Von Geistern lernen
Ein Geist ist eine Störmeldung. Er gibt uns das Gefühl, dass etwas nicht stimmt: In der großen Geschichte. Oder im eigenen Leben. Aber was? Eine Phänomenologie des Übersinnlichen.
An dem Ort, an dem ich meine ersten Lebensjahre verbracht habe, gab es dieses eine verlassene Haus, vor dem die Kinder nicht spielen wollten und die Erwachsenen nachts einen Schritt schneller gingen, ohne zu wissen warum. Niemand wusste so recht, was darin geschehen war. Man sprach auch nicht darüber. Aber jeder spürte auf seine Weise, dass es nichts Gutes war.
Vielleicht ist es Ihnen irgendwo schon einmal ähnlich ergangen. Plötzlich ist da dieses unbestimmte Unbehagen. Ein leichter Schauder, eine scheinbar grundlose Irritation, begleitet von dem merkwürdigen Gefühl, nicht allein zu sein. Als ob die Abwesenheit von jemandem oder etwas Vergangenem plötzlich Konturen gewinnt, die man nicht sehen, aber deutlich spüren kann. Vielleicht war es aber auch kein Ort, sondern eine Erinnerung oder ein wiederkehrender Traum, der Ihnen dieses Gefühl eingegeben hat. Als ob die Toten immer noch da wären. Als ob sie uns etwas zu verstehen geben wollten. Wir alle haben unsere Geister und Toten. Manchmal besuchen wir sie, doch meistens besuchen sie uns. Es gibt ein Weiterleben der Toten im Gedenken der Überlebenden. Daran ist wenig rätselhaft. Es gibt jedoch auch ein Nachleben jenseits davon, eine geisterhafte Wiederkehr, die sich weder auf die Erinnerung noch auf andere Spuren stützt. Was hat es mit diesem gespenstischen Nachleben auf sich? Warum kehren manche Tote als Geister wieder? Was wollen sie uns zu verstehen geben? Und was können wir von ihnen lernen?
Wiederkehr des Ausgeschlossenen
Die Philosophie tut sich schwer damit, derartige Fragen ernst zu nehmen. Zwar pflegt sie, wie jede andere Geisteswissenschaft auch, eine Art Gespräch mit den Toten. Als Geisterwissenschaft will sie sich jedoch nicht verstehen. Sobald man vom Singular in den Plural wechselt, sich an einer Philosophie nicht des Geistes, sondern der Geister versucht, scheinen die disziplinären Grenzen empfindlich überdehnt. Nicht erst seit der Aufklärung verstehen Wissenschaftler und Philosophen ihr Geschäft vor allem als Auftrag zur Geisterjagd. Ihrer klassischen Profession nach sind Philosophen Ghostbuster. Ihre Tätigkeit zielt auf das Herstellen von Transparenz und Erklärbarkeit. Sachverhalte werden in Aussagesätze eingeschlossen und Phänomene auf kontrollierbare Begriffe gebracht. Was sich dieser Art des Zugriffs entzieht, wird nicht gerne gesehen. Entsprechend unnachgiebig wurde das Gespenstische aus dem Bereich dessen, was als legitimer Gegenstand philosophischer Forschung gelten kann, ausgeschlossen.
Die Geister selbst kümmert das freilich wenig. Unbeeindruckt von derartigen Manövern, hören sie nicht auf, die Gegenwart heimzusuchen. Wie sollte man auch ein Wesen daran hindern wiederzukehren, dessen Name nichts anderes ist als ein Synonym für die unausweichliche Wiederkehr des Ausgeschlossenen, Nichterinnerten und Verdrängten? Kein Wunder, dass die Lebenden ihre Nähe fürchten. Kein Wunder, dass Geister nerven. Sie geben uns das latente Gefühl ein, dass etwas nicht stimmt, stiften Unheil und sorgen für Irritationen. Es ist nicht nötig, tatsächlich an die Existenz von Geistern zu glauben, um diesen Umstand anzuerkennen: Jede Geistergeschichte ist zugleich eine Störmeldung. Geister sind Erscheinungen, die unerwartet in die bestehende Ordnung einbrechen, um die Lebenden darauf aufmerksam zu machen, dass in ebenjener Ordnung etwas faul ist. Tot, ohne wirklich gestorben zu sein, weder ganz gegenwärtig noch ganz vergangen, verweisen sie auf etwas, das im individuellen oder gesellschaftlichen Leben unbewältigt geblieben ist. Das kann eine symbolische oder moralische Schuld sein, die nicht beglichen wurde, eine verunmöglichte Trauer, eine unterbliebene letzte Aussprache, ein ungesühntes Verbrechen oder ein Unrecht, das als solches noch gar nicht erkannt ist.
