Susan Neiman: „Trumps Methoden sind klassische Beispiele faschistischer Taktik“
Nachdem Joe Biden bei der Stimmauszählung nun auch in ihrem Heimatstaat Georgia führt, ist die in die Deutschland lehrende US-Philosophin Susan Neiman zuversichtlich, dass eine zweite Amtszeit Donald Trumps verhindert werden kann. Dass mit Biden als Präsident jedoch alles gut werde, sei eine große Illusion.
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Susan Neiman: „Viele Demokraten haben geglaubt, dass man einen Wahlkampf nach Stammesinteressen machen sollte“
Was bedeutet die zweite Amtszeit von Donald Trump für die USA? Für die Philosophin Susan Neiman ist klar, dass Trumps Politikstil die Kriterien des Faschismus erfüllt, und die Bedrohung durch ihn heute größer ist denn je. Eine Mitschuld für seine Wahl sieht sie bei der Linken.

Roger Berkowitz: „Dieser Wahlkampf zeugte vom Ende einer ‚gemeinsamen Welt‘“
Auch wenn es so aussieht, dass Joe Biden die US-Wahlen für sich entscheiden kann, wirft Donald Trumps überraschend gutes Abschneiden viele Fragen auf. Der Philosoph Roger Berkowitz, Direktor des Hannah-Arendt-Zentrums am Bard College in New York, erklärt im Gespräch, weshalb der amtierende Präsident der schrecklichste der amerikanischen Geschichte ist, er nach wie vor so viele Menschen überzeugt und seine Amtszeit im Rückblick dennoch ein Glücksfall für die USA sein wird.

Seyla Benhabib: „Der eigentliche Machiavelli ist noch an der Macht“
Viele begrüßen, dass Joe Biden eine zweite Amtszeit Präsident Trumps verhindern konnte. Eine verfrühte Freude, wie die Philosophin Seyla Benhabib erläutert, da der eigentliche Feind der Demokratie noch immer enorm einflussreich sei.

Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
Susan Neiman: „Wir dürfen es der Hamas nicht erlauben, die Vernunft zu ermorden“
Für die Philosophin Susan Neiman steht fest, dass das Festhalten an der Würde aller Menschen die einzig richtige Antwort auf die Situation in Israel ist. Das bedeute, das Leid aller ernst zu nehmen. Zugleich dürfe erfahrenes Leid nicht zur Richtschnur eines politischen Handelns werden, das von Rachewünschen getrieben ist.

Joe Biden, ein „Präsident der Transformation“?
Der amerikanische Politikwissenschaftler V. O. Key entwickelte einst das Konzept der „kritischen Wahlen“, wonach sich die US-Politik in bestimmten Abständen ganz grundlegend neu ausrichtet. Ist es mit der Amtszeit Joe Bidens nun wieder so weit?

Bernhard Pörksen: „Trumps Erfolgsrezept ist die Gleichzeitigkeit von Total-Verwirrung und Brachial-Orientierung“
Der Sturm auf das Kapitol war wohl einer der letzten Tiefpunkte von Donald Trumps Präsidentschaft. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen erläutert im Interview, warum die Spaltung der Gesellschaft aber auch künftig Trumps Geschäftsmodell bleiben könnte und weshalb die „sanfte Ignoranz der Idiotie“ eine Zukunftsaufgabe des Qualitätsjournalismus ist.

Susan Neiman: „Der Begriff des Bösen ist zentral für Kants Gesamtwerk“
Die Philosophin Susan Neiman hält die Frage nach dem Bösen für ein Leitmotiv in Kants Schriften. Im Interview spricht sie über das Ringen mit einer Welt, in der Tugend und Glück auseinanderfallen. Mit Blick auf die Massaker vom 7. Oktober 2023 erklärt sie, warum man versuchen sollte, das Böse zu verstehen, zeigt aber auch auf, wo das Verstehen an seine Grenzen stößt.
