Gerd Gigerenzer: „Wir sollten die Illusion der Gewissheit verlernen“
Wie können wir uns in einer unsicheren Gegenwart richtig entscheiden? Der Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer über gelingende Kontingenzbewältigung und die Kraft der Intuition.
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Gerd Kempermann: „Die allermeisten Gedanken können ergangen werden“
Wenn Philosophen in Säulenhallen lustwandeln oder auf einsamen Waldspaziergängen dem Gang der Welt nachgrübeln, dann kann der Neurowissenschaftler Gerd Kempermann das erklären: Gehen ist dem Denken zuträglich, weil Gehirne überhaupt erst im Zusammenhang mit der Bewegung entstanden sind.

René Descartes - Unterwegs zur Wahrheit
Gibt es für endliche Wesen wie uns absolute Gewissheiten? Mit den Mitteln der radikalen Skepsis gibt René Descartes (1596-1650) der Philosophie ein neues Fundament und wird zum Vater der neuzeitlichen Philosophie. Sein Diktum des „Ich denke, also bin ich“ macht das menschliche Bewusstsein zum Ausgangspunkt wahrer Welterkenntnis. Das vernünftige, denkende Subjekt wird zum Maßstab allen Wissens. Angeleitet durch klare, den Idealen von Logik und Mathematik verpflichtete Methoden soll es Schritt für Schritt auf dem Pfad des Wissens voranschreiten. Bis heute zeigen sich weite Teile unserer Kultur diesem Erkenntnisideal verpflichtet. Wie auch Descartes’ strenger Dualismus von Leib und Seele in der modernen Psychologie und Neurowissenschaft kräftig nachhallt. Descartes’ Denken markiert den Anfang einer Moderne, deren Ende in Wahrheit noch lange nicht abzusehen ist
Mein Halt
Wie lassen sie sich erkennen, die wahren Säulen unseres Seins, auf die wir uns gerade in unsicheren Zeiten stützen können – und durch die wir die Zuversicht nicht verlieren? Drei Menschen erzählen von ihren Erfahrungen auch jenseits der Coronakrise.

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Élisabeth Badinter: "Wir müssen dem Fanatismus die Stirn bieten"
Im Frühling dieses Jahres, nach den Anschlägen von Paris im November, aber vor dem Attentat am Französischen Nationalfeiertag in Nizza, sprach das Philosophie Magazin mit der Philosophin Élisabeth Badinter über die Bedeutung, die fundamentalistischer Terror für laizistische und demokratische Staaten hat und wie sie damit umgehen können und sollten. Badinter ist Feministin und bedingungslose Anwältin einer strikten Trennung von Kirche und Staat. In der Konfrontation mit der Rückkehr des Fanatismus appelliert sie mit Nachdruck an die Kraft der Vernunft.

Marie-Luisa Frick: „Man sollte Selbstdenken nicht undifferenziert heroisieren“
Corona und Terror rufen die Ideale der Aufklärung wieder auf den Plan und stellen die Demokratie gleichzeitig hart auf die Probe. Die Philosophin Marie-Luisa Frick, deren Buch Mutig denken (Reclam) gerade erschienen ist, erklärt vor diesem Hintergrund, was wir heute noch von den Aufklärern lernen können.

Das Denken im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
Denken zu können, das unterscheidet den Menschen mutmaßlich von allen anderen Wesen. Doch worauf beruht dieses Vermögen? Heißt Denken Rechnen? Besteht sein Wesen in der Fähigkeit, eigene Urteile zu fällen? Oder läge an seinem Grund gar das erotische Begehren nach Weisheit? Vor allem aber: Wie können wir uns in der Kunst des Denkens schulen?
Im Zeitalter immer leistungsstärkerer Denkmaschinen könnte sich an diesen Fragen nicht weniger als die Zukunft unserer Art entscheiden. Höchste Zeit also, gemeinsam darüber nachzudenken
Die Gegenwart genießen
Epikur geht es um das Leben in der Gegenwart. Dabei spielen die Sinnesempfindungen, die stets den Kontakt zur Wirklichkeit herstellen, eine entscheidende Rolle. Seiner Meinung nach ist jeder imstande, sich von seinen unersättlichen Begierden zu befreien, Anlässe für Ängste auszuräumen und so schließlich das Glück zu erlangen, das in der Abwesenheit von Leid besteht