Die AfD als Denkproblem
Die Partei Alternative für Deutschland erlebt einen Aufschwung, der viele besorgt, ängstigt oder erzürnt. Im Zentrum der Reaktionen auf den erstarkenden Rechtspopulismus steht dabei oft die Gewissheit, sich selbst auf der Seite der Vernunft zu befinden. Womit wir bereits beim Problem wären. Ein strategischer Essay über Klugheit im Konflikt.
Dass der Aufschwung des Rechtspopulismus die Politik stark emotionalisiert hat, ist kein überraschender Befund. Die populistische Methode lebt schließlich davon, Ressentiments zu wecken, Ängste zu schüren, Wut zu befeuern. Oft übersehen wird dagegen, dass auch die Reaktionen auf den Populismus von heftigen Gefühlen begleitet sind. In erklärtem Gegensatz zu einer Demagogie, die sich im sprichwörtlichen Bierzelt der „Ängste und Sorgen“ der Bürger annimmt, sehen Antipopulisten sich selbst gern als besonnene Vertreter von Aufklärung, Wissenschaft und Vernunft. Doch wer wollte bestreiten, dass Hillary Clinton affektive Verachtung zum Ausdruck brachte, als sie die Anhänger Donald Trumps als „basket of deplorables“ (Korb der Erbärmlichen) bezeichnete? Dass aus der Phrase, mit AfD-Wählern zu diskutieren, sei wie „Schach mit einer Taube“ zu spielen, stolzer Hochmut spricht? Dass die Bezeichnung der heutigen Rechten als „Faschisten“ von zuweilen hysterischer Furcht vor einem Rückfall in katastrophale Zustände getragen ist?
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Kommentare
Meiner Beobachtung und Überlegung nach verhalten sich die "Altparteien" wie systemdynamisch zu erwarten, und die Alternative für Deutschland auch. Zum vielleicht ausreichenden Glück gibt es anders als vor 100 Jahren viele Vergleichsländer in Europa und auch darüber hinaus, dazu eindrückliche Geschichte.
Wenn man Demokratie wertschätzt, dann scheint mir das Wahlrecht die effektivste Verbesserungsmöglichkeit. In einem Zweiparteiensystem gibt es auch eine linke/rechte Partei, und da irgendwo immer Wahlkampf ist und irgendwo immer regiert wird, können deren Parteivertreter zu Weilen sehr linke/rechte Politik machen um sehr linke/rechte Wähler zu engagieren, aber eben doch begrenzt, um weiterhin die Gunst der Wähler der Mitte zu erhalten und um in der Partei zu bleiben. Dass mal eher rechte und mal eher linke Politik gemacht wird, halte ich für gut für eine Polis jeder Größe.
Der Fachbegriff für das Wahlrecht mit der Folge eines Zweiparteiensystems heißt wenigst inspirierend "relatives Mehrheitswahlrecht in Einerwahlkreisen".
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Populismus, ob links oder rechts, ist für mich das Versprechen populärer, dabei in Teilen unmöglicher politischer Ergebnisse. Das kann durch Inspiration scheinbar unmögliches möglich machen und kann sich als leeres Versprechen herausstellen. Vorsichtiger Realismus ist für mich das Gegenüber, dieser kann alle seine Versprechen erfüllen und durch übertriebene Vorsicht mögliches unmöglich machen. Manchmal scheint mir Populismus besser, manchmal vorsichtiger Realismus.
Ich danke für den in Teilen sehr guten Beitrag und die Möglichkeit, zu kommentieren.