Was der Fall ist
Nach Skandalen in Hessen und Nordrhein-Westfalen ist nun auch eine rassistische Chatgruppe bei der Berliner Polizei bekannt geworden. Wieder nur ein Einzelfall? Oder hat die Polizei ein strukturelles Problem mit Rassismus? Bei der Beantwortung der Frage hilft es, die sogenannte Haufenparadoxie zu vermeiden.
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Weitere Artikel
Cornel West: „Amerika ist unterwegs in den Nihilismus“
Die Konfrontation mit Rassismus prägt den politischen Diskurs nicht nur im – von Wahlerfolgen für Rechtsextreme gezeichneten – Europa, sondern auch in den USA. Dort warf Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ihrem Konkurrenten Donald Trump offen vor, ein rassistisches Klientel zu bedienen; während viele Sportler dem Footballer Colin Kaepernick in seinem Protest gegen Diskriminierung und Gewalt folgen und sich weigern, zur amerikanischen Hymne und Flagge zu salutieren. Im Interview mit Julien Charnay sprach Cornel West über alltäglichen Rassismus, heilende Komik und eine Enttäuschung namens Barack Obama.

Moralischer Fortschritt kann uns nicht retten
Selten war die Menschheit mit so vielen Krisen gleichzeitig konfrontiert. Diese Diagnose stellt Slavoj Žižek, der zu den bekanntesten Philosophen unserer Zeit gehört. Allerdings wäre es gerade die falsche Strategie, existenzielle Herausforderungen wie die Pandemie, die Umweltzerstörung oder den strukturellen Rassismus als gesonderte Probleme anzugehen. Was wir stattdessen brauchen, so meint Slavoj Žižek, ist eine Politik der revolutionären Gerechtigkeit.

Kwame Anthony Appiah: „Für universelle Kämpfe müssen Menschen nicht ihre Identitäten aufgeben“
Der Mord an George Floyd hat zu weltweiten Protesten geführt – und dabei die drängende Frage aufgeworfen, welche Rolle die ethnische Identität im Kampf gegen Rassismus spielen darf und sollte: Wie rassistische Strukturen entlarven, ohne die Differenz schwarz-weiß abermals festzuschreiben? Ist Identität ein Werkzeug der Unterdrückung und Einengung – oder der Befreiung? Der in New York lehrende Philosoph Kwame Anthony Appiah über den Zusammenhang von Antirassismus und Ethnizität, Joe Bidens Wahl von Kamala Harris als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft – und den Beginn einer moralischen Revolution.

Netzlese
Fünf Klicktipps für den Sonntag. Diesmal mit Walter Benjamins nie abgeschickten Briefen, der Macht absurder Fake News, Anna Freuds Kampf gegen den Totalitarismus, dem „dritten Raum“ des Glaubens sowie einer Debatte über strukturellen Rassismus.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
John McWhorter: „Rassismus ist ein extrem überstrapazierter Begriff“
Die identitätspolitischen Kulturkämpfe werden immer unerbittlicher. John McWhorter ist überzeugt: Der neue Antirassismus führt zu einer religiösen Schuld- und Anklagekultur. Armen schwarzen Menschen hilft er hingegen nicht.

Ausweitung der Kampfzone
In vielen Ländern militarisiert sich die Polizei. Das führt zu einer gefährlichen Umstülpung der Freund-Feind-Logik nach innen – und verstärkt damit jenen Rassismus, gegen den gerade weltweit protestiert wird.

Netzlese
Fünf philosophische Lesetipps für den Sonntag. Diesmal mit einer Würdigung der großen Denkerin Philippa Foot, der Digitalisierung von Niklas Luhmanns Zettelkasten, systemischen Rassismus in der Philosophiegeschichte, den Fallstricken der Demokratisierung der Demokratie sowie den Anti-Infektionsschutzdemos als verquere Wiederkehr der neoliberalen Botschaft.
