Jule Govrin: „Am Körper zeigen sich gesellschaftliche Gefüge“
Anstatt Zugang zu ihren Gedanken zu suchen, nähert sich Kafka seinen Figuren über ihre Körperlichkeit. Damit werden Herrschaft, soziale Enge, aber auch Kreativität und Widerstand zur leiblichen Erfahrung. Ein Gespräch mit Jule Govrin über eigensinnige Körper und Schreiben als Nahrung.
Jule Govrin, Körper – ihre Formen, Gesten, Versehrungen, Verwandlungen – spielen eine zentrale Rolle in Kafkas Erzählungen. Gibt es für Sie eine bestimmte Stelle oder ein bestimmtes Motiv, das Ihnen besonders ins Auge fällt?
Was mich bei Kafka fasziniert, ist dieser Kontrast zwischen den kühlen Formationen der Moderne, die er auch als eine Architektonik fasst – lange Gänge, verschachtelte Amtsstuben und Treppenhäuser stehen da für die Undurchdringlichkeit von Macht und Bürokratie –, und den Körpern, die eine gewisse Widerspenstigkeit behalten. Es gibt widerwillige Körper, die hier und da auftauchen, die mit der Macht verwoben sind, aber immer wieder Fluchtlinien aus der vermeintlichen Allgegenwart der Macht aufzeigen. Und das Thema Essen bei Kafka ist unheimlich interessant.
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