Direkt zum Inhalt
Menu Top
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
rechercher
 Philosophie Magazin - Impulse für ein freieres Leben
Menu du compte de l'utilisateur
    loginAnmelden shopping_basketHefte kaufen assignment_addAbonnieren
Navigation principale
  • Startseite
  • Impulse
  • Essays
  • Dossiers
  • Gespräche
  • Hefte
  • Sonderausgaben
  • Philosophen
  • Begriffslexikon
  • Bücher
Tag - Body
Tag - Body

Bild: Matthias Heyde

Interview

Steffen Mau: „Wir dürfen nicht zu ohnmächtigen Beobachtern der Geschichte werden“

Steffen Mau, im Interview mit Dominik Erhard veröffentlicht am 06 Mai 2022 3 min

Deutschland muss der Ukraine schwere Waffen liefern, um einen Präzedenzfall für andere Autokraten zu schaffen, meint der Soziologe Steffen Mau. Dennoch dürfe man die Warnung vor einer Eskalation nicht einfach abtun.

 

Herr Mau, jüngst wandten sich 28 Intellektuellen in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz und forderten, keine weiteren schweren Waffen an die Ukraine zu liefern. Haben Sie diesen Brief auch unterzeichnet?

Auch wenn ich angefragt worden wäre, hätte ich nicht unterschrieben, da ich anderer Meinung bin als die Unterzeichner: Es gibt gewichtige Gründe, die für die Lieferung schwerer Waffen an die ukrainischen Streitkräfte sprechen, um sie bei der Verteidigung ihres Landes zu unterstützen. Und zwar nicht nur wegen der notwenigen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, sondern auch, damit es nicht zu einem Flächenbrand kommt und als nächstes Moldau, Polen und andere Länder an der Reihe sind. Doch auch wenn der Brief Mutmaßungen enthält, die ich nicht teile, würde ich ihn nicht so scharf kritisieren, wie viele andere das tun. Das sind teils kluge Stimmen, die einfach zu einer anderen Risikoabwägung kommen und dafür auch Gründe angeben können. Diese mögen mich nicht überzeugen, sollten aber dennoch einen Platz im Diskurs haben. Wer jetzt von „Putinverstehern“ spricht oder den Brief als zu dumm abtut, als dass man sich mit ihm auseinandersetzten müsste, macht es sich jedenfalls zu einfach. Vor dem Risiko des Einsatzes von Nuklearwaffen warnen ja auch sachkundige Menschen aus Russland wie der Nobelpreisträger und Journalist Dmitrij Muratow.

Welche Mutmaßungen sind es, die Sie nicht teilen?

Erstens halte ich die Einschätzung für falsch, dass die Lieferung schwerer Waffen der ausschlaggebende Punkt sein sollte, der Deutschland zur Kriegspartei macht. Putins Krieg gegen die Ukraine ist erklärtermaßen ein Krieg gegen den Westen und er hat Deutschland schon lange im Visier, wenn er von der vermeintlichen „Naziregierung“ hierzulande spricht. Zweitens ist es paternalistisch zu behaupten, dass die ukrainische Zivilbevölkerung so leiden würde, dass wir als Deutschland nun in der Verantwortung wären, ihnen die Waffen vorzuenthalten, um weitere Opfer zu vermeiden. Insbesondere, weil nicht nur die Regierung der Ukraine, sondern auch weite Teile ihrer Bevölkerung nicht willens sind, sich dem Aggressor Putin zu unterwerfen.

Viele halten Putin für irrational und sehen in den Waffenlieferungen die Gefahr einer Provokation, die zu einem Atomkrieg führen könnte. Sie kommen hier zu einer anderen Einschätzung?

In der Tat, ja. Denn wenn er vollständig irrational wäre und er die Ukraine eingedenk aller dafür nötigen Konsequenzen wirklich vernichten wollte, hätte er schon in den ersten Kriegswochen Maßnahmen ergreifen können. Es hätte schon dann zum Einsatz chemischer und biologischer Waffen kommen oder eine Generalmobilisierung geben können. Das allerdings hat der Widerstand der Ukraine mit westlicher Unterstützung bislang nicht bewirkt. Dass weitere Gegenwehr dazu führt, ist also reine Spekulation, obwohl ein Restrisiko immer bleibt. Putin und sein innerer Zirkel scheinen – trotz aller Brutalität – nicht völlig blind für Kosten dieses Krieges zu sein, die auch für Russland und den Machtapparat selbst entstehen. Lassen Sie mich deshalb eines nochmals deutlich sagen: Es gibt für den Westen keine andere Möglichkeit, als Putin mit Stärke entgegenzutreten. Auch, weil Putins Krieg ein Präzedenzfall für andere Autokraten werden könnte.

