Frankfurter Schule
Bezeichnung für eine Denkschule, deren Zentrum das 1923 in Frankfurt gegründete „Institut für Sozialforschung“ darstellte, das zunächst von Max Horkheimer und später von Theodor Adorno geleitet wurde - mit dem Ziel, eine kritische Theorie hinsichtlich der Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft zu entwickeln. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, gingen die Vertreter dieser Denkschule ins Exil nach New York, wo ihnen die amerikanische Massenkonsumgesellschaft und die von ihr hervorgebrachte Pseudokultur ein ergiebiges Studienobjekt bot. Nach ihrer Rückkehr nach Frankfurt im Jahr 1950 setzen sie ihre Studien fort und prangern das Scheitern der Vernunft der Aufklärung, die Destruktivität des Fortschritts und die Missachtung des individuellen Glücks an. Die Vertreter dieser Schule sind Anhänger des Marxismus, berufen sich aber auch auf Freud. Ihr Wirken erstreckt sich über drei Generationen: die erste ist die Gründergeneration, zu der auch noch die ersten Schüler gehören (Horkheimer, Adorno, Walter Benjamin, Ernst Bloch). Sie ist geprägt von der Krise des Marxismus in Deutschland und von dem Bemühen darum, weiterhin ein Modell für eine gerechtere Gesellschaft aufzuzeigen. Die zweite Generation, in ihrem Vorgehen stärker interdisziplinär und vom Freudo-Marxismus geprägt, beeinflusst die Studentenrevolten am Ende der sechziger Jahre (der Jurist F.L. Neumann, der Psychoanalytiker Erich Fromm und der Soziologe Herbert Marcuse). Die dritte schließlich, die dem Neokantianismus entlehnt ist und ihr Forschungsgebiet umorientiert, indem sie die kommunikativen Grundlagen des Verstandes und die Wertschätzung des Individuums in den liberalen demokratischen Gesellschaften, die sich „fortschrittlich“ nennen, erforscht (Jürgen Habermas, Axel Honneth). Die Wirkungskraft dieser Schule zeigt sich in den Arbeiten einer vierten Generation von Forschern, zu denen heute als einer der berühmtesten Hartmut Rosa gehört, ein Vordenker der „sozialen Beschleunigung“ als einer Ursache von Entfremdung.