Siesta der Moderne
Wenn wir nichts tun, ist es noch lange nicht still. Denn Unruhe geht auch von Geräten, Naturphänomenen und Institutionen aus. Zeit für ein Umdenken?
In unserem Zeitalter der Beschleunigung aller Lebensverhältnisse wächst die Sehnsucht nach Ruhe, Rückzug und Stillstand. Zahllose Ratgeber, Zeitdiagnostiker und Gesellschaftstherapeuten empfehlen ein zumindest zeitweise untätiges Leben, um dem Arbeitsdruck zu entkommen, Entfremdung zu minimieren und den Tag sinnvoll zu nutzen. Doch wer tatsächlich schon einmal versucht hat, nichts zu tun, stößt schnell an soziale Grenzen. Verwandte, Freunde und Kollegen melden sich trotzdem und halten einen auf Trab – oder spuken, wenn sie es nicht tun, als mahnende Möglichkeit im Kopf herum: Müsste ich nicht noch diesem schreiben oder mich bei jenem melden? Das soziale Band ist eine Peitsche, die uns antreibt und die zarten Seifenblasenträume vom Nichtstun schnell zum Platzen bringt. Im Wissen um dieses Problem haben Gesellschaften kollektive Verabredungen zum Nichtstun getroffen, Feiertage, an denen die Arbeit ruht, keiner mit einem Problem oder einer Idee um die Ecke kommt und man sich höheren Dingen wie Gottessuche, Muße oder Gammelei widmen kann.
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