Die Natur betrachten
An kaum einem Ort kommen wir so zur Ruhe wie in der Natur. Im Wald, am Ufer eines Flusses, auf dem Gipfel eines Berges fallen Ängste und Erwartungen von uns ab. Aber was bedeutet es, die Natur wirklich zu sehen?
Arthur Schopenhauer: Die ewigen Ideen erkennen
Nach Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) wird unsere alltägliche Wahrnehmung durch die Struktur unseres Geistes bestimmt: Die Welt erscheint uns als Ansammlung von Einzeldingen, die in Raum und Zeit verortet sind, in kausalen Beziehungen stehen und in uns Begehren oder Abneigung wecken. Doch diese Formen der Erkenntnis verzerren unsere Sicht auf die Wirklichkeit.
Wenn man hingegen „die ganze Macht seines Geistes der Anschauung hingibt, sich ganz in diese versenkt und das ganze Bewusstsein ausfüllen lässt durch die ruhige Kontemplation des gerade gegenwärtigen natürlichen Gegenstandes, sei es eine Landschaft, ein Baum, ein Fels, ein Gebäude“, könne man die Wirklichkeit in Gestalt der „platonischen Ideen“ erkennen. Statt des einzelnen Apfelbaums, an dem eine Leiter lehnt, mit der man seine Früchte erreichen kann, nimmt man die ewige, ort- und zeitlose Idee des Baumes wahr. Zugleich empfindet man sich selbst nicht mehr als Individuum, das Hunger hat, sondern als „reines Subjekt, als klarer Spiegel des Objekts“. Als solches befindet man sich ebenfalls außerhalb von Raum und Zeit. Letztlich erfährt der Schauende sich in der Kontemplation als eins mit dem Angeschauten – eine Erfahrung, die für Schopenhauer der Wirklichkeit entspricht, da diese in ihrem tiefsten Inneren Manifestation ein und desselben „Willens zum Leben“ ist.
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