Müssen wir unser Potenzial ausschöpfen?
Jeder Mensch hat Begabungen. Aber müssen wir sie auch verwirklichen? Drei philosophische Positionen.
„Ja, das ist unsere Lebensaufgabe“
Aristoteles
384 – 322 v. Chr.
Was haben ein Mensch und ein Messer gemeinsam? Was nach dem Anfang eines schlechten Witzes klingt, beantwortet Aristoteles ernsthaft. Beide haben eine Funktion, sagt er, einen Zweck, für den sie existieren. Ein Messer ist nur dann gut, wenn es scharf ist. Und ein Mensch nur dann erfüllt, wenn er seine spezifisch menschlichen Potenziale auch verwirklicht. Das ist unsere Lebensaufgabe. Wer sie verfehlt, verfehlt auch die Chance auf echtes Glück. Klingt hart? Trotzdem wäre es falsch, in Aristoteles einen antiken Fürsprecher unserer gegenwärtigen Selbstoptimierungskultur zu sehen: Das Potenzial, von dem er spricht, sind Tugenden – Tapferkeit, Gerechtigkeit oder Weisheit –, die nicht nur uns, sondern auch der Gesellschaft nutzen. Tugenden entstehen im Gleichgewicht: nicht im Mangel, aber eben auch nicht im Übermaß. Extreme waren Aristoteles suspekt. Die Hustle Culture wäre es auch.
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