Was bedeutet es, depressiv zu sein?
Ist die Depression – oder wie sie früher hieß: Melancholie – eine Krankheit, Ausdruck einer Erkenntnis oder gar Zeichen besonderer Begabung? Drei Denker geben Antworten.
Ein Ungleichgewicht der Körpersäfte
Aristoteles
(384 – 322 v. Chr)
In den Problemata physica nimmt Aristoteles den pathologischen Aspekt der Melancholie in den Blick. Ursächlich für Krankheiten jeder Art sei ein Missverhältnis der Körpersäfte. Vor dem Hintergrund der antiken Viersäftelehre führt Aristoteles die Melancholie auf eine Veränderung des Wärmehaushalts im Körper zurück. Aufgrund eines Überschusses an „schwarzer Galle“ herrsche im Körper des Melancholikers entweder ein Übermaß an Kälte oder an Wärme. Seine Gemütslage sei mit der eines Betrunkenen vergleichbar. Hier wie dort treffen wir auf schwatzhafte, aufgeregte oder aber zu Tränen neigende Charaktere. Doch die Melancholie ist nicht zwangsläufig ein Makel: Menschen mit einer speziellen Form der Schwarzgalligkeit seien disponiert zu genialen Leistungen in Philosophie, Kunst und Politik.
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Depression: Woran kranken unsere Gesellschaften?
Sind Sie eher Prozac oder Paroxetin? Effexor oder Seroplex? Wenn Ihnen diese Namen nichts sagen, gehören Sie zu den wenigen, die vom modernen Übel der Depression verschont sind. Samuel Lacroix fragt nach den Hintergründen dieser psychischen Krankheit und geht mit einem Philosophen auf die Reise, der selbst schwer depressiv war.

Das Hautgehäuse – ein Versuch über die Depression
Oft wird angenommen, der Depressive lebe in derselben Welt wie alle anderen und sei nur ein bisschen trauriger. In Wirklichkeit, so weiß Christoph David Piorkowski aus eigener Erfahrung, verändert die Depression alles: Das Erleben von Zeit und Raum, Leiblichkeit und Beziehungen.

Was bedeutet es, depressiv zu sein?
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Epiktet: Ein freier Sklave
Epiktet wurde als freigelassener phrygischer Sklave zum Stoiker. Sein besonderer Lebensweg schlägt sich in seinem Werk nieder. Der aufrührerische Denker und einzigartige Pädagoge betonte immer wieder die innere Freiheit gegenüber widrigen Umständen.

Sterben, bis es besser wird – Depressionen sagen und denken
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Männer und Frauen: Wollen wir dasselbe?
Manche Fragen sind nicht dazu da, ausgesprochen zu werden. Sie stehen im Raum, bestimmen die Atmosphäre zwischen zwei Menschen, die nach einer Antwort suchen. Und selbst wenn die Zeichen richtig gedeutet werden, wer sagt, dass beide wirklich und wahrhaftig dasselbe wollen? Wie wäre dieses Selbe zu bestimmen aus der Perspektive verschiedener Geschlechter? So zeigt sich in der gegenwärtigen Debatte um #metoo eindrücklich, wie immens das Maß der Verkennung, der Missdeutungen und Machtgefälle ist – bis hin zu handfester Gewalt. Oder haben wir nur noch nicht begriffen, wie Differenz in ein wechselseitiges Wollen zu verwandeln wäre? Das folgende Dossier zeigt drei Möglichkeiten für ein geglücktes Geschlechterverhältnis auf. I: Regeln. II: Ermächtigen. III: Verstehen. Geben wir Mann und Frau noch eine Chance!
Müssen wir unser Potenzial ausschöpfen?
Jeder Mensch hat Begabungen. Aber müssen wir sie auch verwirklichen? Drei philosophische Positionen.
