Individuum
Vom lat. individuus, hervorgegangen aus dem griech. atomon: „unteilbar“. Im allgemeinsten Sinne bezeichnet dieser Ausdruck ein konkretes Einzelding, das anhand der Einheit der es bestimmenden Merkmale erkennbar ist. Aristoteles glaubt, dass das Individuum das Ergebnis der Zusammensetzung von Form und Materie ist. Im Mittelalter wird dieser Ansatz von Duns Scotus bestritten, der im Gegenteil der Auffassung ist, dass der Individuationsprozess, aus dem ein Individuum hervorgeht, nicht zerlegt werden kann. In der Logik bezeichnet dieser Ausdruck das singuläre Subjekt, das in einer bestimmten Menge (Extension) enthalten ist, der letzte Begriff für jede logische Unterteilung, der also, wie Leibniz es bemerkt, kein Attribut einer anderen Substanz sein kann. In der Biologie definiert man so ein Lebewesen als organische Einheit und Teil einer Art (die also zusammengesetzt ist aus Individuen, die sich untereinander in ihren spezifischen Eigenschaften ähneln). In der Psychologie gründet Locke die Identität des Individuums nicht auf äußere Merkmale, sondern auf seine Erinnerung, die er als Bewusstsein von sich selbst versteht. In der Soziologie unterscheidet der Begriff des Individuums den Menschen nach seiner Zugehörigkeit als Teil einer Familie oder zu einer Gemeinschaft. Die Tendenz, dem Individuum in allen Bereichen den Vorrang einzuräumen, wird als Individualismus bezeichnet. In der Moral (die ihm das Konzept der Person entgegensetzt) wird dies als Form des Egoismus kritisiert. In der politischen Philosophie wird der Individualismus als Resultat (und u.a. auch als Fehlentwicklung) demokratischer Gesellschaften angesehen und vor allem vom Anarchismus und Libertarismus in Anspruch genommen.