Sein
Aus dem Griechischen einai und dem Lateinischen esse. Sein ist in erster Linie ein prädikatives Verb, das es erlaubt, ein Attribut auf ein Subjekt zu beziehen. Durch das Studium der Bedeutungen dieses Verbs im griechischen Sprachgebrauch (z.B. „Sokrates ist weiß“, „Sokrates ist sitzend“, ...) identifiziert Aristoteles die zehn Kategorien, die als Grundlage seiner Logik dienen (wie Qualität, Stellung, ...). Als substantiviertes Verb ist das Sein Gegenstand einer spezifischen Disziplin: der Ontologie, der Lehre des Seienden, die die metaphysische Reflexion einleitet. Initiiert von Parmenides, der behauptet, dass „Sein ist“ und dass „Nichtsein nicht ist“, wird diese Lehre von Aristoteles vertieft, der davon ausgeht, dass es eine Wissenschaft gibt, die „das Seiende als Seiendes betrachtet“ und dass vom Seienden zwar auf verschiedene Weise gesprochen wird, „aber immer in Beziehung auf eines und auf eine einheitliche Wesenheit“. (Metaphysik). Anlässlich einer Vielzahl von Debatten, wie z.B. im Mittelalter die zwischen Thomas von Aquin und Duns Scotus über das Sein Gottes (ist es anders als das Sein der Dinge?), steht für Heidegger die Frage des Seins überhaupt im Mittelpunkt: „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“, die grundlegendste Frage der Philosophie. Seiner Meinung nach kennzeichnet die „Seinsvergessenheit“ die gegenwärtige Vorherrschaft der Naturwissenschaft und Technik über das Denken.