Birgit Schneider: "Die Rottöne sind uns ausgegangen"
Um den Klimawandel zu verstehen, brauchen Menschen Bilder in Form von Kurven, Karten und Fotografien. Die Medienwissenschaftlerin Birgit Schneider hat diese Bilder untersucht und erklärt, wie Klimadaten aufbereitet werden und wirken, angefangen bei Temperaturkarten von Alexander von Humboldt bis zum berühmten HockeyschlägerGraph und dem Symbol der roten, brennenden Erde.
Philosophie Magazin +

Testen Sie Philosophie Magazin +
mit einem Digitalabo 4 Wochen kostenlos
oder geben Sie Ihre Abonummer ein
- Zugriff auf alle PhiloMagazin+ Inhalte
- Jederzeit kündbar
- Einfache Registrierung per E-Mail
- Im Printabo inklusive
Hier registrieren
Sie sind bereits registriert?
Hier anmelden
Weitere Artikel
Brauchen wir Moskitomagneten?
In seiner „Komödie der Eitelkeit“ hat Elias Canetti 1933 spekuliert, wie eine Welt aussähe, in der es keine Spiegel gibt. Auf Erlass der Regierung werden alle Fotografien verbrannt, alle Spiegel verboten und vernichtet, niemand weiß mehr um sein Aussehen und kann etwa einen roten Fleck am Hals begutachten.
Karten für eine neue Welt
Gunnar Olsson hat sein Leben damit verbracht, Geografie zu lehren und das heißt in seinem Fall vor allem: Karten zu analysieren. Nach seiner Emeritierung im Jahr 2000 nutzte er die folgenden fünf Jahre dazu, ein Buch zu schreiben, so innovativ und fremdartig, dass es sich in keine Schublade einordnen lässt:
Frédéric Neyrat: „Für Geo-Engineering sind wir zu beschränkt“
Geo-Engineering entwickelt technische Möglichkeiten, das Klima auf der Erde zu verändern. Frédéric Neyrat sieht diesen Forschungszweig und die dahinterstehende geozentrische Vorstellung von Ökologie kritisch. An deren Stelle setzt er einen kosmologischen, holistischen Ansatz, der die Erde als Teil des Universums denkt.

David Mimoun: „Den Klängen eines anderen Planeten zu lauschen, ist unglaublich“
Die Bilder vom Mars-Rover Perseverance begeistern gerade die Öffentlichkeit. Doch auch der Ton des roten Planeten vermag zu faszinieren. David Mimoun, verantwortlicher Wissenschaftler des Rover-Mikrofons, spricht im Interview über den Sound des Mars, den Ursprung des Lebens und die Herausforderungen der Planetologie.

Kann uns die Liebe retten?
Der Markt der Gefühle hat Konjunktur. Allen voran das Geschäft des Onlinedatings, welches hierzulande mit 8,4 Millionen aktiven Nutzern jährlich über 200 Millionen Euro umsetzt. Doch nicht nur dort. Schaltet man etwa das Radio ein, ist es kein Zufall, direkt auf einen Lovesong zu stoßen. Von den 2016 in Deutschland zehn meistverkauften Hits handeln sechs von der Liebe. Ähnlich verhält es sich in den sozialen Netzwerken. Obwohl diese mittlerweile als Echokammern des Hasses gelten, strotzt beispielsweise Facebook nur so von „Visual-Statement“-Seiten, deren meist liebeskitschige Spruchbildchen Hunderttausende Male geteilt werden. Allein die Seite „Liebes Sprüche“, von der es zig Ableger gibt, hat dort über 200 000 Follower. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich eine Liebesbotschaft auch ins Zimmer stellen. „All you need is love“, den Titel des berühmten Beatles-Songs, gibt es beispielsweise auch als Poster, Wandtattoo, Küchenschild oder Kaffeetasse zu kaufen.
Platon und das Virtuelle
Im Internet sind alle nur vorstellbaren Inhalte verfügbar, Computerspiele lassen komplexe Parallelwelten entstehen, 3-D-Filme beeindrucken mit hyperrealistischen Bildern. Die Fortschritte in Informationstechnologie und Digitalisierung begründen das Zeitalter einer umfassenden Virtualität. Treten nun Illusionen an die Stelle der Wahrheit? Diese Frage führt unweigerlich zu Platon zurück, der in seinem Höhlengleichnis (abgedruckt in unserem Beiheft) die Verführungskraft der Bilder aufgezeigt und angeprangert hat. Doch die Aktualität des griechischen Philosophen besteht nicht nur darin, uns daran zu erinnern, dass wir in einer großen Matrix oder Höhle 2.0 leben. Mit Platon können wir auch verstehen, wie die heutigen Computerbilder erzeugt werden. Bringt uns die Virtualität vielleicht sogar der realen Struktur der Welt näher, statt uns von der Wahrheit zu entfernen?
Imre Kertész: "Denken ist eine Kunst, die den Menschen übersteigt"
Die Redaktion des Philosophie Magazin trauert um Imre Kertész. In Gedenken an den ungarischen Schriftsteller veröffentlichen wir ein Interview mit ihm aus dem Jahr 2013.
—
Nietzsche, Wittgenstein, Camus – es war die Philosophie, die Imre Kertész den Weg zur Literatur wies. Der ungarische Nobelpreisträger blickte in seinem, wie er selbst vermutete, „letzten Interview“ zurück auf ein Leben, das sich weder durch Konzentrationslager noch die kommunistische Zensur zum Schweigen verdammen ließ.
„Wissen Sie, ich habe viel über Ihre Fragen nachgedacht“, sagte Imre Kertész gleich zu Beginn, als er uns in seiner Wohnung in Buda, einem Stadtteil von Budapest, empfing. „Mir liegt daran, mit Ihnen ein schönes Interview zu führen, weil es vermutlich mein letztes sein wird.“ Dieser testamentarische Satz könnte makaber wirken, aber im Gegenteil: Seiner kurzatmigen Stimme zum Trotz leuchtet es in seinen Augen lebhaft und verschmitzt. Seit gut einem Jahrzehnt kämpft Kertész mit der Parkinsonkrankheit, Ursache zahlloser Schmerzen und Schwierigkeiten, von denen seine veröffentlichten Tagebücher berichten. Diese Krankheit zwang ihn, 2012 offiziell das Schreiben aufzugeben, und lässt ihm täglich nur wenige kurze Momente der Ruhe.
Es ist schwer, nicht gerührt zu sein bei der Begegnung mit diesem so geprüften und zugleich so zäh durchhaltenden Menschen, der unentwegt über die Paradoxa des Daseins als „Überlebender“ nachgesonnen hat. Imre Kertész wurde 1929 geboren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, dann nach Buchenwald gebracht, wo er 1945 die Befreiung des Lagers erlebte. Den wesentlichen Teil seines Lebens hat er daraufhin unter dem kommunistischen Regime in Ungarn verbracht. Kertész begann Mitte der fünfziger Jahre zu schreiben. Zugleich toleriert vom Regime und sorgsam ferngehalten von der Öffentlichkeit, veröffentlichte er in äußerst überschaubaren Auflagen und kühl aufgenommen von der offiziellen Kritik Meisterwerke wie „Roman eines Schicksallosen“ oder „Der Spurensucher“. Erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks wurden seine Werke in aller Welt übersetzt und fanden internationale Anerkennung, gekrönt vom Literaturnobelpreis im Jahr 2002.
Wenn es eine weniger bekannte Dimension seiner Existenz gibt, dann ist es das Verhältnis des Schriftstellers zur Philosophie. Aus Leidenschaft, doch auch, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, übersetzte Imre Kertész zahlreiche deutsche Philosophen vom Deutschen ins Ungarische, unter ihnen Friedrich Nietzsche und Ludwig Wittgenstein. Die Lektüre dieser Autoren sowie die von Albert Camus und Jean-Paul Sartre hat unentwegt sein Werk genährt. Vor allem aus dem Wunsch heraus, sich über seine – intensive und beständige – Beziehung zur Philosophie zu äußern, stimmte Kertész unserer Interviewanfrage zu.

Bruno Latour: „Mit dem Begriff Natur kann man nichts anfangen“
Menschliche Aktivitäten beeinträchtigen schneller, tiefgreifender und langfristiger als je zuvor die Umwelt, was Auswirkungen auf die Lebensbedingungen aller Lebewesen hat. Auf was für einer Erde werden wir zukünftig leben? Und stehen wir mitten in einem „geosozialen“ Klassenkampf um die Zukunft unseres Planeten und unserer Spezies? Fragen an Bruno Latour
