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Bild: Political-Moments (Imago)

Peter Sloterdijk und Robert Habeck im Gespräch

Der Beginn einer neuen Bewegung?

Johan Wientgen veröffentlicht am 12 Juni 2023 5 min

Auf der phil.COLOGNE sprach Wirtschaftsminister Robert Habeck mit dem Philosophen Peter Sloterdijk. Trotz grundsätzlicher Differenzen in ihrem philosophischen Fundament, sind sich die zwei erstaunlich einig. Ein Hinweis auf eine neue Allianz gegen die klimatische Apokalypse?

 

Mindestens seit Sokrates steht die Philosophie auf der Agora, auf dem Marktplatz im Zentrum des politischen Geschehens. Zwar ist sie dort stets in ihrer Rolle Außenseiterin, doch genau dadurch kann sie, so die Hoffnung, die Gesellschaft mit sich selbst konfrontieren. An dieser Aufgabe versucht sich die phil.COLOGNE mit ihrem aktuellen Programm noch viel stärker als die letzten Jahre. So diskutieren in Köln Bundeskanzler Scholz mit dem Sozialphilosophen Axel Honneth, Sarah Wagenknecht mit dem Historiker Per Leo, auch Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, der ehemalige Innenminister Gerhard Baum und die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sind zu Gast. Und eben der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der mit dem Philosophen Peter Sloterdijk über dessen kürzlich erschienenes Buch Die Reue des Prometheus redet. Der Moderator dieses Abends, der österreichische Philosoph Armen Avanessian, zieht hieraus sogleich eine vielleicht etwas zu optimistische Konsequenz: „Wenn ich meinen Job gut mache, kriege ich nächstes Jahr Bismarck und Nietzsche“. Die phil.COLOGNE ist also, das wird an diesem Abend deutlich, kein reines Philosophiefestival, sondern ein Festival des Gesprächs zwischen Philosophie und Politik.

Und dieses Gespräch im Großen Sendesaal des WDR hat es in sich. Die leitende Thematik des Abends ist das Verhältnis menschlicher – und das heißt für Habeck: republikanischer — Freiheitsrechte und unseres Umgangs mit fossiler Verbrennung. Im Grunde also die alte philosophische Frage nach politisch-sozialen Beteiligungsmöglichkeiten und deren materiellen Grundlagen. Beide sind sich einig darin, dass erst die industrielle Revolution und die mit ihr einhergehende Befreiung der Menschen vom Joch täglicher körperlicher Arbeit in den westlichen Gesellschaften zur Durchsetzung umfassender persönlicher Rechte — und damit auch einem dramatisch erhöhten Energieverbrauch – für alle führen konnte. 

 

Futurismus und radikale Vorschläge

 

Uneinig sind sie sich jedoch darin, ob diese Freiheiten durch technologische und supranationale Lösungen erhalten oder gar ausgebaut werden können (Habeck), oder ob sie so sehr auf der Ersetzung menschlicher Sklavenarbeit durch pyrotechnische und fossile Maschinen beruhen, dass sie zumindest teilweise angesichts der nahenden Katastrophe aufgegeben werden müssten (Sloterdijk). So redet Habeck mehrfach über internationale Abkommen und thematisiert futuristische Lösungen wie die Speicherung von CO2 in künstlichen Korallenriffen am Meeresgrund. Sloterdijks Ideen hingegen sind schwieriger mit der bestehenden Ordnung vereinbar: Will man die natürlichen Ressourcen, die sich nunmal nicht an Grenzen halten, wirklich schützen, dann ist dies beispielsweise aus „rein organisationstechnischen Gründen“ nicht mit dem aktuellen nationalstaatlichen System vereinbar. Die notwendige Konsequenz einer „Helvetisierung“ der Weltordnung (mit dieser metaphorischen Formulierung meint Sloterdijk schlicht die Verkleinerung staatlicher Gebilde) wird von Habeck mit einem „entschiedenen Jain“ als zu radikal abgestempelt. Es gäbe, so Habeck, „keinen Zwang, feudal zu werden, um das Klima zu retten“.

