Volker Gerhardt: „Wir sollten die Demokratie als persönliche Herausforderung begreifen“
Warum ist die Demokratie allen anderen Herrschaftsformen überlegen? Weil nur sie unserem menschlichen Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit voll entspricht, meint Volker Gerhardt. Im Interview unternimmt der Philosoph einen Reise durch die Geschichte einer gefährdeten Idee.
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Wie flexibel ist mein Ich?
Der Hirnforscher und Philosoph Gerhard Roth ist verstorben. In diesem Dialog mit Volker Gerhardt aus dem Jahr 2012 vertritt Roth die Auffassung, dass wir innerlich weit weniger frei sind, als wir glauben. Ein Gespräch über die Möglichkeit, sein Leben dennoch selbst zu gestalten.

Das Ideal der Intensität
Man kennt es aus Filmen und Romanen: Die Frage nach dem Lohn des Lebens stellt sich typischerweise erst im Rückblick. Als Abrechnung mit sich selbst und der Welt. Wenn das Dasein noch mal vor dem inneren Auge vorbeifliegt, wird biografisch Bilanz gezogen: Hat es sich gelohnt? War es das wert? Würde man alles wieder so machen? Dabei läge es viel näher, die Frage, wofür es sich zu leben lohnt, nicht so lange aufzuschieben, bis es zu spät ist, sondern sie zum Gradmesser von Gegenwart und Zukunft zu machen. Zum einen, weil sie so gegen spätere Reuegefühle imprägniert. Wer sich darüber im Klaren ist, was das Leben wirklich lebenswert macht, wird gegenüber dem melancholischen Konjunktiv des „Hätte ich mal …“ zumindest ein wenig wetterfest. Zum anderen ist die Frage als solche viel dringlicher geworden: In dem Maße, wie traditionelle Bindungssysteme an Einfluss verloren haben, also etwa die Bedeutung von Religion, Nation und Familie geschwunden ist, hat sich der persönliche Sinndruck enorm erhöht. Wofür lohnt es sich, morgens aufzustehen, ja, die Mühen des Lebens überhaupt auf sich zu nehmen? Was genau ist es, das einem auch in schwierigen Zeiten Halt verleiht? Und am Ende wirklich zählt – gezählt haben wird?
Gefangen im Dilemma?
Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.

Wo endet meine Verantwortung?
Erinnern Sie sich noch an Reem? Reem Sahwil ist das palästinensische Mädchen, dem Bundeskanzlerin Merkel vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Bürgerdialogs erklärte, dass seine aus dem Libanon eingereiste Familie kein Bleiberecht in Deutschland erhalten werde, da der Libanon keine Kriegszone sei und Deutschland aus den dortigen Lagern schlicht nicht alle Menschen aufnehmen könne. Noch während Merkel ihre Begründung ausführte, fing Reem bitterlich zu weinen an. Die Kanzlerin stockte, ging darauf in einer Art Übersprunghandlung auf das im Publikum sitzende Mädchen zu und begann es zu streicheln, weil, wie Merkel, noch immer mit dem Mikro in der Hand, erklärte, „weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen und weil du es ja auch schwer hast“.
Reinhard Merkel: „Mit dem Gewaltverbot beginnt das Recht“
Warum ist Gerechtigkeit ein philosophischer und kein juristischer Begriff? Was ist der Unterschied zwischen dem Recht auf Leben und einer Lebenspflicht? Und kann das Völkerrecht überhaupt durchgesetzt werden? Im Interview spricht der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel über sein neues Buch Philosophische Sphären des Rechts.

Sumana Roy: „Alles um uns herum ist lebendig“
Wenngleich Menschen sich der Pflanzenwelt immer wieder überlegen wähnen, offenbart sich vielerorts auch eine tiefe Sehnsucht nach ihrer Nähe. Die Schriftstellerin Sumana Roy wünschte sich sogar, so zu leben wie ein Baum. Im Gespräch spricht sie über ihre Begegnungen mit der nichtmenschlichen Welt und ein Denken, das ohne Binaritäten auskommt.

Volker Weiß: „Kriegserklärung an die wissenschaftliche Geschichtsschreibung“
Der Historiker und Rechtsextremismusexperte Volker Weiß über sein neues Buch Das Deutsche Demokratische Reich, die systematische Umdeutung der Geschichte durch rechtsextreme Kräfte, das Projekt einer „nationalen Wiedergeburt“ und antiuniversalistische Querfronten.

Heiner Hastedt: „Wer korrupt ist, bleibt unter den eigenen Möglichkeiten“
Aktuell wird mehreren Politikern von CDU und CSU vorgeworfen, ihr Mandat für persönliche Vorteile missbraucht zu haben. Im Interview erläutert der Philosoph Heiner Hastedt, warum ein zu positives Bild der menschlichen Natur Korruption befördert und wie wir sie mit Hegels Rechtsphilosophie bekämpfen können.
