Armin Grunwald: „Deutschland hat eine besondere Geschichte mit der Kernenergie“
Am Samstag wurden die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz getrennt, der Atomausstieg ist vollzogen. Welche Rolle die „German Angst“ in dieser Entscheidung spielte und was sie für Deutschland bedeuten könnte, haben wir den Philosophen und Physiker Armin Grunwald gefragt.
Herr Grundwald, der Begriff „German Angst“ besagt, dass die allgemeine Angst vor Risiken in Deutschland besonders stark sei. Trifft das auch auf die Atomkraft zu?
Tatsächlich liegt Deutschland, anders als das oft dargestellt wird, in der Haltung zur Kernenergie im europäischen Mittelfeld. Sogar in Frankreich gibt es in der Bevölkerung keine überwältigende Begeisterung dafür, dort sind es eher die Eliten. Deutschland hat allerdings eine besondere Geschichte mit der Kernenergie. Aufgrund der pazifistischen Neigungen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust ist die Atombombe, also die militärische Nutzung sehr stark problematisiert worden. Nicht nur die frühe Umweltbewegung, auch die Friedensbewegung war Teil der großen Anti-AKW-Demonstrationen, verbunden noch dazu mit einem verbreiteten Misstrauen in obrigkeitsstaatliche Strukturen in der Folge der 68er-Studentenrevolution. Diese Demonstrationsgeschichte, zu der auch berühmte Namen wie Heinrich Böll gehören, und die dann in den Anti-Gorleben-Protesten bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Szenen eskaliert ist, wirkt indirekt heute noch polarisierend. Da geht es oft wenig um Sachfragen, sondern um die „richtige“ Position.
Welchen Rolle spielen diese Protest für den nun vollzogenen Atomausstieg?
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