Die Geister von Amerika
Nr. 78 - Oktober / November 2024
Trump lügt, pöbelt und bricht Recht. Trotzdem wird er von seinen Anhängern gefeiert und hat Chancen, im November wieder zum Präsidenten gewählt zu werden. Wie ist das möglich? Haben US-amerikanische Denkströmungen dem Trumpismus den Boden bereitet? Konservatismus, ziviler Ungehorsam, Pragmatismus: Eine Aufklärung in drei Teilen.
Alle Texte in der Übersicht
Arena
Feuer mit Feuer bekämpfen
Zur Eindämmung des „Park Fire“ in Kalifornien wird eine neue Methode des Feuerlöschens eingesetzt. Lässt sie sich aufs Politische übertragen?

Kosmo-politisch
War der Weltraum lange Zeit ein Spielfeld für expansive Technik und Forschung, bahnt sich nun die Idee der Nachhaltigkeit einen Weg in die Umlaufbahn der Erde.

AfD und Islamisten – Ungleiche Brüder
Die AfD und Islamisten haben einen gemeinsamen Feind: den westlichen Liberalismus. In der Partei gibt es nun Vorstöße zu einem Bündnis. Es kann an eine lange Tradition in der extremen Rechten anschließen.

Steffen Mau: „Es gibt Eigenarten im Osten, die politisch anders bearbeitet werden müssen“
Erstmals seit dem Nationalsozialismus hat eine rechtsradikale Partei eine Wahl gewonnen. Warum erhält die AfD besonders im Osten so viel Zuspruch? Und was kann gegen diese Entwicklung getan werden? Darüber haben wir mit dem Soziologen Steffen Mau gesprochen. Er ist überzeugt, nur ein rätedemokratischer Ansatz kann die Probleme lösen.

Krankheit als Affirmation
Die Ästhetisierung psychischer Erkrankungen in den sozialen Medien hat Vorläufer im Sturm und Drang und in der Romantik, ist aber weniger subversiv.

Individuelle Freiheit – ein Auslaufmodell?
Ob Coronapandemie, Klimawandel oder geopolitische Spannungen: Je massiver die Großkrisen, desto lauter wird der Ruf, den Handlungsspielraum der Einzelnen dem Wohl aller unterzuordnen. Ist individuelle Freiheit nicht mehr als egozentrische Ideologie – oder doch Kern menschlicher Autonomie? Der Philosoph Peter Sloterdijk diskutiert mit dem Verfassungsrechtler Christoph Möllers auf dem Festival Philo.live!

Weinstein, #MeToo und das Rechtsempfinden
Die #MeToo-Bewegung hat die Gesellschaft für sexualisierte Gewalt sensibilisiert und auf diese Weise auch das hohe Strafmaß gegen Harvey Weinstein beeinflusst. Dass sich das Recht in einem wohl verstandenen Sinne am gewandelten Rechtsempfinden der Bevölkerung orientiert, ist Ausdruck gelebter Demokratie.

Dieser Kampf bricht einem das Herz
Die liberale Mitte verurteilt rechten Hass, wie er sich jüngst in Großbritannien zeigte. Unsere Kolumnistin Eva von Redecker hingegen trauert auch um eine verpasste Möglichkeit.

Leben
David Abram: „Wir werden menschlicher, indem wir feiern, dass wir Tiere sind“
Bei der ökologischen Krise denken wir an Ausbeutung, Zerstörung und Entfremdung von der Natur. Doch was, wenn die Krise viel weiter reicht? Tief in unsere Körper? David Abram, einer der bedeutendsten Theoretiker der Umweltbewegung, spricht darüber, was wir mit der Erfindung der Schrift verloren haben und wie wir zu einer sinnlichen Kommunikation mit der Welt zurückfinden.

Mit dem Thermomix zurück zur Natur
Traditionelle Hausfrauen trenden als „Tradwife-Bewegung“ in den sozialen Medien. Was von vielen als Backlash betrachtet wird, ist für diese gerade ein Akt der Emanzipation.

Technik berührt
Eine neue Technologie verspricht Datenübertragung durch Berührung. Kommt jetzt das Internet der Körper und damit eine neue Nähe?

Die Sache mit dem Taxi
Philosophen und Taxifahrer sind Meister in der Kunst des Sich-nicht-Auskennens. Doch GPS und Uberisierung drohen diese Verwandtschaft zu zerstören. Eine Kolumne von Wolfram Eilenberger.

Dossier: Die Geister von Amerika – Woher kommt der Trumpismus?
Der geistige Boden des Trumpismus
Trump als „weird“ zu bezeichnen, greift zu kurz. Vielmehr gilt es, die philosophische Schattengeschichte seines Erfolgs freizulegen. Ein Intro von Svenja Flaßpöhler.

