Universelles
Vom lat. universalis, „das, was zu dem Einen zugewandt ist, allgemein“. Gemeint ist, was für das ganze Universum und somit auch für alle Menschen gültig oder von Bedeutung ist. Das Universelle ist das, was die Gesamtheit der Lebewesen und Dinge umfasst, der Gegenbegriff zum Einzelnen, Partikularen. Aristoteles verwendet den Begriff in seiner Logik, um einen Satz zu qualifizieren, dessen Inhalt in seiner ganzen Ausdehnung betrachtet auf jedes Individuum einer untersuchten Klasse zutrifft. Eine universale Annahme kann bejahend sein (wie zum Beispiel: „Alle Menschen sind sterblich“) oder verneinend („Kein Mensch ist unsterblich“). Im Mittelalter befasst sich der berühmte Universalienstreit mit dem Verhältnis zwischen den Universalien (Allgemeinbegriffe wie „Lebewesen“ oder „Rotheit“) und deren Realität. Die Nominalisten vertraten dabei die Auffassung, dass die Universalien nur im menschlichen Geist existieren; die Realisten schrieben ihnen eine eigene von den Einzeldingen verschiedene Existenz zu. Im 20. Jahrhundert wurde die Debatte durch die Logiker (vor allem Russell) wiederbelebt, diesmal aber ohne einen theologischen Hintergedanken. Vor allem Hegel verwendet diesen Begriff auf originelle Weise: er nimmt an, der Mensch habe ein Begehren nach dem Universellen (Absoluten), und zeigt, wie er sich in einer dialektischen Bewegung aus der empfundenen Partikularität (Vereinzelung) losreißt, was ihn dann Schritt für Schritt zu einem „konkreten Universellen“ führt. Dieses ist ein Idealtypus, aus dem die Dinge ihre Existenz ableiten, während das abstrakte Universelle nur der Ausdruck für ein Konzept der Elemente ist, die verschiedene Phänomene gemeinsam haben. Der Kolonialismus des Westens im 20. Jahrhundert, der im Namen der empfundenen Allgemeingültigkeit der eigenen Zivilisation voranschreitet, zieht in der Ethnologie und Anthropologie die Entwicklung der Kritik des „Ethnozentrismus“ nach sich (so zum Beispiel Levi-Strauss), demzufolge jede Gesellschaft, sei sie primitiv oder modern, dem Irrglauben verfällt, dass gerade sie die Verkörperung des universell Gültigen sei.