Feministische Weltgeschichte
Die Proteste der mutigen iranischen Frauen verweisen uns auf eine Emanzipation, die wir auch hierzulande erst noch realisieren müssen, meint unsere Kolumnistin Eva von Redecker.
Seit Jina Amini am 13. September 2022 von Regierungsmilizen unter dem Vorwand einer sichtbaren Haarsträhne aufgegriffen und anschließend brutal ermordet wurde, reißen im Iran die Proteste nicht mehr ab. „Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte“ urteilt die Journalistin Gilda Sahebi. Das ist ein Anspruch, der sich schlecht mit der westlichen Sicht vereinbaren lässt, dass es sich im Iran um eine bestenfalls nachholende Revolution handle, um die späte Ankunft eines muslimischen Landes im Zeitalter der Frauenrechte. Weltgeschichte aber ist etwas anderes. Sie ist der Durchbruch des Neuen; sie kommt aus der Zukunft. Und das scheint mir, nicht nur aus Respekt vor dem unfassbaren Mut der iranischen Bewegung, ein angemesseneres Verständnis. Wir können von ihrem Mut lernen – denn auch unsere Emanzipation ist noch nicht vollzogen.
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