Curtis Yarvin: „In meinem Dream-Team würde Trump die Punchlines loslassen, während ein anderer die Regierungsgeschäfte führt“
Der Informatiker, Politiktheoretiker und Vance-Vordenker Curtis Yarvin ist Amerikas bekanntester Monarchist. Im Interview spricht er über die kommunistischen Staaten von Amerika, Friedrich den Großen als Vorbild und seinen Plan für Gaza.
Sie waren nicht von Anfang an ein Intellektueller. Wie sind Sie zur politischen Theorie gekommen?
Mein Vater ist Doktor der Philosophie. Vielleicht ist die Manie ja erblich. Ich habe aber nur eine Ausbildung zum Ingenieur. Ich habe in den 1990er-Jahren an der Brown University Informatik studiert – was mich vor der französischen Philosophie der 1980er-Jahre bewahrt hat, die damals sehr en vogue war. Derrida und Foucault sind exzellente Autoren, aber ich fand sie immer etwas überholt. Mein natürlicher Hang geht zum Angelsächsischen, Liberalen. Mein Lieblingsschriftsteller war Mark Twain, der gern die Finsternis zerriss, statt weitere Dunkelheit hervorzubringen. Anschließend habe ich die österreichische Schule der Wirtschaftswissenschaften entdeckt, mit Autoren wie Ludwig von Mises und seiner Abhandlung Human Action (Yale University Press, 1949) über das menschliche Handeln. Dieser Text von unglaublicher Strenge beginnt mit einfachen philosophischen Fragen: Wie handeln wir? Was wollen wir? Wie ordnen wir unsere Vorlieben ein? Er hat mich in die politische Philosophie eintauchen lassen.
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Silicon Monarchy
Der Software-Entwickler und Blogger Curtis Yarvin will die USA in eine Monarchie verwandeln, die wie ein Startup geführt wird. Sein Schüler J. D. Vance könnte bald als Vizepräsident ins Weiße Haus einziehen.
Gibt es einen guten Tod?
Es ist stockdunkel und absolut still. Ich liege auf dem Rücken, meine gefalteten Hände ruhen auf meinem Bauch. Wie zum Beweis, dass ich noch lebe, bewege ich den kleinen Finger, hebe ein Knie, zwinkere mit den Augen. Und doch werde ich, daran besteht nicht der geringste Zweifel, eines Tages sterben und wahrscheinlich genauso, wie ich jetzt daliege, in einem Sarg ruhen … So oder so ähnlich war das damals, als ich ungefähr zehn Jahre alt war und mir vor dem Einschlafen mit einem Kribbeln in der Magengegend vorzustellen versuchte, tot zu sein. Heute, drei Jahrzehnte später, ist der Gedanke an das Ende für mich weitaus dringlicher. Ich bin 40 Jahre alt, ungefähr die Hälfte meines Lebens ist vorbei. In diesem Jahr starben zwei Menschen aus meinem nahen Umfeld, die kaum älter waren als ich. Wie aber soll ich mit dem Faktum der Endlichkeit umgehen? Wie existieren, wenn alles auf den Tod hinausläuft und wir nicht wissen können, wann er uns ereilt? Ist eine Versöhnung mit dem unausweichlichen Ende überhaupt möglich – und wenn ja, auf welche Weise?
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