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Bild: ullstein bild/Roger-Viollet/Albert Harlingue

Klassiker

Man kommt nicht als Beauvoir zur Welt

Octave Larmagnac-Matheron veröffentlicht am 18 Oktober 2019 7 min

Dass Frauen seit jeher nicht „der Mensch“, sondern das „andere Geschlecht“ sind, hat niemand schonungsloser und wirkmächtiger analysiert und kritisiert als Simone de Beauvoir. Lesen Sie anlässlich des Internationalen Frauentages diesen Text aus der Sonderausgabe Philosophinnen.

 

Simone de Beauvoir wird am 9. Januar 1908 in Paris geboren. Ihr Vater ist Anwalt, ihre Mutter gehört zum wohlhabenden Bürgertum von Verdun. Die Schulzeit absolviert sie als glänzende Schülerin am Cours Desir, einer katholischen Schule für Töchter aus gutem Hause. Dort lernt sie „Zaza“ kennen, Elisabeth Lacoin, die ihre beste Freundin wird.

Zum Ende des Ersten Weltkriegs muss die Familie wegen des Bankrotts ihres Großvaters Gustave Brasseur die große Wohnung am Boulevard Montparnasse verlassen und in eine kleinere in der Rue de Rennes umziehen. Der Abstieg trifft ihren Vater hart. „Wenn er erklärte: ,Ihr, meine Kleinen, werdet euch nicht verheiraten, ihr müsst arbeiten‘, so lag Bitterkeit in seiner Stimme. Ich glaubte dann, er bedaure uns; aber nein, in dieser unserer arbeitsamen Zukunft las er nur die Bestätigung seines eigenen Versagens.“

Welche Zukunft sieht ihr Vater für die junge Simone? Den „schönsten Beruf“: Schriftstellerin! Er hält sie für nicht weiblich genug („Du hast ein Hirn wie ein Mann“, sagt er ihr immer wieder) und bedauert, dass sie aufgrund ihres Geschlechts nicht die Elitehochschule École polytechnique besuchen kann.

 

Lama und Biber

 

In ihrer Jugend verliert Beauvoir zunehmend den Glauben. Die junge Frau emanzipiert sich von dem geistigen Umfeld, in dem sie aufwuchs. Ihr Abitur legt sie 1925 in zwei Fachrichtungen gleichzeitig ab: Mathematik sowie Latein und Sprachen. Ihr freier Geist zieht sie zur Philosophie, aber um ihre Eltern nicht zu verärgern, studiert sie zunächst Mathematik und klassische Philologie. Doch ab 1927 findet sie zu ihrer ersten Liebe, der Philosophie, zurück. Sie schreibt eine Abschlussarbeit über Leibniz und beginnt, sich auf die Agrégation vorzubereiten, die Zulassungsprüfung für Gymnasiallehrer. An der Sorbonne kreuzen sich die Wege von Beauvoir und Jean-Paul Sartre bei einer Veranstaltung von Léon Brunschvicg. „Ich wollte sie unbedingt kennenlernen“, erklärte Sartre. „Ich fand sie immer schön, obwohl sie einen grässlichen kleinen Hut trug, als ich ihr das erste Mal begegnete.“ Von dem Trio, das er gemeinsam mit Paul Nizan und René Maheu bildet, findet Simone ihn am „hässlichsten“ und „schrecklichsten“. Doch sie bewundert ihn.

An einem Nachmittag im Juni 1929 besiegeln sie ihre „notwendige Liebe“ im Tuileriengarten in der Nähe des Louvre. „Schließen wir einen Zwei-Jahres-Pakt“, schlug Sartre vor. „Wir wollten uns rückhaltlos der Neuartigkeit unserer Beziehung hingeben.“ Gemeinsam möchten sie eine neue, freiere Art des Paarlebens erfinden. Sie gibt ihm den Spitznamen „Lama“, er nennt sie „Castor“ (Biber). Im selben Jahr besteht Beauvoir als Zweitplatzierte die Zulassungsprüfung – direkt hinter Sartre.

Nach zwei Jahren Unterricht am Pariser Lycée Victor-Duruy bekommt sie eine Stelle in Marseille. Die Perspektive, sich von Sartre zu trennen, erschreckt sie, doch sie lehnt seinen Vorschlag einer Heirat ab. „Die Ehe verdoppelt die familiären Verpflichtungen und den gesellschaftlichen Ballast. Sie hätte die Beziehungen zur Umwelt verändert und dadurch unweigerlich auch unser Verhältnis.“ Es gelingt ihr, wieder etwas näher an Sartre zu leben, als sie 1931 nach Rouen versetzt wird.

