Orte der Muße
Beim Runterkommen hilft die richtige Umgebung. Oft finden wir fernab von Geräten und Gesellschaft zur Muße, manchmal aber auch mitten im Getümmel.
Der Friedhof
Eigentlich könnte der Friedhof ja auch nervös machen. Tatsächlich kennt wohl jeder den Impuls, die Geburts- und Sterbedaten auf den Grabsteinen daraufhin zu lesen, wie viele Jahre den Verstorbenen vergönnt waren, um sie sodann mit den eigenen Lebensjahren abzugleichen. Doch seltsamerweise fühlt man an diesem Ort keine innere Unruhe, sondern eine tiefe Entspannung, die sich zum einen der Stille verdankt, die hier herrscht. Noch wesentlicher aber ist die Unausweichlichkeit des Todes, die zwischen den Gräbern leiblich erfahrbar wird. Das Nichts senkt sich ein. Die gefühlte Verbundenheit mit den friedlich Ruhenden nimmt dem eigenen Lebensende den Schrecken. „Philosophieren heißt sterben lernen“, schrieb Montaigne in seinen Essais. Womit er auch meinte, dass wir in unserem täglichen Leben freier werden, wenn wir den Tod nicht fürchten. Mithin führt ein Friedhofsaufenthalt im besten Fall dazu, auch im Alltag mehr Muße zuzulassen.
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