Lob der Freundlichkeit
Die Freundlichkeit wird im Vergleich zu Erfolg, Attraktivität und Intelligenz gering geschätzt, ja oft geradezu misstrauisch betrachtet. Tatsächlich aber hat sie – in ihren wahrhaftigen Formen – unsere Bewunderung verdient. Was macht echte Freundlichkeit aus? Und woher kommt sie?
Die Freundlichkeit zeigt sich in vielen Formen: Fremden aufmunternd zunicken; Höflichkeitsformeln mit Sinn füllen; auf Floskeln verzichten; sich an früher Gesagtes erinnern; auf Nachfolgende warten; etwas von sich preisgeben; andere vor der eigenen Laune warnen; jemandem von den guten Gerüchten über ihn erzählen; versteckte Vorzüge bemerken oder die bekannten neu bestaunen.
Die Freundlichkeit ist wie der Sommer. Sie lässt dieselbe Welt in hellerem Licht und in größerer Wärme erscheinen, als einen Ort, an dem man leben kann. Sie löst die Gedanken und die Glieder aus der Erstarrung, beschwichtigt das Kontrollbedürfnis und nimmt der Last des Lebens etwas von ihrer Schwere. Es gibt Menschen, die wegen dieser Fähigkeit der Weltverwandlung eigentlich als Genies der Freundlichkeit verehrt werden müssten.
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Die Würde, die wir meinen
Während hohe Einkommen und akademische Abschlüsse oft mit großem sozialen Ansehen einhergehen, werden weniger formal gebildete Menschen mit schlechter bezahlten Jobs von der Gesellschaft meist gering geschätzt. Michael J. Sandel sieht darin eine der größten Gefahren unserer Zeit und plädiert für eine neue Sicht auf die Würde der Arbeit.

Die neue Ausgabe: Woher kommt der Lebensschwung?
Oft fühlt sich das Leben schwer, starr oder flach an. Woher kommt der Schwung, der solche Zustände durchbricht? Brauchen wir einen Anstoß von außen oder Zugang zu verschütteten Energien? Was macht uns lebendig, lässt uns Ja sagen zur Existenz?
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Seiner Zeit voraus
Der Philosoph K. C. F. Krause ist hierzulande so gut wie vergessen. Völlig zu Unrecht. Denn von heute aus betrachtet, wirken viele seiner Positionen geradezu prophetisch.

Trigger Transgender
Weniges reizt die Gemüter so sehr wie das Thema Trans. Oft schlagen die Aggressionen in handfeste Gewalt um. Sie richtet sich gegen Menschen, die sich nicht mit jenem Geschlecht identifizieren, das in ihrer Geburtsurkunde steht. Aber woher rührt die Ablehnung, woher kommt der Hass? Welche Rolle spielen dabei unsere Vorstellungen von Normalität? Eine Spurensuche in Schottland.

Woher kommt das Neue?
Es gibt diesen Punkt, an dem das Alte nicht mehr passt. Mit einem Mal werden Gewohnheiten schal, Gewissheiten brüchig, Routinen und Rituale zu eng. Aber was tun, wenn die Sehnsucht nach dem Neuen erwacht, während unklar ist, wo es zu suchen wäre? Wie soll es sich einstellen, das Neue? Woher kann es kommen? Aus uns selbst oder aus dem Nichts? Ist das Neue überhaupt eine Befreiung – oder ein gesellschaftlicher Imperativ im Zeichen des technischen Fortschritts? Bleib up to date! Erfinde dich neu! Sei kreativ! Das sind die Losungen unserer Zeit, deren permanenter Wandel uns zur Anpassung zwingt. Wagen wir also den Sprung ins Ungewisse, um zu finden, was noch nicht da ist.
Sappho und der Eros
Die Liebeslyrikerin Sappho leitete Mädchen dazu an, in umfassendem Sinn schön zu werden. Dabei ging es auch um einen modernen Lebensstil, Politik, Macht – und Philosophie. Beeinflusst von Sapphos Lob des Eros wurde kein Geringerer als Platon.

Judith Butler und die Gender-Frage
Nichts scheint natürlicher als die Aufteilung der Menschen in zwei Geschlechter. Es gibt Männer und es gibt Frauen, wie sich, so die gängige Auffassung, an biologischen Merkmalen, aber auch an geschlechtsspezifischen Eigenschaften unschwer erkennen lässt. Diese vermeintliche Gewissheit wird durch Judith Butlers poststrukturalistische Geschlechtertheorie fundamental erschüttert. Nicht nur das soziale Geschlecht (gender), sondern auch das biologische Geschlecht (sex) ist für Butler ein Effekt von Machtdiskursen. Die Fortpf lanzungsorgane zur „natürlichen“ Grundlage der Geschlechterdifferenz zu erklären, sei immer schon Teil der „heterosexuellen Matrix“, so die amerikanische Philosophin in ihrem grundlegenden Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“, das in den USA vor 25 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Seine visionäre Kraft scheint sich gerade heute zu bewahrheiten. So hat der Bundesrat kürzlich einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der eine vollständige rechtliche Gleichstellung verheirateter homosexueller Paare vorsieht. Eine Entscheidung des Bundestags wird mit Spannung erwartet. Welche Rolle also wird die Biologie zukünftig noch spielen? Oder hat, wer so fragt, die Pointe Butlers schon missverstanden?
Camille Froidevaux-Metteries Essay hilft, Judith Butlers schwer zugängliches Werk zu verstehen. In ihm schlägt Butler nichts Geringeres vor als eine neue Weise, das Subjekt zu denken. Im Vorwort zum Beiheft beleuchtet Jeanne Burgart Goutal die Missverständnisse, die Butlers berühmte Abhandlung „Das Unbehagen der Geschlechter“ hervorgerufen hat.
Am Anfang war – die Pflanze?
Lange vor den Menschen entstanden die Pflanzen. Sie haben die Welt geformt, das Leben weiterer Organismen auf diesem Planeten ermöglicht und sind bevölkerungsreicher als jede menschliche Nation. Die Diversität und Schönheit der Flora hat oft Bewunderung hervorgerufen, ihre Andersartigkeit aber auch zu Missachtung und Ausbeutung geführt. Eine grüne Geschichte.
