Sophia, gehen wir essen?
Was ist Genuss? Wo beginnt Exzess? Und was hat Kunst mit Kannibalismus zu tun? Ein Abend im Drei-Sterne-Restaurant mit der Künstlerin Sophia Süßmilch. Dieser Text ist zuerst bei Monopol erschienen.
„Hey, ich bin dein Blind Date“, sage ich. Wenn Sophia Süßmilch lächelt, blitzt ein Schneidezahn aus Gold. Wir geben unsere Mäntel ab. Unter ihrem Blumenkimono kommt eine anarchische Ansammlung von eintätowierten Kreisen, Strichen, Streifen und Worten zum Vorschein. „Kasleberkas“, steht auf dem rechten Oberarm – so was isst man in Österreich, wo sie an der Kunstakademie studiert hat. Auf ihrem Oberschenkel hat sie das Wort „Lasagne“ verewigt, eine Erinnerung an einen Exzess während einer einsamen Weihnacht. Diese Frau versteht etwas vom Essen, und auch von den Trieben, die dahinterstecken. Allein ihre Fotoarbeiten sprechen Bände, angefangen von dem berühmt gewordenen Bild „Mutterliebe“ von 2010, wo sie ihrer nackten Mutter, die auf ihrem Schoß liegt, die Brust gibt, als würde sie sie stillen. In vielen anderen Fotos aus der Süßmilch-Werkstatt ist es sie selbst, die nackt posiert, mit Farbe übergossen, künstliche zusätzliche Brüste vorgeschnallt, Torten in der Hand und Buttercreme im Gesicht oder gleich ganz in einem riesigen Haufen Butter versunken.
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