In den imaginären Gruselgeschichten und Horrorfilmen, die die zeitgenössische Unterhaltungsindustrie hervorbringt, gehen sie dabei zugegebenermaßen relativ plump und stereotyp vor; bedacht auf Schockeffekte der eher simplen Art schmeißen sie Türen zu, lassen Dinge zu Boden gehen und trommeln wie kleine Kinder gegen die Wände. In Wirklichkeit bringen die Geister ihre Forderungen jedoch meist diskreter vor; unbemerkt halten sie sich tagsüber an den verschwommenen Rändern unserer Wahrnehmung, lassen sich heimlich auf Erinnerungen nieder oder schleichen sich nachts in unsere Träume. Von allen geisterhaften Erscheinungen gilt jedoch, dass sie sich vor allem affektiv bemerkbar machen, als diffuse Stimmung oder dumpfes Gefühl. Wenn Geister Anzeichen von Störungen sind, dann sind Affekte das Medium, in dem sich diese Störungen zuerst zur Geltung bringen. Hinter jedem Geist steht ein Affekt: ein latentes Unbehagen, eine unerklärliche Irritation, ein verängstigtes Aufhorchen und Zusammenzucken, die subtile Ahnung einer längst vergessenen Trauer oder Schuld. Geister fordern uns dazu auf, derartige Störgefühle ernst zu nehmen und ihnen auf den Grund zu gehen. Sobald der erste Schreck verflogen ist, setzt ihr Erscheinen regelmäßig eine Art hermeneutische Arbeit in Gang. Es kommt darauf an, Zeichen zu deuten, zwischen den Zeilen zu lesen und auf das zu achten, was in einem bestimmten Wort oder Satz ungesagt bleibt. Von Geistern können wir lernen, die richtigen Fragen zu stellen.
Produktive Unschärfe
Wörter wie gespenstisch, geisterhaft und untot sind Chiffren dafür, dass die Vergangenheit kaum vollständig vergeht. Dem entspricht, dass Geister insbesondere dort auf den Plan treten, wo es um das Nachleben vergangener Gräueltaten und kollektiver Unrechtserfahrungen geht. „Die bösen Geister zeigen sich heute im neuen Gewand“, mahnte etwa der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als er 2020 nach Israel eingeladen wurde, um an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zu erinnern. Wenige Monate zuvor war es in Halle zu einem rechtsterroristischen Angriff auf eine Synagoge gekommen. Bis heute steht den Toten der Shoah die nicht totzukriegende Ideologie des Nationalsozialismus gegenüber. Ähnlich verhält es sich mit dem Nachleben der transatlantischen Sklaverei und den Geistern des Kolonialismus. Denkerinnen wie Saidiya Hartman und Christina Sharpe betonen in ihren Schriften, wie sich die an Schwarzen und nichtweißen Menschen verübte koloniale Gewalt bis heute untergründig in die Gegenwart einschreibt. Dass in einem der wichtigsten Romane über die Sklaverei, Toni Morrisons Beloved, ein Geist die heimliche Hauptrolle spielt, scheint vor diesem Hintergrund ebenfalls kein Zufall. Denn nicht alle Toten kehren als Geister wieder. Wesentlich ist das Moment des Unerlösten.
Der französische Philosoph Quentin Meillassoux, sonst weniger bekannt für Einlassungen zu derartigen Themen, hat einen Aufsatz geschrieben, den er mit der Frage „Was ist ein Gespenst?“ eröffnet. Seine Antwort: „Ein Toter, bei dem uns die Trauer nicht gelingt, der uns bedrängt und der sich weigert, auf die andere Seite des Ufers hinüberzugehen: Dorthin, wo die Verstorbenen uns in ausreichend großer Ferne begleiten, damit wir unser eigenes Leben führen können, ohne sie zu vergessen, aber auch ohne ihren eigenen Tod zu sterben – ohne erneut Gefangene ihrer letzten Momente zu sein.“ Die Frage scheint damit beantwortet. Aber Meillassoux insistiert und fragt direkt ein zweites Mal, so als wäre er selbst mit der von ihm gegebenen Antwort nicht zufrieden: „Was ist ein Gespenst, das wesentlich ein Gespenst wird, ein Gespenst par excellence?“ In seiner zweiten Antwort wird deutlich, was es mit dem Unerlösten auf sich hat: „Die wesentlichen Gespenster sind die entsetzlichen Todesfälle: verfrühter Tod, abscheulicher Tod, Kindestod, Tod von Eltern, die wissen, dass ihre Kinder zum selben Tod verurteilt sind, und noch andere Fälle. (…) Die wesentlichen Gespenster sind Tote, die sich immer weigern, auf ihr Ufer hinüberzugehen, die sich hartnäckig aus ihren Leichentüchern winden, um den Lebenden zu erkennen zu geben, dass sie gegen jede Gewissheit ihren Platz noch unter ihnen haben. Ihr Ende birgt keinen Sinn, führt zu keiner Vollendung. Es sind nicht Schatten, die zwangsläufig nach Rache schreien, sondern Schatten, die jenseits jeglicher Rache schreien.“