Trotz dieses Dissenses, der gewiss mit der Rollenverteilung der jeweiligen Professionen zu tun hat, versucht Habeck die gesamten 90 Minuten hindurch bewusst, sich nicht nur als Minister, sondern auch als Theoretiker ins Spiel zu bringen. So wird sich unter anderem auf Hans Jonas berufen, nur um diesen danach ebenso fundiert zu kritisieren: Die in Das Prinzip Verantwortung formulierte „Hegemonie der Natur in sich selbst“ sei letztendlich eine religiöse Figur: „Das ist Romantik, aber nicht mehr aufgeklärte Gesellschaft“. Am Ende, so Habeck mehrmals, gehe es immer um den Menschen, der abhängig ist von einer intakten Natur. Im letzten Drittel der Veranstaltung tritt jedoch vermehrt der politische Sprachduktus des Vizekanzlers hervor. Man brauche im Klimaschutz mehrheitsfähige Schritte, denn „Aushandlungsprozesse sind das Wesen der Demokratie“. Diesen so wahren wie unoriginellen Phrasen hat Sloterdijk nur eins entgegenzusetzen: „Wir dürfen uns vom Status quo nicht zu sehr verzaubern lassen“. Diese Radikalität ist vielleicht der eigentliche Sloterdijk, auch wenn es wie ein Bruch im Denken des oft als konservativ charakterisierten Philosophen scheint. Denn, wie der 75-jährige über sich selbst sagt: „Nur die Menschen an der Schwelle des Todes sind wirklich frei“. Womit er meint: Frei zu denken. 

 

Rettendes Bündnis?

 

Dass sich die beiden trotz kleinerer Reibungen sowohl in der Zustandsbeschreibung als auch in der grundsätzlichen Handlungsnotwendigkeit angesichts der nahenden klimatischen Katastrophe einig sind, könnte exemplarisch für eine größere Bewegung stehen. Denn es könnte sein, dass sich in der Tat ein Bündnis zu bilden anfängt, das bereit ist, über die Gräben des (meist aus den USA importierten) leeren Kulturkampfes hinweg gemeinsam die wirklich existenziellen Probleme der Klimakrise anzupacken. Ein Bündnis, für das Habecks und Sloterdijks im Einklang stattfindendes Gespräch auf der phil.COLOGNE ein Vorbote sein könnte. Diese Einheit von konservativem – und das hieß ja ursprünglich auch einmal: bewahrendem – Kulturpessimismus und grünem Nachhaltigkeitsbestreben mag auf den ersten Blick befremdlich wirken. Sie könnte aber gelingen. Wenn der moderne Konservativismus – so wie Sloterdijk es tut – aufhören würde, eine kleinbürgerliche Auto-Gesellschaft zu konservieren und sich stattdessen auf das Bewahren der positiven alten Werte wie Gemeinschaft, kleine, aber enge Sozialstrukturen und natürliche Ressourcen fokussieren würde. Dieses Bündnis wäre also vielleicht genau die lagerübergreifende Allianz, die wir brauchen, um die Klimakrise zu bewältigen. 

Verwundern und zugleich hoffnungsvoll stimmen kann nach dieser Debatte besonders eines: Der Konservative Sloterdijk und der grüne Feminist Habeck fanden einen Modus, in dem sie gemeinsam in erhellender Weise, ja geradezu in Einklang miteinander über die zunehmende Bedrohung fossiler Verbrennung reden konnten. Das ist alles andere als selbstverständlich, ist Sloterdijk doch ein Autor, der, trotz einiger grundsätzlich emanzipatorischer Denkfiguren, in seinem Buch von einer zunehmenden Übervorteilung von Frauen in den westlichen Gesellschaften redet, und einen Einsatz für die globale Anerkennung der Rechte von Homosexuellen – in Sloterdijks Worten also „Nichtfortpflanzung“ – als vermeintlichen „Maßstab zivilisierter Ethik“ (S. 57) kritisiert und Habeck ihm in keinem dieser Punkte beispringen würde. Zwar gibt es diesbezüglich einige kleine Momente des Dissens zwischen Habeck und Sloterdijk, jedoch dominiert das genuine gemeinsame Eintreten dieser unterschiedlichen politisch-philosophischen Strömungen für ein einendes Ziel. So sehr, dass sich „Meisterdenker“ und Bundesminister nach der Veranstaltung auf der Bühne lächelnd die Hand geben.•

 

Transparenzhinweis: Das Philosophie Magazin ist Medienpartner der phil.COLOGNE.

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