Michael Marder: „Wir müssen die Einzigartigkeit der Seinsweisen achten“
Prinzipien und Regeln des richtigen Handelns stellen wir längst nicht mehr nur für unsere Mitmenschen auf. Auch Tiere stehen mittlerweile im Zentrum ethischer Debatten. Folgen nun die Pflanzen? Im Interview plädiert der Philosoph Michael Marder dafür, ihnen als Subjekten zu begegnen und ihre Andersartigkeit ernst zu nehmen.
Philosophie Magazin: Sie plädieren dafür, Pflanzen nicht nur als zu schützende Objekte, sondern als zu achtende Subjekte zu betrachten, Herr Marder. Was heißt es, Pflanzen als Subjekten zu begegnen?
Michael Marder: Diese Haltung hat mehrere Dimensionen: Die erste und meiner Meinung nach grundlegendste ist, Pflanzen als phänomenologische Zentren ihrer eigenen Welt zu betrachten. Die Idee ist hier, dass Pflanzen, um zu leben und zu gedeihen, der Welt aus ihrer Perspektive einen Sinn geben müssen. Diese Form der Subjektivität mag uns etwas fremd erscheinen. Allein die Tatsache, dass Pflanzen in zwei verschiedenen Umgebungen leben, unter der Erde und über der Erde, macht ihre Phänomenologie aus der Perspektive des Menschen ungewöhnlich und seltsam. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir uns den Pflanzen so weit wie möglich auf ihrem eigenen Terrain nähern sollten.
Wie Sie gerade angemerkt haben, ist es für viele Menschen sehr kontraintuitiv, über Pflanzen als Subjekte zu sprechen. Soweit sich die westliche Philosophie mit Pflanzen beschäftigt hat, scheint sie diese Tendenz verstärkt zu haben, indem sie den Unterschied zu Menschen und Tieren betonte.
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