Die Zutat „Mensch“: Kann KI Kunst erschaffen?
Die Frage, ob Künstliche Intelligenz Kunst erschaffen kann, erhitzt die Gemüter. Der KI fehle die „Zutat Mensch“, sagen viele. Doch ist die Forderung nach der „menschlichen Kunst“ nur das letzte Aufbäumen eines anthropozentrischen Weltbilds, das den Menschen als „Krone der Schöpfung“ über alles stellt?
Künstliche Intelligenz ist allgegenwertig: Sie vollendet Beethovens 10. Sinfonie, schreibt Gedichte à la Goethe und malt Rembrandt-Gemälde. Viele Menschen zeigen sich von den schier grenzenlosen Möglichkeiten begeistert, die der Gebrauch von KI ermöglicht. Kritiker:innen dagegen meinen, Künstliche Intelligenz erschöpfe sich darin, Stile bereits existierender Künstler:innen zu kopieren – sie bringe „nicht Neues hervor“. Außerdem fehle es der KI-Kunst an der Intention, dem emotionalen Unterbau, den die menschliche Kunst kennt – ohne diese sei sie „seelenlos“. Aber ist der Unterschied wirklich so groß? Was unterscheidet KI-geschaffene von menschlicher Kunst? Ein Interpretationsversuch.
Das Gefühl der Authentizität: „KI hat keine Intention“
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Und woran zweifelst du?
Wahrscheinlich geht es Ihnen derzeit ähnlich. Fast täglich muss ich mir aufs Neue eingestehen, wie viel Falsches ich die letzten Jahre für wahr und absolut unumstößlich gehalten habe. Und wie zweifelhaft mir deshalb nun alle Annahmen geworden sind, die auf diesem Fundament aufbauten. Niemand, dessen Urteilskraft ich traute, hat den Brexit ernsthaft für möglich gehalten. Niemand die Wahl Donald Trumps. Und hätte mir ein kundiger Freund vor nur zwei Jahren prophezeit, dass im Frühjahr 2017 der Fortbestand der USA als liberaler Rechtsstaat ebenso ernsthaft infrage steht wie die Zukunft der EU, ich hätte ihn als unheilbaren Apokalyptiker belächelt. Auf die Frage, woran ich derzeit am meisten zweifle, vermag ich deshalb nur eine ehrliche Antwort zu geben: Ich zweifle an mir selbst. Nicht zuletzt frage ich mich, ob die wundersam stabile Weltordnung, in der ich als Westeuropäer meine gesamte bisherige Lebenszeit verbringen durfte, sich nicht nur als kurze Traumepisode erweisen könnte, aus der wir nun alle gemeinsam schmerzhaft erwachen müssen. Es sind Zweifel, die mich tief verunsichern. Nur allzu gern wüsste ich sie durch eindeutige Fakten, klärende Methoden oder auch nur glaubhafte Verheißungen zu befrieden.
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Kommentare
Ist nicht generell, das Begriffs-Inhalt von Kunst viel zu eng? Ist nicht Alles Kunst, was das Natur-Wesen Mensch aus dem Natur entnimmt und umformt, neu zusammenstellt und erst und anders verbindet und bewertet Kunst? Das würde dem Begriff künstlich nicht bloss nahekommen, es wäre Übereinstimmung. Ein klares Verschiedenheit von dem, was das Natur, das DaSein erschaffen hat, Uns z.B., und dem, was wir mit Natur, auch Uns z.B., erschaffen. Landstrassen, Luftmatratzen, Häuser, Pizza, Sonnencreme, Panzer, Lenkraketen, Dramen, Gemälde (mein Favorit: William Turner!) und Performances (eine Favoritin: Greta Garbo.
Was die künstlichen Algorithmen in sogenannt neuralen Netzen angeht, auch das ist Kunst, das wiederum auf das zugreift und verwendet, was das Natur-Wesen Mensch darin abgespeichert hat, oder sogar "life" zugänglich macht, voller nur natürlichen - menschlichen - Emotionen und Trieben, insbesondere Angst, Sex und Macht. Auch dessen Output ist somit voll Natürlich Menschlich, und voll künstlich. Deswegen [noch?] ununterscheidbar von Uns. Oder?