Trumpocons
Donald Trump gilt als autoritär und rebellisch, rechtsradikal und sonderbar. Dabei gibt es Vorläufer im US Konservatismus der vergangenen 250 Jahre.

Der amerikanische Evangelikalismus und ich
Spätestens seit der Trump-Wahl 2016 ist der Bevölkerungsblock der weißen US-amerikanischen Evangelikalen auch von Europa aus sichtbar geworden. Rund 80 Prozent von ihnen haben bereits damals ihre Stimme für Donald Trump abgegeben und stehen acht Jahre später allen Umfragen zufolge weiterhin hinter ihm. Wie denken diese Menschen, woraus speist sich ihr Weltbild? Eine persönliche Spurensuche.

Samira Akbarian: „Radikaldemokratischer Ungehorsam lässt sich leicht mit dem verwechseln, was Trumpisten machen“
Wer das Gesetz bricht, zeigt wenig Achtung für den demokratischen Rechtsstaat? Nicht unbedingt, meint die Juristin Samira Akbarian. Ein Gespräch über Ungehorsam, der die Demokratie stärkt – und solchen, der sie zerstört.

Wahrheit, die sich lohnt
Für Trump ist nicht entscheidend, ob seine Behauptungen den Fakten entsprechen, sondern ob sie sich für ihn auszahlen. Ist der Pragmatismus der geistige Boden, auf dem die Postfaktizität gedeihen konnte?

Klassiker
Pico della Mirandola und die Menschenwürde
Der Mensch wurde als Heimatloser in die Welt gesetzt. Doch gerade in dieser Offenheit gründet seine Würde, ist der Renaissance-Denker Giovanni Pico della Mirandola überzeugt. Über eine Philosophie, die gerade in der ökologischen Krise der Gegenwart Orientierung verspricht.

Anselm von Canterbury und der Gottesbeweis
Anselm von Canterbury formulierte einen der berühmtesten Gottesbeweise: Gott existiere, weil er dasjenige sei, „über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“. Wie ist das zu verstehen?

Was ist Determinismus?
In Auf einen Blick machen wir Begriffsgeschichte in einem Schaubild verständlich. Diesmal: Determinismus. Für diese Denkströmung ist alles Geschehen und Handeln durch Vorbedingungen und Naturgesetze kausal vorherbestimmt.

Salon
Zeichen und Zunder
Die Tindersticks widmen sich in ihrem neuen Album Soft Tissue dem Glück des sanften Schmerzes.

Traumatische Wiederholungen
Mit The Beast hat Bertrand Bonello einen surrealen und faszinierenden Film geschaffen, der vom Vorgefühl drohenden Unheils handelt – und den Versuchen, es abzuwenden.

Haarige Geschichte
Grow it, Show it! zeigt mit einer Vielzahl an beeindruckenden Werken die kulturelle und soziale Bedeutung von Haaren.

Unabhängigkeitserklärung
In FREIHEIT DELUXE spricht Jagoda Marinic mit unterschiedlichen Gästen über eben das: Freiheit.

Bücher
Demokratie als Lebensform
In seiner Kolumne aus der aktuellen Ausgabe widmet sich Gert Scobel dem Buch Die Öffentlichkeit und ihre Probleme von John Dewey, das eindrucksvoll zeigt, wie die Demokratie als Lebensform unsere Gesellschaft prägt.

Für die Freiheit, gegen den Libertarismus
Der Historiker Timothy Snyder attackiert das libertäre Denken – und zeigt, dass eine bloß „negative Freiheit“, verstanden als Beseitigung staatlicher Hindernisse, die USA an den Abgrund treibt.

Die Baldwin-Formel
In diesem Jahr jährte sich der 100. Geburtstag des Schriftstellers, Essayisten und Aktivisten James Baldwin. René Aguigahs Porträt erschließt einen afroamerikanischen „Denker des Dazwischen“, dessen Romane und Essays kaum aktueller sein könnten.

Adornos Erben
Vom Institut für Sozialforschung über die Frankfurter Schule in die Gegenwart: Philipp Lenhard und Jörg Später beleuchten die Geschichte der Kritischen Theorie. Und Jürgen Habermas plädiert für „vernünftige Freiheit“.

Finale
Phil.Kids (6/24)
Oft stellen Kinder nicht nur sehr gute Fragen, sondern haben auch besonders geistreiche Antworten. In der Rubrik Phil.Kids widmen sich kleine Menschen regelmäßig den ganz großen Rätseln des Seins. Zum Beispiel: Kann man lernen, religiös zu sein?
