Olympe de Gouges und die Frauenrechte
Frauen sollen die gleichen Möglichkeiten wie Männer haben, Eigentum und Ämter gerecht verteilt werden. Diese Forderungen, die zum Teil bis heute auf vollständige Erfüllung warten, brachte Olympe de Gouges bereits während der Französischen Revolution vor und bezahlte ihr Engagement mit dem Leben.
„Frau, erwache, (…) erkenne deine Rechte!“ Dies sind die einleitenden Worte von Olympe de Gouges’ Postambel aus ihrer Schrift Die Rechte der Frau. Der 1791 mitten im Trubel der Französischen Revolution erschienene Text gilt nicht nur als Schlüsselwerk des Feminismus, sondern des modernen politischen Denkens überhaupt. Er ist ein kritischer Gegenentwurf zu den 1789 von der Nationalversammlung deklarierten Menschen- und Bürgerrechten und eine Kampfschrift für die gesellschaftliche und politische Gleichstellung der Frau. Er ist ein Plädoyer für eine gerechte Eigentumsverteilung, Selbstbestimmung und eine Anerkennung der Gleichheit der Menschen in ihrer Verschiedenheit, gegen die gesellschaftliche Vormachtstellung des Mannes und ein bloß formales Freiheits- und Gleichheitsverständnis. Dabei orientiert sich die Schrift sowohl im Inhalt als auch der Form nach an den 17 Artikeln der Deklaration. Ergänzt wird sie durch einen an Rousseau angelehnten Gesellschaftsvertrag von Mann und Frau. Heute zählt sie zu den Vorläufern der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 und den UN-Frauenrechtskonventionen wie der Convention on the Political Rights of Women von 1952/1953 oder dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frauen von 1979.
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