Der Preis der Ruhe – Ein Selbstversuch
Das Vertrackte am Einschlafen: Je mehr man es will, desto weniger gelingt es. Aber vielleicht gibt es ja doch einfache Lösungen für die durchwachten Nächte? Tilman Rammstedt testet drei Produkte, die endlich Ruhe versprechen.
Ich wundere mich darüber, dass ich mich noch ab und zu darüber wundere, so oft schlecht zu schlafen. Denn zum einen sollte man ohnehin nur dann mit einem ständigen Gelingen von Dingen rechnen, wenn man sich leidenschaftlich gern irrt. Und zum anderen bietet mein Leben wirklich ausreichend Voraussetzung für eine unangenehme Nachtruhe. Unregelmäßiger Alltag, zu wenig natürliches Sonnenlicht, zu häufiges Scheitern am 10 000-Schritte-Ziel, zu viel Bildschirm, urbane Straßenbeleuchtung vor dem Schlafzimmerfenster und vor allem: einen schwarzen Gürtel im Grübeln.
Aber selbst ohne diese Voraussetzungen hätte ich wahrscheinlich keine Chance. Alle paar Tage stolpert man schließlich über einen neuen Zeitungsartikel, in dem eindringlich vor den Gefahren des Nichtschlafens gewarnt wird. Depression, Diabetes, Demenz und Krebs, all das lauert angeblich hinter jeder durchwachten Nacht, und nachdem vor einiger Zeit Sitzen zum neuen Rauchen erklärt wurde, ist jetzt offenbar Schlaflosigkeit das neue Crystal Meth. Zwar werden in den Artikeln auch immer artig Tipps für den guten Schlaf gegeben, aber vor allem bleibt der Alarmismus, sodass man nachts schon allein aus Angst davor, nicht schlafen zu können, mit sperrangelweiten Augen wach liegt. Die Artikel sorgen also selbst für ihren Anlass. Das kann man, wenn man will, als professionellen Kniff gebührend anerkennen, richtig müde macht einen das aber auch nicht.
Jeder schläft allein
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Kommentare
Schlaf scheint mir hochkomplex und sehr im Unterbewusstsein zu wirken. Große Probleme damit schätze ich mit kleinen einfachen Tricks wenig dauerhaft lösbar. Der Artikel hat das mit Witz gut dargelegt.
Dem Schlaf zuträgliche Verbesserungen des Lebenswandels könnten vielleicht zwei Aktivitäten sein:
- das Versuchen wahrscheinlich nur ausreichender Befreiung für sich und seine Gruppen, damit man tendenziell weniger von Sorgen um jene Befreiungen wach gehalten wird, und
- das Versuchen von wahrscheinlich Bestem für alle, damit das bewusste Denken das unterbewusste Denken bei Tage und bei Nacht tendenziell zu Projekten hin leitet, welche wahrscheinlich besonders gut sind und damit gut auf das Denken wirken.
Ich danke für den Artikel und die Möglichkeit, zu kommentieren.