Der neue Identitätszwang
Judith Butler nennt alle, die am Unterschied zwischen Ei- und Samenzelle festhalten, Faschisten. Dieser asexuelle Tunnelblick schafft neue Rivalitäten – und ist ziemlich konservativ.
In den letzten vier, fünf Jahrzehnten durchlief die allgemeine Wahrnehmung von Geschlechterverhältnis und Sexualität einen epochalen Liberalisierungsschub. Die strafrechtliche Ahndung von Homosexualität und „unsittlichem Verhalten“ wurde eingestellt, die „Ehe für alle“ in Deutschland und der Schweiz offiziell eingeführt. Auch die Transsexualität wird im populären Diskurs nicht länger als dystopischer „body horror“ dargestellt. Stattdessen zieren schillernde Transpersonen wie Caitlyn Jenner oder Elliot Page das Cover von Hochglanzmagazinen. Auf den ersten Blick spricht alles für die Aufweichung vormals starrer Geschlechtsmerkmale, doch auch unter dem Regenbogen geht es nicht immer emanzipatorisch zu. Das Kürzel LGBTQ ist inzwischen so begehrt, dass neue Gruppen, die unter seinem Dach Schutz suchen, mit einem symbolischen Plus zufrieden sein müssen. Die Zahl der operativen Geschlechtsangleichungen unter Kindern und Jugendlichen ist sprunghaft gestiegen. Ein Teil davon geht wohl auf äußere, besonders virulente Einflüsse wie Instagram oder TikTok zurück. Das lässt sich daran erkennen, dass der Wille zur Geschlechtsangleichung nicht mehr auf ein langes Leiden, sondern auf einen Impuls zurückgeht, der kaum mehr begründet wird.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Im Printabo inklusive
Sie sind bereits Abonnent/in?
Hier anmelden
Sie sind registriert und wollen uns testen?
Probeabo
Kommentare
Auch sexuelle Beziehungen erfordern das Aushandeln von Rollen, das aber meist den sozialisierten Schemata entspricht und dann in der großen Mehrheit der Fälle eher unbewusst abläuft. Dass in pubertärer Unsicherheit - zeitgeistbedingt - in Klassenzimmern und Social Media identitär - sexuelle Rollenmuster die Oberhand gewinnen, macht es vor allem denen schwer, die dem eigenen Geschlecht zuneigen. Wenn z.B. Mädchen andere Mädchen ihren männlichen Klassenkameraden sexuell vorziehen ( vgl. Studien zu Reife- Unterschieden in der Pubertät zwischen Jungen und Mädchen) ist das nicht ungewöhnlich. Bei transsexuellen Studien wird der Anteil von Mädchen mit 80% genannt. Bevor also operative Eingriffe überhaupt in Erwägung gezogen werden, sind andere - auch psychotherapeutische - Hilfen das Mittel der Wahl.
Das sind alles ewiggestrige und schon mehrfach widerlegte TERFargumente...