 

Zwischen „kleiner Familie“ und Verlustangst

 

Der Pakt, der die beiden Liebenden vereint, erlaubt ihnen, ihre „zufälligen Liebschaften“, die sogenannte „kontingente“ Liebe, auszuleben. Beauvoir geht Beziehungen zu einigen ihrer Schülerinnen ein, die sie manchmal auch mit Sartre bekannt macht. Und umgekehrt, denn sie verliebt sich in Jacques-Laurent Bost, einen Schüler von Sartre. Sartre wiederum entwickelt eine (nicht erwiderte) Leidenschaft für Olga Kosakiewicz. Die am Ende Bost heiraten wird! Als Duo, Trio oder Quartett bilden die vier Freunde eine „kleine Familie“.

In derselben Zeit probiert Sartre Meskalin aus und treibt dabei das Motto der Phänomenologie auf die Spitze, um „zu den Sachen selbst“ zurückzukehren. Er sucht nach einer „reinen Erfahrung des Erlebten“. Monatelang sieht er sich überall von Krabben und Langusten verfolgt. Beauvoir leidet unter diesen Eskapaden; der Zwei-Jahres-Pakt der beiden ist ausgelaufen, und sie befürchtet, Sartre zu verlieren. „Sie brach regelmäßig in Tränen aus, meistens in der Öffentlichkeit, im Café, und wurde dann dramatisch geschüttelt von lautem, unbeherrschbarem Schluchzen.“

Als Beauvoir 1936 in die Hauptstadt zurückkehrt, arbeitet sie an ihrem ersten Roman Marcelle, Chantal, Lisa …, für den sie jedoch keinen Verleger findet. Sie beginnt eine Affäre mit Bianca Bienenfeld, einer ihrer Schülerinnen. Sartre mischt sich bald in die Geschichte ein. Ein neues Trio entsteht. Bianca hält die Situation und die „Perversität“ der beiden Liebhaber nicht aus, die sie schließlich verlassen. Als Jüdin im besetzten Frankreich steht sie nun allein da, im Stich gelassen von einem Paar, das auf Erfolgskurs ist.

 

Die Zeit der großen Ideen

 

1943: Das Jahr, in dem Sartres großes Werk Das Sein und das Nichts erscheint. Zur gleichen Zeit veröffentlicht Beauvoir ihren Roman Sie kam und blieb, den sie im Café de Flore geschrieben hatte. Inspiriert ist er durch ihre Erfahrungen der Dreiecksbeziehung mit Sartre und Olga. Eingeflochten in die Erzählung sind philosophische Gedanken über Gewissenskonflikte sowie über die Möglichkeit echter Gegenseitigkeit. Zur selben Zeit wird sie vom Schuldienst suspendiert nach einer Anzeige wegen „Verführung Minderjähriger“, die von der Mutter ihrer Schülerin Nathalie Sorokine stammt. Sie wird nie wieder unterrichten. 1944 erscheint ihr erstes philosophisches Buch Pyrrhus und Cinéas, das die Frage untersucht, warum Menschen zur Unrast neigen.

Die Nachkriegszeit ist die Zeit der großen Ideen: Beauvoir wendet sich dem Existenzialismus und dem Kommunismus zu. Gemeinsam mit Sartre, Merleau-Ponty, Leiris, Aron und anderen gründet sie die Zeitschrift Les Temps modernes, die zum zentralen Ort der intellektuellen Diskussion wird. Wenn sie nicht gerade im Ausland ist, wo sie zahlreiche kommunistische Führungspersönlichkeiten trifft (Fidel Castro, Che Guevara, Mao Zedong und andere), schreibt Beauvoir. In Das Blut der anderen (1946) beschäftigt sie sich mit der schwierigen Entscheidung zwischen Résistance und Collaboration während der deutschen Besatzung und der damit verbundenen unaufhörlichen Spannung zwischen Individualismus und Solidarität. Im Jahr darauf erscheint der Roman Alle Menschen sind sterblich, der von einem Mann handelt, der Unsterblichkeit erlangt hat und nach und nach in Zynismus verfällt. Das Bewusstsein über die Verletzlichkeit der Existenz ist Beauvoir zufolge letztlich das, was dem Leben seinen Sinn verleiht. In ihrem Essay Für eine Moral der Doppelsinnigkeit (1947) antwortet sie Kritikern, die behaupten, dass der Existenzialismus als Philosophie der absoluten Freiheit nicht in der Lage sei, eine Moral zu entwerfen.

 

Aus Simone wird Beauvoir

 

Die Veröffentlichung von Das andere Geschlecht macht sie zu einer zentralen Figur des Feminismus. In der ersten Woche werden 22 000 Exemplare verkauft. Das Werk ruft heftige Reaktionen hervor. „Jetzt weiß ich alles über die Vagina Ihrer Chefin“, soll François Mauriac angeblich einem Mitarbeiter der Zeitschrift Les Temps modernes gesagt haben. Der Vatikan setzt das Werk auf den Index. Fünf Jahre später schreibt sie mit Die Mandarins von Paris einen weiteren Bestseller, der den Prix Goncourt erhält. Zwischen den Zeilen erwähnt sie darin auch ihr leidenschaftliches Verhältnis mit dem Schriftsteller Nelson Algren. Dieser kann den Bund zwischen Beauvoir und Sartre nicht länger ertragen und beendet lieber die Beziehung zu Beauvoir. In dem Roman hängt sie der (an Albert Camus inspirierten) Gestalt des Henri Perron eine Gemeinheit an, die ursprünglich Sartre begangen hatte. „Die fragwürdigen Taten aus Sartres Leben wurden großzügigerweise mir angedichtet. Außerdem ist es Müll“, wird Camus in sein Tagebuch schreiben.

