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Bild: agefotostock (Imago)

Impuls

Die demaskierte Gesellschaft

Kilian Thomas veröffentlicht am 01 Februar 2023 4 min

Heute endet die deutschlandweite Maskenpflicht im Fernverkehr. Während viele erleichtert aufatmen, geht es anderen zu schnell – oder nicht weit genug. Beide Reaktionen offenbaren ein schwerwiegendes Autoritätsproblem.

 

Unter den Jubelrufen der Liberalen fällt am morgigen Tag die Maskenpflicht im deutschen Fernverkehr. Damit endet jene Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie, die seit Mai 2020, also nahezu seit Beginn des Corona-Ausbruchs in Deutschland ohne Unterbrechung gegolten hatte. Die gerade in den letzten Tagen wieder vielbeschworene „Rückkehr zur Normalität“ scheint in greifbare Nähe zu rücken.

Ganz gleich, wie man sich selbst dazu verortet und ob man weiterhin Maske trägt oder nicht, hat der Beschluss etwas Gutes: Endlich ist, so scheint es, die politische Lagerbildung in Bezug auf die Maßnahmen der Corona-Bekämpfung vorbei. Schließlich gibt es keinen Anlass mehr, von einer Verschwörung durch Regierung und Medien auszugehen. Wenn die allgemeinen Verordnungen zum Schutz vor Corona mit dem Ende der Pandemie auslaufen, wird das Argument hinfällig, dass der Staat willkürlich die Grundrechte seiner Bürger einschränkt.

In gleicher Weise müsste sich auch jene Seite zufriedengestellt sehen, die im Gegensatz dazu stets auf noch weitreichendere Maßnahme gepocht hat: Immerhin gibt es keine hochgradig gefährliche neue Variante und keine Überlastung des Gesundheitssystems. Der Virologe Christian Drosten erwartet eine endemische Entwicklung des Infektionsgeschehens und Gesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert an „Eigenverantwortung und Freiwilligkeit“. Die WHO geht vorerst weiter von einem globalen Gesundheitsnotstand aus, führende Infektiologen fordern indes bereits ein Ende der Maskenpflicht im deutschen Gesundheitswesen.

 

Enttäuschung, beiderseits

 

Doch unter der gefallenen Maske kommt die Gesellschaft keineswegs geläutert und mit sich selbst versöhnt hervor. Sie zeigt sich vielmehr weiterhin als janusköpfiges Wesen, das auf der einen Seite – in Gestalt von Corona-Skeptikern – Entschädigung für die Freiheitsbeschränkung der vergangenen drei Jahre fordert, während es sich auf der anderen Seite – in Gestalt von Zero-Covid-Anhängern – weiterhin nach harten Maßnahmen sehnt. So wird unter Hashtags wie #CovidIsNotOver darüber diskutiert, dass der eingeschlagene Weg fehlgehe und unverantwortlich sei. Durch die Lockerung der Maßnahmen, so heißt es unter anderem, werde eine falsche Sicherheit suggeriert und die Bevölkerung ungeschützt einem gefährlichen Virus ausgesetzt.

Freilich artikuliert sich darin in erster Linie der nachvollziehbare Wille zu Vorsicht, Verantwortung und Rücksichtnahme. Der Tonfall, in dem diese Befürchtungen ausgesprochen werden, offenbart jedoch Enttäuschung und Misstrauen gegenüber staatlichen und fachlichen Autoritäten in Bezug auf die Gefahreneinschätzung der Pandemie. Der Wunsch nach Autorität – in Gestalt von weiterhin geltenden Bestimmungen – geht auf paradoxe Weise mit einem Zweifel an Autoritäten und ihrem Autoritätsanspruch einher.

 

Autorität in der Krise

 

In ihrem jüngst erschienenen Buch Gekränkte Freiheit analysieren Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in Bezug auf das geradezu entgegengesetzte Lager ein widersprüchliches Verhältnis zum Konzept der Autorität. Im Mittelpunkt der Studie stehen Querdenker und AfD-Anhänger, die Amlinger und Nachtwey zufolge das Ich an oberste Stelle setzen und einen Freiheitsbegriff vertreten, der Solidarität und Gemeinschaft ausklammert. Das Ergebnis sei ein „libertärer Autoritarismus“, der sich durch Vorschriften und soziale Gebote allenthalben in seiner Freiheit eingeschränkt sehe, aber selbst einen Hang zu autoritärem Totalitarismus besitze. Dieser Hang zeigt sich etwa in rechtspopulistischen Parolen oder der Forderung nach Strafverfolgung für diejenigen, die Corona-Schutzmaßnahmen in der Vergangenheit umgesetzt oder verteidigt haben.

Vermutlich würden sich Amlinger und Nachtwey davor verwahren, der Gegenseite – den Anhängern strenger Coronamaßnahmen – eine ähnliche Haltung zuzuschreiben. Und freilich steht hier nicht die liberale Freiheit des Einzelnen im Vordergrund, sondern die solidarische Rücksichtnahme auf die Gruppe und ihre vulnerablen Mitglieder. Aber ist es nicht möglich, dass sich die Krise der Autorität auch auf dieser Seite zeigt? Dass der „libertäre Autoritarismus“ von rechts durch eine Art „solidarischen Autoritarismus“ von links kontrastiert wird, der sich nun vor ein Begründungsproblem gestellt sieht?

Bisher konnten wissenschaftliche oder staatliche Autoritäten herangezogen werden, um die Einhaltung der Schutzregeln zu fordern: „Hört auf die Wissenschaft! Haltet euch an staatliche Vorschriften!“ Worauf soll man sich nun berufen, wenn nicht auf die eigene Beurteilung des gegenwärtigen Geschehens? Auch hier ist es mithin das einzelne Ich, das zu einer anderen Einschätzung der Lage kommt als äußere Autoritäten und mit dieser Einschätzung einen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erhebt. Maske zu tragen und Abstand zu wahren, ist dann keine persönliche Entscheidung auf individueller Ebene, sondern ein moralischer Appell an die Gesamtheit.

 

Maske als Symbol

 

In Abgrenzung gegenüber Leichtsinn und Egoismus auf der anderen Seite haben sich viele Menschen die Corona-Schutzmaßnahmen auf positive Weise angeeignet. Die Maske ist ein Symbol der Solidarität und Rücksichtnahme geworden, die über ihren medizinischen Nutzen hinausgeht. Mitunter hat diese Aneignung sogar obsessive Züge angenommen, wie Bernadette Grubner in Bezug auf die sublimierte Lust an Sterilität und Übererfüllung der Schutzregeln gezeigt hat.

Das macht die Maske zugleich zu einem politischen Distinktionsmerkmal: Wer sie trägt, erkennt nicht nur eine medizinische Notwendigkeit an, sondern verortet sich auch politisch. Vielleicht ist es nicht zuletzt dieser Verlust an Eindeutigkeit, der die mürrischen Stimmen irritiert, die nun das Ende der Maskenpflicht beklagen. Dabei hat der Beschluss in dieser Hinsicht doch eigentlich etwas Gutes: Wer weiterhin Maske trägt, zeigt damit – dem Paradox der Maske zum Trotz – sein „wahres Gesicht“, während sein Verhalten bislang auch einfach opportun gewesen sein konnte. •

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