Man kommt nicht als Beauvoir zur Welt
Dass Frauen seit jeher nicht „der Mensch“, sondern das „andere Geschlecht“ sind, hat niemand schonungsloser und wirkmächtiger analysiert und kritisiert als Simone de Beauvoir. Lesen Sie anlässlich des internationalen Frauentages am 08. Februar diesen Text aus der Sonderausgabe Philosophinnen.
Simone de Beauvoir wird am 9. Januar 1908 in Paris geboren. Ihr Vater ist Anwalt, ihre Mutter gehört zum wohlhabenden Bürgertum von Verdun. Die Schulzeit absolviert sie als glänzende Schülerin am Cours Desir, einer katholischen Schule für Töchter aus gutem Hause. Dort lernt sie „Zaza“ kennen, Elisabeth Lacoin, die ihre beste Freundin wird.
Zum Ende des Ersten Weltkriegs muss die Familie wegen des Bankrotts ihres Großvaters Gustave Brasseur die große Wohnung am Boulevard Montparnasse verlassen und in eine kleinere in der Rue de Rennes umziehen. Der Abstieg trifft ihren Vater hart. „Wenn er erklärte: ,Ihr, meine Kleinen, werdet euch nicht verheiraten, ihr müsst arbeiten‘, so lag Bitterkeit in seiner Stimme. Ich glaubte dann, er bedaure uns; aber nein, in dieser unserer arbeitsamen Zukunft las er nur die Bestätigung seines eigenen Versagens.“
Welche Zukunft sieht ihr Vater für die junge Simone? Den „schönsten Beruf“: Schriftstellerin! Er hält sie für nicht weiblich genug („Du hast ein Hirn wie ein Mann“, sagt er ihr immer wieder) und bedauert, dass sie aufgrund ihres Geschlechts nicht die Elitehochschule École polytechnique besuchen kann.
Lama und Biber
In ihrer Jugend verliert Beauvoir zunehmend den Glauben. Die junge Frau emanzipiert sich von dem geistigen Umfeld, in dem sie aufwuchs. Ihr Abitur legt sie 1925 in zwei Fachrichtungen gleichzeitig ab: Mathematik sowie Latein und Sprachen. Ihr freier Geist zieht sie zur Philosophie, aber um ihre Eltern nicht zu verärgern, studiert sie zunächst Mathematik und klassische Philologie. Doch ab 1927 findet sie zu ihrer ersten Liebe, der Philosophie, zurück. Sie schreibt eine Abschlussarbeit über Leibniz und beginnt, sich auf die Agrégation vorzubereiten, die Zulassungsprüfung für Gymnasiallehrer. An der Sorbonne kreuzen sich die Wege von Beauvoir und Jean-Paul Sartre bei einer Veranstaltung von Léon Brunschvicg. „Ich wollte sie unbedingt kennenlernen“, erklärte Sartre. „Ich fand sie immer schön, obwohl sie einen grässlichen kleinen Hut trug, als ich ihr das erste Mal begegnete.“ Von dem Trio, das er gemeinsam mit Paul Nizan und René Maheu bildet, findet Simone ihn am „hässlichsten“ und „schrecklichsten“. Doch sie bewundert ihn.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive
Hier registrieren
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo