Adrian Daub: „Im Silicon Valley gilt nur als Arbeit, was Plattformen schafft“
Die kalifornische Tech-Branche gehört zu den einflussreichsten Industrien der Welt – und kultiviert eine ganz eigene Form der Ideologie. Der in Stanford lehrende Literaturwissenschaftler Adrian Daub hat diese in seinem gerade auf Deutsch erschienenen Buch Was das Valley denken nennt analysiert. Im Interview spricht er über kommerzaffine Hippies, gratismutige Radikalität und den heuchlerischen Kult des Scheiterns.
Herr Daub, in seinen Anfängen war das Silicon Valley stark von der Gegenkultur geprägt. Wie kam es zu dieser eigentümlichen Verbindung von Hippietum und Tech-Industrie?
Die starke Verbindung zwischen beiden ist in Nordkalifornien einerseits regional bedingt, andererseits aber auch durch eine spezifische Firmenkultur geprägt. Im Silicon Valley finden sich viele Unternehmen, die sehr stark aus jenem anti-autoritären und anti-elitären Ethos der 60er Jahre schöpfen, mit dem versucht wurde, Corporate America nach den Regeln der Hippie-Kommune aufzumischen. Und davon zehren die meisten Unternehmen auch heute noch. Etwa durch die Betonung des Horizontalen, des Bunten und Antikonformistischen. Wobei das Erbe der Gegenkultur sich nicht nur im Stil dieser Firmen zeigt. Im Kontrast zu den 68'ern in Deutschland bestand eine Eigenart der kalifornischen Gegenkultur darin, dass sie erstaunlich viele Unternehmen gegründet und Kommerz betrieben hat. Das hatte wiederum damit zu tun, dass die Wirtschaft als potentieller Gegenpol zum damals übermächtigen amerikanischen Staat sowie dem militärisch-industriellen Komplex gesehen wurde. Wenn es also manchmal heißt, dass der Radikalliberalismus, den man im Silicon Valley antrifft, eine spätere Zugabe zum eigentlichen Hippie-Erbe sei, stimmt das nicht. Der Radikalliberalismus war in den Hippie-Kommunen schon angelegt, da Unternehmen mehr progressives Potential zugebilligt wurde als dem Staat.
In Ihrem Buch beschreiben Sie eine ganze Reihe von Denkerinnen und Denkern, die – oft auch auf verschlungenen Pfaden – Einfluss auf das Silicon Valley ausübten. Sie beginnen mit dem kanadischen Medien- und Literaturwissenschaftler Marshall McLuhan (1911-1980), der die berühmte Formel „The Medium is the Message“ prägte. Wie entwickelten sich dessen Theorien zu einer Art intellektuellen Hintergrundstrahlung der Tech-Industrie?
McLuhan gehört, ähnlich wie Ayn Rand oder Hermann Hesse, zu jenen Denkerinnen und Denkern, die von der nordkalifornischen Gegenkultur absorbiert und dann oft ein bisschen anders ausgelegt wurden, als diese sich selbst sahen. Im Fall von McLuhan gibt es zwei Gründe, warum er für die Tech-Branche wichtig wurde. Zum einen, weil er Menschen die Angst vor neuen Medien nahm, indem er das konservative Moment der Kulturkritik ausblendete. Oder genauer gesagt: Er wendete die kulturpessimistische Annahme, dass neue Medien das Leben der Menschen komplett verändern werden ins Positive. Hatten die Hippies nun rund zehn Jahre lang erfolglos versucht, mit Inhalten zu Punkten, um eine bessere Gesellschaft zu schaffen, hörte sich McLuhans Botschaft für sie überaus verführerisch an. Denn diese trug folgendes Versprechen in sich: Anstatt den Menschen die ganze Zeit nur Inhalte zu liefern, auf die sie dann doch nicht reagieren, könne man die Leute über das Medium selbst umpolen. Dass die Menschen durch die Medien umgekrempelt werden, ist in dieser Lesart also nichts Schlechtes. Im Gegenteil. Der zweite Grund: Will man wirklich verstehen, was vor sich geht, muss man laut McLuhan weg vom Inhalt und hin zur Form – oder eben Plattform. Nun war das bei McLuhan selbst zunächst eher eine methodologische Intervention. Er wies daraufhin, dass Medienwissenschaftler wie er sich nicht zu sehr auf Inhalte konzentrieren, sondern vielmehr analysieren sollten, wie diese Inhalte rübergebracht werden, welche Message das Medium selbst transportiert. Dennoch hatte das auch schon bei McLuhan eine leicht moralische Komponente. Nach dem Motto: Wer zu sehr auf die Inhalte schaut, ist naiv. Und genau das hat im Silicon Valley dann knallharte Konsequenzen. Gilt hier doch nur als Arbeit, was Plattformen und Medien schafft. Inhalte sind hingegen für all jene da, nicht genial genug sind, um Code zu schreiben. Also etwa die „Konsumenten“, die Yelp kostenlos mit Restaurantbewertungen oder Facebook mit Posts versorgen.
