Jens Timmermann: „Wir sind alle nicht so gut, wie wir sein sollten“
Im Zentrum der Kritik der praktischen Vernunft steht die Freiheit. Unter dieser verstand Kant jedoch etwas anderes als wir heute: Nicht wenn wir unseren Wünschen folgen, sind wir frei, sondern wenn wir dem moralischen Gesetz gehorchen. Jens Timmermann erklärt, warum wir Kant zufolge alle das Gute erkennen, doch nur selten danach handeln.
Herr Timmermann, Kants erste Veröffentlichung zur Ethik, die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, erschien 1785, die darin vorbereitete Metaphysik der Sitten erst 1797, dazwischen die Kritik der praktischen Vernunft 1788. Warum diese Reihenfolge?
Das hat mit den Rezensionen der „Grundlegung“ zu tun. In ihnen wurden Kritikpunkte geäußert, auf die Kant glaubte, mit einer zweiten „Kritik“ (nach der Kritik der reinen Vernunft von 1781, Anm. d. Red.) reagieren zu müssen. Kant hat seine Meinung in bestimmten Punkten geändert. Man kann auch ziemlich genau sehen, wo er Bedarf für Klarstellungen sah, etwa darin, dass der kategorische Imperativ nur eine „Formel“ ist. Ein Hauptwerk mit dem Titel Metaphysik der Sitten wollte er schon lange schreiben, hat es aber erst 1797 geschafft. Die Abfolge der drei großen Schriften zur praktischen Philosophie war also ursprünglich gar nicht so geplant.
Was heißt es denn, dass der kategorische Imperativ eine „Formel“ ist, und was verlangt er von uns?
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