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Fünf philosophische Lesetipps für den Sonntag. Diesmal mit einer Würdigung der großen Denkerin Philippa Foot, der Digitalisierung von Niklas Luhmanns Zettelkasten, systemischen Rassismus in der Philosophiegeschichte, den Fallstricken der Demokratisierung der Demokratie sowie den Anti-Infektionsschutzdemos als verquere Wiederkehr der neoliberalen Botschaft.
◉ Deutschlandfunk Kultur würdigt die britische Moralphilosophin Philippa Foot, die am 03. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre. Foot, die nicht zuletzt durch das von ihr formulierte „Trolley-Problem“ zu einer der wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts avancierte, ging es nicht nur um den Nachweis, dass Moral nichts rein subjektives ist, sondern sie versuchte auch zu zeigen, warum es auch für den Einzelnen rational ist, sich im Handeln stets an Gerechtigkeitsprinzipien zu orientieren.
◉ Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat das Niklas Luhmann-Archiv der Universität Bielefeld über 3000 weitere Notizen aus dem berühmt-berüchtigten Zettelkasten des Soziologen transkribiert und digitalisiert. In deren Zentrum stehen Luhmanns Lektüreergebnisse der organisationswissenschaftlichen Literatur der späten 1950er und frühen 1960er Jahre. Von den über 90 000 Notizen des Zettelkastens sind somit nun rund 6 600 online einsehbar.
◉ Im Aeon Magazin analysiert Avram Aplert den systemischen Rassismus innerhalb der westlichen Philosophiegeschichte. Dabei geht es ihm nicht nur um rassistische Überzeugungen einzelner Denker, sondern ebenso um die Grundbausteine philosophischen Denkens wie Freiheit, Dialektik oder Autonomie, welche von weißen Überlegenheitsfantasien beeinflusst seien. Die westliche Philosophie sollte deshalb aber keineswegs verworfen, wohl aber auf ein neues Fundament gestellt werden.
◉ Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt der Politologe Philip Manow, warum wir einerseits gerade eine „Demokratisierung der Demokratie“ erleben, sodass Menschenmassen in kürzester Zeit für ein bestimmtes Thema mobilisiert werden können, dies andererseits aber auch zu einem Problem für die Demokratie werden kann, wenn diese Mobilisierungen keine stabile Form oder dauerhafte Repräsentation finden.
◉ In der tageszeitung erkennt Isolde Charim in den den Demonstranten, die gegen Infektionsschutzmaßnahmen und eine vermeintliche „Corona-Diktatur“ auf die Straße gehen eine „Rückkehr der neoliberalen Botschaft in verkehrter Form“. Denn es sei nicht so, dass die Protestierenden nicht die Realität des Virus akzeptierten und deshalb Eingriffe des Staates ablehnten, sondern genau andersherum: Weil sie Eingreife des Staates ablehnen, negieren sie die Realität des Virus.
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