Wie meine Sie das?

Wenn westliche Demokratien die Ukraine nicht tatkräftig unterstützten, was auch schwere Waffen einschließt, werden China oder Indien das als ein Zeichen der Schwäche deuten. Das wiederum könnte zu weiteren territorialen Konflikten führen. Uns stellt sich somit mindestens eine doppelte Verantwortung: Einerseits gegenüber der Ukraine, andererseits aber auch gegenüber den Ländern, die sich in geopolitischen Einflusszonen von Regional- oder Großmächten mit Expansionsgelüsten befinden. Wenn wir Putin nicht stoppen, könnten wir schon bald in einer Welt leben, in der Demokratien vor Autokraten ducken und wir nur noch ohnmächtige Beobachter der Geschichte sind. Wir sollten alle Risiken gut bedenken, aber eben nicht jede Drohrhetorik für bare Münze nehmen, um uns nicht in allem, was wir tun können, zu beschränken. Je mehr wir das klar signalisieren, desto einflussreicher können wir sein. •

 

Steffen Mau lehrt als Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2021 erhielt er den renommierten Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sein Buch „Sortiermaschinen – Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert“ ist 2021 bei C.H. Beck erschienen.

  • Email
  • Facebook
  • Linkedin
  • Twitter
  • Whatsapp
Anzeige
Tag - Body

Weitere Artikel

Gespräch
15 min

Steffen Mau: „Wut kann Impulse setzen, aber keine Probleme bearbeiten“

Nils Markwardt 15 April 2021

Fragen der Identitätspolitik werden oft so kontrovers diskutiert, dass die Grautöne verschwinden. Der Soziologe Steffen Mau wirft im Gespräch einen differenzierten Blick auf die Debatte und erklärt, warum Sozial- und Identitätspolitik keine Gegensätze sind, er seinen Studierenden dennoch den „S-Bahn-Ring-Test“ empfiehlt.  

Steffen Mau: „Wut kann Impulse setzen, aber keine Probleme bearbeiten“

Gespräch
10 min

Steffen Mau: „Grenzschließungen sind inhärenter Bestandteil der Globalisierung“

Nils Markwardt 05 Oktober 2021

Globalisierung verbindet man meist mit offenen Grenzen. Im Interview erklärt der Soziologe Steffen Mau, warum das jedoch nur die halbe Wahrheit ist, wir in einer Art weltweiten Feudalgesellschaft leben und die Grenze der Zukunft uns schon kennt, bevor wir ankommen. 

Steffen Mau: „Grenzschließungen sind inhärenter Bestandteil der Globalisierung“

Gespräch
11 min

Steffen Mau: „Man ist unendlich naiv in die Wiedervereinigung hineingegangen“

Nils Markwardt 02 Oktober 2020

Dieser Tage wird das 30-jährige Jubiläum der deutschen Einheit gefeiert. Doch wie steht es heute um das Ost-West-Verhältnis? Der Soziologe Steffen Mau, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, erklärt im Gespräch, warum Ostdeutschland eine „frakturierte Gesellschaft“ ist, die ehemalige DDR als Labor neoliberaler Wirtschaftsreformen diente und ein Fortbestehen von Unterschieden auch eine Normalisierung bedeuten kann. 

Steffen Mau: „Man ist unendlich naiv in die Wiedervereinigung hineingegangen“

Artikel
6 min

Das Russell-Einstein-Manifest

Philomag Redaktion 26 April 2022

Deutschland will jetzt doch Panzer an die Ukraine liefern. Der russische Außenminister Lawrow bringt den dritten Weltkrieg als „reale Gefahr“ ins Spiel. Zeit, eine eindringliche Warnung vor atomarer Eskalation in Erinnerung zu rufen, die der Philosoph Bertrand Russell am 9. Juli 1955 der Presse übergab und unter anderem von Albert Einstein unterzeichnet wurde.

Das Russell-Einstein-Manifest

Artikel
14 min

Wie schaffen wir das?