Sie haben Ayn Rand (1905-1982) bereits angesprochen. Die ist zwar keine klassische Denkerin der Gegenkultur, aber fürs Valley ebenfalls ungemein wichtig. Tech-Unternehmer wie Peter Thiel beziehen sich sogar ganz konkret auf sie. Denn in Rands Werk findet sich eine Vielzahl von Aspekten, die gut zur Tech-Industrie passen: von der Staatsskepsis über die Genieästhetik bis zur permanenten Narrativierung der eigenen Biographie. Als besonders zentral sehen Sie in diesem Zusammenhang jedoch Ayn Rands Methode, eine widerständige Haltung zu kultivieren, die aber eigentlich völlig gratismutig ist.
Ja, das ist vielleicht Ayn Rands größtes Geschenk ans Silicon Valley. Es handelt sich hier meist um Firmen und Menschen, die sehr reich, einflussreich und mächtig sind und es dennoch fertigbringen, sich ständig in der Opferrolle wiederzufinden. Und das ist etwas, das bereits Ayn Rand in ihrer sehr eigenen Nietzsche-Rezeption betreibt. Auch in ihren Romanen ist der Firmenbesitzer oft das eigentliche Opfer. Dieser Gratismut, wie Sie es nannten, ist für das Valley unglaublich hilfreich. Das sieht man exemplarisch bei den vielen Venture-Kapitalisten, die sich auf Twitter tummeln und dort sehr steile Thesen vertreten, die aber eigentlich sehr vorhersehbar sind. Und genauso vorhersehbar gibt es dann oft einen Shitstorm, auf den wiederum die Beschwerde folgt, man werde in eine Ecke gestellt, nur weil man gegen den Strom geschwommen sei. Darauf müsste man dann eigentlich antworten: Nein, du hast vor allem mitgeblöckt, bei Menschen, die genauso reich sind wie du selbst. Du hast dich deinem Milieu angepasst und willst dir das jetzt auch noch als „riskantes Denken“ verbriefen lassen. Ayn Rand hilft diesen Menschen die kognitive Dissonanz bei solchen Pirouetten abzubauen. Man kann dann genauso reden, wie alle anderen aus dem eigenen Umfeld, sich aber dennoch als vermeintlicher Vorreiter feiern lassen. Das ist ganz ähnlich wie beim Thema Political Correctness, das auch unter den Mächtigen im Silicon Valley gerne als Gefahr heraufbeschworen wird. Am Ende reden Leute dann einfach so, wie sie bereits vorher geredet haben, beanspruchen nun aber den Nimbus der Dissidenz. Das ist ein netter Trick, den man ihnen aber nicht durchgehen lassen sollte.
Ein weiterer Denker, mit dem Sie sich beschäftigen, ist der französische Kulturanthropologe und ehemalige Stanford-Professor René Girard (1923-2015), der vor allem durch seine Theorie des „mimetischen Begehrens“ bekannt wurde, wonach all unsere Wünsche gewissermaßen kopiert sind: Wir wollen immer das, was andere haben. Dass das etwa für Gründer sozialer Netzwerke interessant ist, liegt auf der Hand. Sie beschreiben jedoch, dass Girards Wirkmacht, ähnlich wie bei Rand, auch auf die Art seines Denkens zurückgeht. Warum?
