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Bild: © Sophie Brand

Interview

Eva von Redecker: „Revolutionen entstehen aus Sehnsucht nach Lebenszeit“

Eva von Redecker, im Interview mit Lisa Friedrich veröffentlicht am 30 September 2021 9 min

Zahlreiche zeitgenössische Protestbewegungen fasst Eva von Redecker als „Revolutionen für das Leben” auf. Indem sie sich gegen Artensterben, Femizide sowie Naturzerstörung wenden, stellen sie der kapitalistischen Ausbeutung utopische Alternativen entgegen.

 

Frau von Redecker, die Kritische Theorie ist aus der Frage entstanden, warum es nicht zur sozialistischen Revolution im Sinne von Marx’ Analysen gekommen ist. Was war das Problem an Marx’ Idee?

Marx hatte die grandiose Idee der Wiederaneignung der Welt: Wiederaneignung des verlorenen, weil privatisierten Reichtums, Wiederaneignung der Handlungsfähigkeit der Arbeiter:innenklasse und damit der ganzen Menschheit. Ich würde lieber vom Begriff der Wiederannahme sprechen: Damit meine ich nicht nur Reichtum und Güter, die man sich aneignen kann, nicht nur das, was produziert wird, sondern auch die Abfälle, die Traumata, die Unterseite der Geschichte. Wir müssen das abgespaltene CO2 und die verworfenen Anteile unserer selbst genauso wieder in ein Verhältnis zu uns setzen. Aber ganz bestimmt nicht in ein Eigentumsverhältnis. Ich folge in gewisser Weise der marxschen Idee, dass man sich den Kräften, die man hinter seinem Rücken freigesetzt hat, stellen muss. Wenn für Marx die Revolution die Lokomotive der Geschichte ist, dann würde ich sagen: Jetzt ist es der Kohlenstoff in der Luft, den die Lokomotive zurückgelassen hat, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Wir haben historisch die Kräfte entfesselt, das Klima zu verändern. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir dem in unserer Praxis gerecht werden können.

Sie schreiben in Ihrem neuesten Buch, dass wir eine Revolution für das Leben derzeit schon erleben. Was meinen Sie damit?

Ich verstehe Revolution als lang gezogenen Prozess. Das erlaubt es mir, von einer revolutionären Situation zu sprechen, obwohl wir vom tatsächlichen Umbruch vielleicht noch sehr weit entfernt sind. In der Art und Weise, wie verschiedene neue politische Bewegungen ihren Aktivismus um die Frage des Lebens, des Überlebens, des verbundenen und solidarischen Zusammenlebens zentrieren, wird ein kategorischer Bruch mit der uns vertrauten bürgerlich-liberalen kapitalistischen Ordnung deutlich. Marx hatte gehofft, dass man nur dafür sorgen müsse, dass die Produktionsmittel in andere Hände geraten. Jetzt haben wir eine ganz andere Ausgangslage, uns ist klar geworden, dass die Art, wie wir produzieren, nicht nur zu sozialer Ungleichheit und Entfremdung im Produktionsprozess führt, sondern zur Katastrophe im Verhältnis zur Natur. Wir sehen eine Zerstörung der Grundlagen, von denen das Leben zehrt, ein Aufbrauchen der Zeit der Zukunft. Die neuen Proteste gehen daher weit über die Vorstellung der Umverteilung von Reichtum hinaus. Im Mittelpunkt steht der Lebensbegriff, der in den Bewegungen eine neue, wegweisende Definition angenommen hat. Das zu verfolgen, vermittelt den Eindruck, dass wir einem historischen Moment beiwohnen, wo etwas Neues aufbricht. Mich interessieren solche Ansatzpunkte mehr als die Verzweiflung darüber, wie langsam alles geht.

Von welchen neuen Bewegungen sprechen Sie?

Ich habe mich vor allem mit Black Lives Matter, Ni una menos, Ende Gelände und der internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung auseinandergesetzt, außerdem mit indigenen Protesten gegen Umweltzerstörung und Landnahme. Durch diese Bewegungen bin ich überhaupt erst auf das Deutungsmuster des Lebens gekommen. Morde durch Polizist:innen, Femizide, Artensterben: Die Mobilisierung geht vom Tod aus und setzt dem ein weitreichendes, differenziertes Verständnis von Leben entgegen. Das spiegelt sich auch in den Slogans wider. Bei Ni una menos heißt es: „Wir wollen uns lebendig“ oder bei den Dakota-Access-Pipeline-Protesten: „Wasser ist Leben.“ Die Aktivist:innen fordern gegenüber dem Leben eine grundlegend andere Praxis als die kapitalistische, sachherrschaftliche Ausbeutung. Das bedeutet: Retten von Leben statt Zerstören, Regenerieren von Leben statt Ausbeuten, Teilen statt Verwerten. Die Bewegungen zeigen utopische Alternativen zur gängigen kapitalistischen Praxis auf.

In Ihrem Buch stellen Sie fest, dass der Kapitalismus unser Leben zerstört. Eine der großen Pathologien unserer kapitalistischen Lebensform sehen Sie im modernen Verständnis von Eigentum.

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David Abram: „Wir werden menschlicher, indem wir feiern, dass wir Tiere sind“

Artikel aus Sonderausgabe 19 2021 Vorschau
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