01 Februar 2016

Eine Million Flüchtlinge warten derzeit in erzwungener Passivität auf ihre Verfahren, auf ein Weiter, auf eine Zukunft. Die Tristheit und Unübersichtlichkeit dieser Situation lässt uns in defensiver Manier von einer „Flüchtlingskrise“ sprechen. Der Begriff der Krise, aus dem Griechischen stammend, bezeichnet den Höhepunkt einer gefährlichen Lage mit offenem Ausgang – und so steckt in ihm auch die Möglichkeit zur positiven Wendung. Sind die größtenteils jungen Menschen, die hier ein neues Leben beginnen, nicht in der Tat auch ein Glücksfall für unsere hilf los überalterte Gesellschaft? Anstatt weiter angstvoll zu fragen, ob wir es schaffen, könnte es in einer zukunftszugewandten Debatte vielmehr darum gehen, wie wir es schaffen. Was ist der Schlüssel für gelungene Integration: die Sprache, die Arbeit, ein neues Zuhause? Wie können wir die Menschen, die zu uns gekommen sind, einbinden in die Gestaltung unseres Zusammenlebens? In welcher Weise werden wir uns gegenseitig ändern, formen, inspirieren? Was müssen wir, was die Aufgenommenen leisten? Wie lässt sich Neid auf jene verhindern, die unsere Hilfe derzeit noch brauchen? Und wo liegen die Grenzen der Toleranz? Mit Impulsen von Rupert Neudeck, Rainer Forst, Souleymane Bachir Diagne, Susan Neiman, Robert Pfaller, Lamya Kaddor, Harald Welzer, Claus Leggewie und Fritz Breithaupt.

 


Gespräch
9 min

Reinhard Merkel: „Russland hat ein eigenes Interesse an einem Waffenstillstand”

Theresa Schouwink 09 Mai 2022

Der Offene Brief an Olaf Scholz, der sich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausspricht, hat eine erhitzte Debatte ausgelöst. Im Interview spricht der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, einer der Erstunterzeichner, über Eskalationsdynamiken sowie den Unterschied zwischen Waffenstillstandsverhandlungen und einer Kapitulation.

Reinhard Merkel: „Russland hat ein eigenes Interesse an einem Waffenstillstand”

Gespräch
7 min

Jan-Werner Müller: „Auch Autokraten sind lernfähig“

Dominik Erhard 28 Juli 2021

Die Demokratie gerät durch autoritäre Kräfte immer weiter unter Druck. Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller erklärt, warum über Autokraten oft falsche Annahmen herrschen, welche entscheidende Frage man an politische Eliten richten sollte und weshalb sich hoffnungsvoll, aber nicht optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

Jan-Werner Müller: „Auch Autokraten sind lernfähig“

Impulse
2 min

Waffenlieferungen an die Ukraine?

Nora Bossong 14 Februar 2022

Im Ukraine-Konflikt schließt die deutsche Bundesregierung Waffenlieferungen aus. Ein verantwortungsethischer Pazifismus aber müsste die Abschreckung als Möglichkeit einbeziehen, meint unsere Kolumnistin Nora Bossong.

Waffenlieferungen an die Ukraine?

Anzeige
Tag - Body
Hier für unseren Newsletter anmelden!

In einer Woche kann eine ganze Menge passieren. Behalten Sie den Überblick und abonnieren Sie unseren Newsletter „Denkanstöße“. Dreimal in der Woche bekommen Sie die wichtigsten Impulse direkt in Ihre Inbox.


(Datenschutzhinweise)

Jetzt anmelden!

Fils d'ariane

  1. Zur Startseite
  2. Artikel
  3. Steffen Mau: „Wir dürfen nicht zu ohnmächtigen Beobachtern der Geschichte werden“
Philosophie Magazin Nr.Nr. 69 - März 2023
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
April/Mai 2023 Nr. 69
Vorschau
Philosophie magazine : les grands philosophes, la préparation au bac philo, la pensée contemporaine
Rechtliches
  • Werbung
  • Datenschutzerklärung
  • Impressum
Soziale Netzwerke
  • Facebook
  • Instagram
  • Twitter
  • RSS
Philosophie Magazin
  • Über uns
  • Unsere App
  • PhiloMag+ Hilfe
  • Abonnieren

3 Hefte frei Haus und PhiloMag+ Digitalzugang für nur 20 €

Jetzt ausprobieren!