Von Geistern können wir lernen, dass Begriffe wie Leben und Tod, Anwesenheit und Abwesenheit, Gegenwart und Vergangenheit nicht immer absolut trennscharfe Kategorien darstellen. Sie sind immaterielle Verkörperungen dessen, was sich klaren Zuordnungen entzieht. Die Frage des Geistes oder des Gespenstischen, so der französische Philosoph Jacques Derrida, ist „die Frage von Leben-und-Tod jenseits der Opposition von Leben und Tod“; es ist die Frage nach der „ungreifbare(n) Sichtbarkeit des Unsichtbaren“, die die Geister an uns stellen. Sich ihnen zuzuwenden bedeutet, sich der dem Diskurs abgewandten Seite der Realgeschichte zu stellen: den Toten, die ohne Namen sind, den Stimmen, die vergessen wurden, den Leerstellen in den Archiven und singulären Existenzen hinter den anonymen Zahlen der Toten. Die Figur des Geistes ermöglicht es, die Latenzdimensionen von Vergangenheiten zu thematisieren, die sich der Repräsentationslogik der herkömmlichen Geschichtsschreibung entziehen. Dass die transatlantische Sklaverei als historische Formation der Vergangenheit angehört, bedeutet nicht, dass ihre Geschichte vorbei ist. Ihr Erbe wirkt immer noch fort und hört nicht auf, die Gegenwart zu deformieren. Was für das Nachleben des Kolonialismus gilt, gilt in ähnlicher Weise aber auch für alle anderen Phantome und gespenstischen Ungleichzeitigkeiten, die die moderne Gegenwart heimsuchen.
Friedhof nicht gehaltener Versprechen
Warum genau aber kehren die Geister wieder? Woher rührt die Hartnäckigkeit, mit der sie sich weigern, die letzte Grenze anzuerkennen und auf das ihnen zubestimmte Ufer hinüberzuwechseln? Die Richtung einer Antwort kann uns die Kulturgeschichte weisen. In „den meisten Kulturen der Welt“, schreibt Robert Harrison, sind „die Toten Verfolger, welche die Lebenden (…) an ihre Schuld gegenüber den Vorfahren erinnern und sie auffordern, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. (…) Sie stören unseren Schlaf, sie kolonisieren unsere Stimmungen, flüstern im Dunkeln, schleichen sich in unsere Phantasie ein und drängen uns, ihr Werk zugunsten der Ungeborenen fortzusetzen.“ Die Geister kommen zwar aus der Vergangenheit; ihre Anliegen besitzen jedoch eine konkrete Bedeutung für Gegenwart und Zukunft. Paul Ricœur hat die Geschichte als „Friedhof nicht gehaltener Versprechen“ bezeichnet. Ich glaube, Geister sind da, um uns – die Lebenden – an ebenjene Versprechen zu erinnern, die enttäuscht und verraten wurden. Gewiss geht es dabei um ein Aufbegehren gegen das Werk des Vergessens und eine Form der Trauerarbeit. Aber nicht nur: Wenn uns die Geister an die gebrochenen Versprechen von einst erinnern, dann vor allem deshalb, weil sie wollen, dass wir sie mit neuem Leben erfüllen. Sie fordern uns auf, das Unfertige zu Ende zu bringen, damit etwas Neues beginnen kann.
Das ist vielleicht das Wichtigste, was wir von Geistern lernen können: Wir schulden nicht nur denjenigen etwas, die vor uns gekommen sind, sondern auch denjenigen, die nach uns leben werden. So wie Kinder mit ihren Großeltern oft besser klarkommen als mit ihren Eltern, so besteht auch zwischen den Toten und den Ungeborenen ein besonderes Band. Was in dem Haus aus meiner Kindheit geschehen ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Aber wer weiß? Vielleicht werde ich es einst meinen Enkeln erzählen. •
Fabian Bernhardt ist promovierter Philosoph und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ an der Freien Universität Berlin. 2021 erschien sein Buch „Rache. Über einen blinden Fleck der Moderne“ bei Matthes & Seitz.
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Kommentare
Erinnert mich an das Zitat Paul Klees:
"Diesseitig bin ich gar nicht fassbar.
Denn ich wohne grad so gut bei den Toten,
wie bei den Ungeborenen.
Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich.
Und noch lange nicht nahe genug."