt Blumenberg allerdings als „Mischling“, denn seine Mutter war vor ihrer Heirat vom Judentum konvertiert. So war er bereits in der Schulzeit Schikanen ausgesetzt und nach dem Abitur wurde ihm verboten, an einer deutschen Universität zu studieren. Er wich zunächst auf katholische Hochschulen aus, bis 1940 auch das nicht mehr ging; seine philosophische Ausbildung musste er abbrechen.

Unterschlupf fand er im Werk von Heinrich Dräger, einem Lübecker Fabrikanten, der Sauerstoffgeräte und im Zweiten Weltkrieg Gasmasken herstellte. Dräger beschäftigte „Mischlinge“ wie Blumenberg und konnte sie so vor dem Zugriff der Nazis schützen. Aber auch das ging irgendwann nicht mehr: Im Februar 1945 wurde Blumenberg verhaftet und ins „Sonderlager Zerbst“ bei Dessau deportiert. Dort musste er bei unzureichender Ernährung Schwerstarbeit verrichten; seine Mithäftlinge wurden misshandelt, was ihm glücklicherweise erspart blieb. Schließlich gelang ihm die Flucht und er konnte sich in den letzten Wochen des Krieges auf einem Dachboden versteckt halten, bis die britischen Truppen Lübeck befreiten.

 

Die Realitäten ändern sich

 

Nach dem Krieg schloss Blumenberg in Windeseile seine Dissertation und Habilitation ab und bekleidete ab 1957 Professuren in Kiel, Hamburg, Gießen, Bochum und schließlich Münster. Dort starb er 1996, in seinen letzten Jahren ganz zurückgezogen in seiner „Schreibhöhle“ im Vorort Altenberge lebend. Der Philosoph Odo Marquard berichtete, Blumenberg habe schließlich nur noch sechs Tage die Woche geschlafen und vor allem nachts gearbeitet. In seinem letzten Buch Höhlenausgänge (1989) lobte Blumenberg die Höhle als schützendes Refugium des frühen Menschen. Sie bot einen Rückzugsort vor der überwältigenden und erschreckenden Wirklichkeit, die er auch am eigenen Leibe gespürt hatte. Zunächst galt Blumenbergs Interesse aber der Geschichte der Wirklichkeit. Dass Wirklichkeit überhaupt eine Geschichte hat, gehört zu seinen überraschenden und überraschend produktiven Einsichten. Denn nicht jede Epoche nimmt ihre Wirklichkeit auf dieselbe Weise wahr, weshalb Vergleiche zwischen ihnen immer nur bis zu einem gewissen Grad tragen.

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