Ich möchte lieber nicht
Nr. 70 - Juni/Juli 2023
Wer mutig Nein sagt, widersetzt sich äußeren Ansprüchen, um nach eigenen Vorstellungen zu leben. Doch ist die Verweigerung immer auch in Gefahr, in Narzissmus, Resignation, gar Depression abzugleiten. Wie kann die Philosophie helfen, die produktive Kraft des Neins zu entfalten?
Alle Texte in der Übersicht
Arena
Fake-Fotos
KI-Softwares generieren immer bessere Bilder und heben damit den Konstrukt-Charakter der Fotografie auf eine neue Stufe.

Väterliche Schöpfungskraft
Jüngst gelang es japanischen Forschern erstmals, Mäuse mit zwei genetischen Vätern zu zeugen: Die Wissenschaftler wandelten Hautzellen männlicher Mäuse in Eizellen um, befruchteten diese mit Spermien anderer Mäuse und ließen die Embryos von einer weiblichen Leihmutter austragen.

Europa als Ruhepol der Weltpolitik?
Macron will ein Europa schaffen, das von den USA unabhängig ist. Das ist weder anti-amerikanisch noch chinafreundlich, sondern pro-europäisch – und vernünftig angesichts einer veränderten Weltlage, in der die USA ihr Monopol auf Macht und Güte verlieren.

Peter Sloterdijk: „Wir behandeln die Erde, als wäre sie ein kosmischer Cateringservice“
Die Verbrennung fossiler Rohstoffe ist für die Zuspitzung der Klimakrise maßgeblich verantwortlich. Peter Sloterdijk über die Gründe unserer Pyromanie.

Zwischenruf zur Frage der Gewalt
Angesichts des Krieges im Sudan fordert der Westen die Parteien zu Gewaltverzicht und Verhandlungen auf. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg indes werden Friedensbemühungen als Bündnis mit dem Bösen angeprangert. Ist das konsistent? Ein Impuls von Hartmut Rosa.

Was heißt es, links zu sein?
Die Zerwürfnisse zwischen linken Lagern nehmen zu. Kämpfen sie noch für dieselbe Sache? Oder offenbaren sich hier unüberbrückbare Differenzen? Die Politikerin Sahra Wagenknecht und die Schriftstellerin Juli Zeh diskutieren über die Versäumnisse linker Politik, echte und künstliche Gegensätze und den richtigen Umgang mit rechts.

Arbeit im Anthropozän
Die Wut über Macrons Rentenreform hält an. Doch gilt es, sie richtig zu deuten: Worum es im Kern geht, ist ein fundamental anderes Verständnis von Arbeit, das auch den ökologischen Herausforderungen gerecht wird, meint unsere neue Kolumnistin Eva von Redecker.

Achille Mbembe: „Ich gehöre nicht zur Denkschule des Postkolonialismus“
Die Erde ist ein Projekt, das die Menschen erst noch verwirklichen müssen, wenn sie nicht das Lebendige und sich selbst zerstören wollen. Dazu müssen wir jedoch unser Denken erweitern und unsere Kategorien erneuern. Ein Gespräch mit dem Philosophen Achille Mbembe über den Wert afrikanischer Mythen für die Bewältigung der ökologischen Krise.

Leben
Lifestyle-Katholizismus
Katholische Symbole werden in den USA zu angesagten Accessoires. Ihre religiöse Bedeutung spielt dabei keine Rolle. Ist das die Selbstüberwindung des Katholizismus?

Promis als Weltgesundheitsrisiko?
Ozempic ist ein Medikament, das vielen Experten als ein Meilenstein in der Bekämpfung von Typ-2-Diabetes gilt.

Präkrastination
Was du heute kannst besorgen, das hast du am besten schon gestern erledigt.

Hannah Arendt in New York
Hannah Arendt fand nach Jahren auf der Flucht eine neue Heimat in New York. Wie sah Arendts Leben in der amerikanischen Metropole aus? Eine Reportage von Helena Schäfer über „das Mädchen aus der Fremde“, das in New York zu einer Philosophin von Weltrang wurde.

Warum streiten wir?
Der Streit ist Alltag: im Job, in der Familie, in Beziehungen. Doch warum streiten wir eigentlich? Drei Philosophen haben eine Antwort.

Die Sache mit ChatGPT
Die künstliche Intelligenz ist der Anti-Sokrates. Die treibende Kraft der Wahrheitssuche ist der Maschine so fremd wie das Finden einer eigenen Stimme – erleben wir den Beginn einer Kultur ohne philosophischen Eros?

