Augenblick, verweile
Abendessen, Konzert, Yoga: Unsere Kalender werden immer voller. Doch bringt uns das näher zu einer erfüllten Existenz? Was heißt es, den Moment zu erleben? Drei Konzepte der Gegenwärtigkeit geben Aufschluss.
Carpe Diem
Wandtattoo in der Eisdiele, geflügeltes Wort im Aufsatz für den Deutschkurs: Carpe diem hat als Motto etwas von seinem Glanz eingebüßt. Das mag auch daran liegen, dass gar nicht so klar ist, was es überhaupt bedeuten soll, „den Tag zu pflücken“, wie es wortwörtlich heißt. Ihn wie eine Blume aus der Wiese reißen? Mehr noch: Soll man, wenn sie welk wird, gleich wieder nach einer neuen greifen? Angesichts recht düsterer Prognosen für die Zukunft hat so manch einer vielleicht das Bedürfnis, einen ganzen Strauß mitzunehmen: nach mir die Sintflut. Auch wenn man dem römischen Dichter Horaz, dem das carpe diem zugeschrieben wird, ein wenig Unrecht tut mit dieser Zuspitzung – er wollte den Blick vom ungewissen Morgen auf die Gegenwart lenken –, so wohnt dem Ausspruch doch eine Ambivalenz inne, der auf die griechische Antike zurückgeht.
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