Obwohl Girards Einfluss wesentlich geringer als der Ayn Rands war, findet er – auch vermittelt durch Peter Thiel – dennoch einigen Widerhall im Valley. Wichtig ist bei Girard die formale Ebene, allen voran das Kontraintuitive. Denn seine Theorie besagt nicht, dass das meiste menschliche Begehren mimetisch sei, das wäre an sich ja wenig kontrovers, sondern, dass das tatsächlich auf jedes Begehren zutreffe, also all unsere Wünsche kopierte Wünsche sind. Aber gerade diese Absolutheit, die viele Menschen zunächst einmal zurückweisen würden, weil sie manche ihrer Wünsche als authentisch empfinden, wird im Valley als Stärke verbucht. Denn dadurch wird Girards Theorie zu einer Art Gegenwissen und Geheimlehre. Wenn Ayn Rand eine Prophetin des Gratismuts ist, dann ist Girard ein Prophet der Gratisradikalität.
Inwiefern?
Glaubt man Girard, ist die Welt ganz anders konstituiert, als wir sie gemeinhin wahrnehmen. Und sie ist vor allem viel uninteressanter. Denn durch Idee des mimetischen Begehrens erscheint die Welt plötzlich viel homogener. Wobei der Witz natürlich ist, dass der einzige Ort, auf den Girards Theorie buchstäblich zutrifft, wo also tatsächlich alle das gleiche wollen, ein Start-Up aus Stanford-Absolventen wäre, aus jungen Menschen, die alle aus dem gleichen und sehr spezifischem Segment der Gesellschaft, einer spezifischen Tranche des Bildungssystems sowie einer spezifischen Region stammen. Doch eben diese Menschen können sich mit Hilfe von Girard nun paradoxerweise erklären, dass die Menschheit eigentlich wie sie ist, weshalb sie dieser wiederum sagen können, was sie wirklich braucht. Würde man diese Stanford-Absolventen fragen, wie viele andere Menschen sie wirklich kennen, können diese antworten, dass sie die gar nicht kennen müssen, da sie ja ihren Girard haben. Diese Radikalität und empirisch eigentlich unhaltbare Universalität von Girards Theorie erlaubt es, vom Kreis einer kleinen, homogenen Gruppe auf die große Masse zu schließen. Um ein Gegenbeispiel aus Deutschland zu bemühen: Durch sie entsteht gewissermaßen das Gegenmodell zum George-Kreis. Während dieser sagte, dass in ihm stets das Gegenteil von dem wahr ist, was in der restlichen Welt als richtig empfunden wird, funktioniert die esoterische Lehre Girards andersherum: Was wir für wahr halten, ist auch bei allen anderen wahr, nur sind die zu doof, um das zu kapieren.
Ein zentraler Begriff des Silicon Valley ist die Disruption. Ideengeschichtlich geht diese auf das Konzept der „kreativen Zerstörung“ zurück, welches vom Nationalökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950) geprägt wurde. Allein: Schumpeter ging davon aus, dass die „kreative Zerstörung“ letztlich in den Sozialismus führe, da die permanente Disruption bei Menschen ein stetig wachsendes Bedürfnis nach Wirtschaftsregulierung erzeuge. Heute ist die Disruption jedoch kein Argument gegen, sondern für den Kapitalismus. Wie kam es dazu?
Geht es um die Frage, welche Folgen der Kapitalismus hat, glaubten Marx und Engels, dass es zur Revolution komme. Schumpeter glaubte hingegen, dass der Kapitalismus vielmehr durch Reformen immer weiter eingehegt werde und so langsam in den Sozialismus münde. Dem stand er selbst nicht einmal sonderlich positiv gegenüber, aber ging seiner Zeit, in den 1940er Jahren, eben davon aus, dass es sich nicht verhindern lasse. In den 1980er Jahren wurde der Begriff der „kreativen Zerstörung“ dann zunehmend ins Positive gewendet und avancierte später in der Tech-Industrie zu einer regelrechten Theodizee des Hyperkapitalismus. Alles, was besteht, ist es nun wert, dass es „disrupted“ wird. An diesem Fall wird indes auch deutlich, dass das, was das Valley denken nennt, nicht nur aus den Unternehmen kommt. Denn es stimmt zwar: Eine Firma wie Uber hält den Kult der Disruption hoch, weil sie damit ihr Geschäftsmodell legitimiert. Aber was eben auch wahr ist: Unternehmen wie Uber könnten das nicht ohne Unterstützer in Medien, Politik und Universitäten schaffen, die diesen Kult der Disruption weiterführen. Wie oft mussten wir in den letzten vier Jahren etwa hören, dass Donald Trump nicht einfach Normen zerstört, sondern ein „disruptive president“ sei, was doch auch Vorteile hätte. Das Modell der Disruption wurde auf alle möglichen Gesellschaftsbereiche übertragen, indem es als eine spezielle Spielart der neoliberalen Gouvernementalität auserkoren wurde, mit der man alles erklären und neu ordnen konnte – seien es Taxiunternehmen oder Universitäten.