Dossier: Ich möchte lieber nicht
Kollektive Absage
Das Dagegensein hat Konjunktur. Immer mehr Menschen lehnen einstmalige Selbstverständlichkeiten wie Arbeiten oder Kinderkriegen ab. Doch was ist das für ein Nein, das sich in diesen Phänomenen äußert?

Rebellen der Philosophie
In der Philosophiegeschichte bildet das Nein den Kern eines widerständigen Denkens, das noch heute von unschätzbarem Wert ist. Drei Handreichungen für die Gegenwart.

Mein Nein
Auf je eigene Weise lehnen Mariya Merkusheva, Larissa Morgenstern, Lu Metz und Florian Heck etwas ab, das für andere zentral zum Leben gehört: Arbeit, Kinder, Alkohol und Sex. Ihre Beweggründe unterscheiden sich, die Bestimmtheit ihres Neins vereint sie.

Ja statt Nein!
In der Unfähigkeit zum Ja offenbart das Nein seine Schwäche, die verbreiteter ist, als man denken möchte. Eine Intervention von Svenja Flaßpöhler.

Der Protest und das gute Leben
Die Klimaprotestbewegung „Letzte Generation“ ist umstritten. Was für ein Nein zeigt sich in der Form ihres Widerstands? Wie sähe eine zukünftige Lebensform aus, die bejahenswert wäre? In welchem Verhältnis steht die klimabewegte Jugend zum Glück, zu Vorstellungen eines gelingenden Lebens? Und wie verändert sich das Nein im Alter? Ein Gespräch zwischen der Aktivistin Aimée van Baalen und dem Philosophen Dieter Thomä.

Klassiker
Canetti und die Macht
Wenn wir heute über Macht reden, geht es oft darum, wie uns Sprache, Normen und Strukturen beeinflussen. Elias Canetti vertrat hingegen ein sehr viel körperlicheres Verständnis: Bei der Machtausübung geht es nicht um Diskurse, sondern ums Belauern, Ergreifen, Festhalten und Verschlingen. Dem gewaltsamen Zugriff entkommt nur, wer sich raffinierter Verwandlungskünste bedient.

Avicenna und die „Quiddität“
Nur wenn etwas genug „Quiddität“ hat, existiert es mit Notwendigkeit, meint der große mittelalterliche Universalgelehrte Avicenna (Ibn Sina). Diese Aussage erscheint rätselhaft? Hier ein Erklärungsversuch.

Was ist Critical Philosophy of Race?
In unserer Rubrik Auf einen Blick machen wir philosophische Strömungen in einem Schaubild verständlich. Diesmal die Critical Philosophy of Race, die sich mit der Bedeutung des Konzepts race, der Entstehung und Funktion von rassifizierten Strukturen sowie der Frage ihrer Überwindung auseinandersetzt.

Salon
Synapse trifft Platine
Auf ihrem Album Ghost Notes bringen John Matthias und Jay Auborn Mensch und Maschine gleichermaßen zum Schwingen. Eine Kolumne von Florian Werner.

Ist Glück ein Verb?
Die Ausstellung Hello Happiness zeigt, warum Glück ein Selbsterziehungsprojekt ist.

Lässt sich Sexarbeit wertfrei betrachten?
Die Mediathek von Arte ist um einen eindrücklichen Dokumentarfilm reicher geworden. Bonnie und die tausend Männer zeigt das Leben einer dänischen Sexarbeiterin. Der Film lehrt uns, die komplexen Beweggründe der menschlichen Existenz zu achten.

Trampelpfade der Ideen
In seinem Podcast History of philosophy without any gaps führt der Philosoph Peter Adamson ohne Lücken durch die Philosophiegeschichte.

Bücher
Transito ergo sum?
Denken ohne Geländer und ein brisantes Thema: Die spanische Transaktivistin Elizabeth Duval zeigt in ihrem aufsehenerregenden Essay, wie ein philosophisch fundierter Dialog über fluide Geschlechtsidentitäten gelingen kann.

Wie von einem Blitzstrahl erhellt
Kommt, wo die Waffen dröhnen, das Denken an sein Ende? Oder weist es den Weg aus der Gewalt? Gut ein Jahr nach Putins Überfall auf die Ukraine werfen neue Bücher ein Licht auf Russland, die Ukraine – und auf Deutschland.

Finale
Kleine Menschen, große Fragen
Oft stellen Kinder nicht nur sehr gute Fragen, sondern haben auch besonders geistreiche Antworten. In der Rubrik Phil.Kids widmen sich kleine Menschen regelmäßig den ganz großen Rätseln des Seins. Zum Beispiel: Wie reagiert man am besten, wenn man gegen etwas ist?