Zwischen 1952 und 1958 lebt Beauvoir mit dem Schriftsteller und Filmemacher Claude Lanzmann zusammen in einer Wohnung. Sie veröffentlicht eine Essay-Sammlung mit dem Titel Privilèges (1950), in der sie über die Unfähigkeit privilegierter Schichten nachdenkt, sich ihrer Situation bewusst zu werden. Der bekannteste Aufsatz darin trägt den provokanten Titel Soll man de Sade verbrennen. Sie beginnt mit der Niederschrift ihrer Autobiografie Memoiren einer Tochter aus gutem Hause (1958). Darin beschreibt sie ihre Jugend in einem gutbürgerlichen Milieu voller festgefahrener Vorurteile, in dem die Erniedrigung von Frauen Tradition hat, und sie schreibt über ihren Entschluss, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ihre große Bekanntheit nutzt Beauvoir immer wieder, um ihre Stimme zu erheben und sich in der Öffentlichkeit zu engagieren. 1960 unterzeichnet sie das Manifest der 121, das ein „Recht auf Dienstpflichtverweigerung“ hinsichtlich des Algerienkriegs einfordert. Außerdem prangert sie Folterungen an, die Frauen während dieses Krieges erlitten. Die französische Untergrundorganisation OAS verübt zweimal einen Anschlag auf ihre Wohnung. In Ein sanfter Tod (1964) schreibt Beauvoir über den Tod ihrer Mutter und wirft das Problem von Sterbehilfe und lebensverlängernden Maßnahmen auf. Dieses Thema nimmt sie in Das Alter wieder auf. 1971 initiiert sie eine Kampagne für das Recht auf Abtreibung, das sogenannte Manifest der 343. Gemeinsam mit Gisèle Halimi gründet sie die Frauenrechtsorganisation Choisir, die sich für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzt.

 

Für die feministische Sache

 

Als Galionsfigur im Kampf für Frauenrechte beteiligt sich Beauvoir 1977 an der Gründung der Zeitschrift Questions féministes, die zum wichtigsten Ort für Diskussionen von materialistischen Feministinnen wie Christine Delphy oder Colette Guillaumin wird. Die Zeitschrift löst sich drei Jahre später auf. Grund ist ein interner Streit zwischen Monique Wittig und Emmanuèle de Lesseps über das Problem der Heterosexualität. 1981 wird die neue Zeitschrift Nouvelles Questions féministes gegründet, deren Redaktion Beauvoir bis zu ihrem Tod leitet.

Sartre stirbt am 15. April 1980. Die Veröffentlichung eines Interviews mit Benny Lévy im Nouvel Observateur, in dem der Philosoph seinen radikalen Atheismus zu widerrufen scheint und vermeintlich versucht, den Existenzialismus mit dem Glauben zu vereinbaren, löst eine hitzige, polemische Debatte aus. Beauvoir zufolge habe Lévy Sartres Schwäche ausgenutzt, um ihn zu manipulieren. Sie antwortet mit dem Buch Die Zeremonie des Abschieds, das die Öffentlichkeit mit schonungslosen medizinischen Details über die letzten Lebensjahre des Philosophen schockiert. Das Werk endet mit den Worten: „Sein Tod trennt uns. Mein Tod wird uns nicht wiedervereinen. So ist es nun einmal, und ich bin zufrieden, dass unser beider Leben so lange im gegenseitigen Verständnis miteinander verbunden sein konnten.“ Simone de Beauvoir stirbt am 14. April 1986 im Kreise von Claude Lanzmann und ihrer Adoptivtochter Sylvie Le Bon. Sie wird auf dem Friedhof Montparnasse neben Sartre begraben. •

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Kommentare

A. Schmidt | Mittwoch, 8. März 2023 - 17:09

Ich vermute, es wäre vielleicht gut für die Wahrnehmung der Philosophie von Frau de Beauvoir, wenn die französische Philosophie mehr geschätzt würde, dafür wäre vielleicht es gut wenn die französische Gesellschaft mehr geschätzt würde, dafür wäre es vielleicht gut, wenn die französische Politik effektiver wäre, dafür wäre es vielleicht gut, wenn das französische Wahlrecht Parlament und Regierung besser organisieren würde, so dass dem Präsidenten und seiner Partei eine geeinte und potente Opposition gegenüberstünde.

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