Italien, Politlabor für die Welt
Das Belpaese ist nicht nur Vorbild für Lebensstil, Mode und Essen, sondern auch in der Politik. Wenn dort am Sonntag gewählt wird, sollte man daher genau hinschauen. Ein Sieg der postfaschistischen Kandidatin Giorgia Meloni könnte ganz Europa verändern.
Als die US-Amerikaner Donald Trump zum Präsidenten wählten und damit die Welt in Aufregung versetzten, konnten die Italiener nur müde lächeln. Dass ein Baulöwe und Entertainer das politische Establishment vor sich hertreibt, kannten sie von Berlusconi. Auch dass man ihn nicht loswird, obwohl man ihn abgewählt hat, war ihnen bekannt.
Und als in Zeiten von Corona und Klimawandel die ganze Welt über Expertenherrschaft und Populismus diskutierte, war das für Italiener ebenfalls nichts Neues. Seit Jahrzehnten werden sie von den Professoren Prodi, Monti und Draghi regiert, die sich mit den Populisten Berlusconi, Grillo und Salvini abwechselten. Zwischen beiden Lagern bestand eine geheime Verbindung, denn sie duldeten keine Abweichung: Der Oberlehrer und der Artikulator des Volkszorns stehen für zwei Wege der Alternativlosigkeit, für Sachzwang und Volksempfinden, für oder gegen Globalisierung, Euro oder harte Corona-Maßnahmen.
Überhaupt Corona: Italien ergriff im Februar 2020 als erstes europäisches Land restriktive Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Andere orientierten sich daran oder erhoben es – wie Giorgio Agamben – zum Feindbild, zur Avantgarde des Lebensschutzes auf Kosten der Freiheit. Zum biopolitischen Moloch, der keine Ideen mehr hat und nur noch das nackte Leben verwaltet.
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