Eine ähnlich fragwürdige Metamorphose durchlief im Silicon Valley Samuel Becketts berühmter Satz: „Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ In seinem 1983 publizierten Stück Worstward Ho hatte der irische Dichter diesen als melancholische Einsicht formuliert, wonach das Scheitern ein integraler Bestandteil des Lebens ist, an dessen Ende stets der unabwendbare Tod wartet. In der nordkalifornischen Lesart avancierte diese Sentenz hingegen zu einem Imperativ der Selbstoptimierung.
Genau, hier wird das Hauptaugenmerk auf das „besser“ gelegt. Das war aber nicht immer so. Nach dem Platzen der ersten Dotcom-Blase gab es im Valley viele Menschen, die bewusst darüber nachdachten, was da mit ihnen passiert ist und was sie daraus lernen können – und zwar selbst dann, wenn es kein nächstes Mal geben sollte. Das hat sich ab der Finanzkrise 2008 verändert. Nun wurde das Scheitern gewissermaßen universalisiert. Und zwar in einer Situation, in der im Silicon Valley eigentlich nichts scheitern konnte. Während um das Valley herum alles in die Brüche ging, allen voran die Banken und Versicherungsgesellschaften, ging es hier nur immer weiter nach oben. Der Kult des Scheiterns funktionierte jetzt nur noch aus dem Rückblick. Erfolgreiche Menschen erzählten davon, wie sie auch mal eine Bruchlandung hingelegt hatten. Menschen also, die aus Stanford oder Harvard ins Valley gekommen waren, mal eine Million verbraten hatten, daraufhin noch eine Million bekamen und schließlich unglaublich reich wurden. Das ist natürlich hämisch gegenüber all jenen, für die Scheitern etwas ganz anderes bedeutet. Ob und wie man scheitern darf, hängt im Valley stark davon ab, wer man schon ist. Das Scheitern ist nichts Finales, sondern lediglich ein interessanter Punkt auf der eigenen Vita. Ich zitiere im Buch das Beispiel von Theranos, einem Biotech-Start-Up, das 2019 in einen Betrugsskandal verwickelt war. In deren Zentrale in Palo Alto hing ein Zitat von Michael Jordan, in welchem dieser sagte, dass er in seiner Karriere über 9000 Fehlwürfe gemacht, mehr als 300 Spiele verloren und 26-mal den letzten Wurf vergeigt habe, er also wieder und wieder gescheitert sei, aber es nur deshalb geschafft habe. Das ist exemplarisch. Denn es sind immer nur Leute wie Jordan, J.K. Rowling oder Mark Zuckerberg, bei denen das Scheitern interessant ist. Und zwar deshalb, weil es als Präludium eines unfassbaren Erfolgs erscheint.
Wobei Sie im Buch ja auch schreiben, dass zumindest Mark Zuckerberg dezidiert zugibt, wie privilegiert er in dieser Hinsicht war.
Ja, das hat mich in der Tat sehr positiv überrascht. In seiner Rede vor Harvard-Absolventen gab er 2017 zu, dass Facebook zwar ein Risiko für ihn war, aber nicht in dem Sinne, wie es das für viele andere gewesen wäre. Wäre die Sache nichts geworden, hätte er wieder zurück nach Harvard gehen können und alles wäre in Ordnung gewesen. Bei vielen anderen Menschen, die er kenne, sei das nicht so gewesen. Ob er in dieser Hinsicht wirklich so viele anderen Menschen kennt, mag man zwar bezweifeln. Dass er das so offen sagt, war dennoch wichtig. Denn damit legte er offen, wie sehr der Kult des Scheiterns das Soziale und Kreatürliche ausklammert, Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht oder Alter. Denn von diesen hängt eben ab, wer Scheitern kann und darf – und wer nicht. •
Adrian Daub, geboren 1980 in Köln, lehrt als Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. „Was das Valley denken nennt“ (169 S., 16 €) erschien soeben im Suhrkamp Verlag.
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