Was ist eine gerechte Gesellschaft?
Gelbwesten, Fridays for Future, Streiks für höhere Löhne: Der Ruf nach Gerechtigkeit wird wieder lauter. Die sozialen Spannungen nehmen zu. Wie also wäre es zu ermitteln, das innerste Gesetz der Verteilungsgerechtigkeit? Wie viel Ungleichheit ist vertretbar? Braucht es einen stärkeren Staat — oder ist der Einzelne in der Pflicht? Auf diese drängenden Fragen der Gegenwart haben Philosophen seit jeher Antworten gesucht: von Aristoteles über John Locke und Thomas Hobbes bis hin zu John Rawls. Im folgenden Dossier nehmen wir ihre wegweisenden Impulse auf — und denken sie weiter. Mit Beiträgen unter anderem von Joseph Vogl, Ulrike Ackermann und Oliver Nachtwey.
Artikel aus dem Dossier
Die gerechte Gesellschaft
Die Frage nach dem Wesen einer gerechten Gesellschaft führt direkt ins Zentrum unserer Gegenwart. Das zeigt sich bereits daran, wie viele politische Großereignisse der letzten Jahre mit ihr zusammenhängen: die Proteste infolge der Finanzkrise, der Aufstieg des Rechtspopulismus, die #MeToo-Debatte, der Brexit, das Aufkommen der „Gelbwesten“, die Fridays-for-Future-Demonstrationen sowie die jüngsten Diskussionen um Enteignungen. Überall geht es um Fragen der Verteilungsgerechtigkeit. Der Verteilung von Geld, Eigentum, Macht, Anerkennung und ökologischen Ressourcen.
Die Geschichte der Gerechtigkeit
Was Gerechtigkeit bedeutet, darüber waren sich die Denker der Philosophiegeschichte uneins. Hier die wichtigsten Positionen
Was ist fair?
John Rawls hat die wirkmächtigste Theorie der Gerechtigkeit des 20. Jahrhunderts entworfen. Der „Schleier des Nichtwissens“ bildete für ihn den Kern einer gerechten Gesellschaft. Mit seinem „Differenzprinzip“ legitimierte der Philosoph soziale Ungleichheiten unter bestimmten Bedingungen. Was können wir heute von Rawls lernen? Und was waren die Argumente seiner Kritiker? Ein Überblick mit Tiefenschärfe
„Als gerecht gilt, wenn andere noch weniger haben“
Philosophie Magazin: Herr Vogl, um den Wohnungsmarkt zu entlasten, denkt die Berliner Landesregierung momentan über Enteignungen nach. Die designierte US- Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren fordert wiederum, Facebook & Co. im Zweifelsfall zu zerschlagen. Überrascht es Sie, dass über..

Brauchen wir eine Care Revolution?
Fürsorgetätigkeiten werden schlecht oder gar nicht entlohnt. Aber warum bewerten wir die Produktion eigentlich höher als die Reproduktion? Höchste Zeit für ein Umdenken

Wie viel Gleichheit verträgt die Freiheit?
Die Fortschrittserzählung, dass alle vom Wohlstand profitieren, wird zunehmend porös. Ist also mehr Staat gefragt? Oder steht der Einzelne in der Pflicht? Die Politologin Ulrike Ackermann und der Soziologe Oliver Nachtwey über das richtige Verhältnis von Umverteilung und Selbstbestimmung