Philosophie aus Köln
Heute geht in Köln die zehnte phil.cologne zu Ende, Deutschlands größtes Philosophie-Festival. Auch in der Vergangenheit hat die Stadt am Rhein ein – im wahrsten Sinn – außerordentliches Denken hervorgebracht. Ein historischer Streifzug in vier Etappen.
Albertus Magnus und die erste europäische Renaissance
Im Jahr 1248, als mit den Bauarbeiten am Kölner Dom begonnen wurde, gründete Albertus Magnus ein Collegium in Köln, aus dem ein ganz eigener Bau hervorgehen sollte: ein System der Wissenschaften, das die Erforschung von Mensch und Natur behutsam aus der theologischen Umklammerung löste. Albertus und seine Mitstreiter – zu ihnen gehörten die berühmtesten Gelehrten der Zeit wie Thomas von Aquin oder Duns Scotus – beobachteten ihre Umwelt mithilfe empirischer Studien, experimenteller Überprüfung und des methodischen Zweifels. Albertus, der schon zu Lebzeiten „der Große“ genannt wurde und sich mühelos auf den Gebieten der Theologie, Philosophie, Jurisprudenz, Naturkunde und Architektur bewegte, gründete sein Universalgelehrtentum auf die Wiederentdeckung antiker Schriften, etwa des Aristoteles oder Platon. Aus diesen gewann er einen anderen Blick auf die Wirklichkeit als die herrschende Lehre aus Rom es vorschrieb: Er begriff den Menschen als „Bindeglied zwischen Gott und Welt“, während Rom allein den Papst als göttliches Scharnier anerkannte. Albertus‘ Schüler gelangten gar zu der Vorstellung eines „Homo Divinus“ und trieben damit die „erste Renaissance“, die der Historiker Peter Watson in Deutschland, und vor allem in Köln lokalisierte, auf die Spitze. Spätere Renaissancen wie die weitaus berühmtere in Oberitalien konnten daran anschließen.
Karl Marx und der Sturz der alten Ordnung
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